DasWAR“S: Die Patenbrigade im Schwimmbad
DasWAR“S Warum Peter Könnicke in dieser Woche baden ging Es gibt Dinge, die verlernt man nie, auch wenn man sie lange nicht mehr getan hat. Schwimmen zum Beispiel.
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DasWAR“S Warum Peter Könnicke in dieser Woche baden ging Es gibt Dinge, die verlernt man nie, auch wenn man sie lange nicht mehr getan hat. Schwimmen zum Beispiel. Man schafft vielleicht nur ein paar Meter, aber man geht nicht unter. Ähnlich ist es mit Wörtern. Es gibt Wörter, die hat man jahrelang nicht gehört hat. Plötzlich tauchen sie wieder auf. Vor ein paar Tagen saß ich mit ein paar Kollegen beim Essen und aus irgendeinem Grund fiel das Wort „Patenbrigade“. Das Rechtschreibprogramm meines Computers kennt das Wort nicht und gibt als Alternative „Panzerbrigade“ an. Auch zwei meiner Kollegen sahen mich fragend an. Ich habe ihnen erklärt, dass in der DDR jede Schulklasse in einem Betrieb eine Patenbrigade hatte. Meine arbeitete im VEB Drahtzieherei Wiesenburg. In der Schule haben uns die Lehrer erzählt, dass dies das einzige Werk ist, in dem für alle sozialistischen Länder CO2-Schweißdraht hergestellt wird. Darauf war ich stolz. In PA, das war die Abkürzung für das Schulfach Produkationsarbeit, habe ich dann selbst im Drahtwerk gearbeitet. Allerdings habe ich nicht den weltberühmten Draht hergestellt, sondern Campingstühle. Ich war nicht besonders geschickt darin, weshalb ich in PA immer eine Drei hatte. Ich habe mich immer gefragt, wer überhaupt auf meinen mäßig gezimmerten Stühlen sitzt. In dieser Woche fühlte ich mich bei einem Termin ins Brigade-Zeitalter zurückversetzt. Ein hoher Beamter aus dem Sportministerium besuchte das Kleinmachnower Schwimmbad. Dort ist vieles kaputt und muss repariert werden, was reichlich Geld kostet. Klaus Wandrei und Fritz Knuth haben ihm die Schwimmbecken und die Technik gezeigt. Sie erzählten, wie vor 30 Jahren in Feierabendinitiative das Bad gebaut wurde: Ich sah braun gebrannte Werktätige, die fröhlich die Mauerkelle schwingen und PA-Schüler, die Steine schleppten. Wandrei war damals der Bauleiter und Knuth schaffte als Chef eines Teltower Betriebes das Material heran. Sie waren die Patenbrigadiere. Gestern bin ich in Kleinmachnow baden gegangen. Ich dachte, ich muss wenigstens ein paar Bahnen geschwommen sein, um über das Bad schreiben zu können. Ich kraulte los und schon nach 50 Metern war ich kaputt. Ich fühlte mich wie nach zwei Stunden Campingstuhlproduktion in PA. Dabei bin ich einfach seit langem nicht mehr geschwommen.
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