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Einig. Politische Unterschiede sind bei den Kandidaten kaum zu erkennen.

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Potsdam-Mittelmark: Die Probleme der Älteren

Landtagskandidaten diskutierten über barrierefreie Wohnungen und Busfahren ohne Fahrschein

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Stahnsdorf - Sie werden immer älter und immer mehr: Die wachsende Zahl an Senioren im Raum Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Nuthetal bereitet Probleme, für die dringend Lösungen gebraucht werden. Bezahlbarer, barrierefreier Wohnraum ist knapp. Es fehlt an regionalen und flexiblen Betreuungsangeboten, auch holprige Wege und Straßen stellen Ältere vor Mobilitätsprobleme. Das sagt Ingrid Witzsche, Leiterin der Akademie 2. Lebenshälfte in der Region. „Wir wollen die Politik zwingen, sich mit dem Thema zu beschäftigen“, so Witzsche.

Am gestrigen Donnerstagnachmittag war dazu beste Gelegenheit. Gemeinsam mit den Seniorenbeiräten der Region hatte die Akademie die sechs Kandidaten für das Landtagsdirektmandat im Wahlkreis 20 zur Debatte ins Stahnsdorfer Rathaus eingeladen. Es war eines der ersten Aufeinandertreffen aller Bewerber vor der Wahl am 14. September. Leider blieb es auch nach über zweistündiger Debatte schwierig, politische Unterschiede auszumachen.

Immerhin belebte die 47-jährige Kandidatin der Piratenpartei, Jaenette Paech, die Debatte mit ihrem Vorschlag für ein fahrscheinloses Bus- und Bahnnetz in Brandenburg. Demnach würden alle Bürger zum Beispiel über Steuern einen festen Betrag zahlen – etwa 20 Euro im Monat – im Gegenzug könnten sie Busse und Bahnen ohne Ticket nutzen. Davon würden vor allem Senioren mit kleiner Rente profitieren, sagte die neue Teltower Stadtverordnete.

Der Stahnsdorfer Grünen-Politiker Thomas Michel unterstützte die Idee: „Die Attraktivität des Nahverkehrs würde damit steigen, die Diskussion sollten wir beginnen.“ SPD-Landtagsabgeordnete Sören Kosanke trat hingegen auf die Bremse und warnte: Bei dem Modell müssten auch Menschen zahlen, die keine Busse oder Bahnen nutzen – das seien mitunter auch Senioren.

Der FDP-Landtagsabgeordnete HansPeter Goetz warb in Fragen der Mobilität indes für eine regionale Lösung: Einen einheitlichen Bustarif für die Region Teltow von 50 Cent je Fahrt. Goetz war es auch, der Themen abseits der großen Fragestellungen setzen konnte: Er regte an, die Denkmalschutzverordnung im Land so zu ändern, dass zum Beispiel Kopfsteinpflasterstraßen in historischen Altstädten künftig mit glattem Asphalt überzogen werden können, um sie rollatortauglich zu machen.

CDU-Kandidat Daniel Mühlner aus Stahnsdorf machte sich indes für den S-Bahn-Ausbau in seinen Ort stark und fand damit Zustimmung bei allen anderen Mitbewerbern. Einig waren sich alle Kandidaten auch in der Frage des Renteneintrittsalters: Hier müssen flexible Lösungen geschaffen werden, sagte der erst 21-jährige Linken-Kandidat Konstantin Gräfe. Der Nuthetaler Politikstudent warnte vor der Rente mit 67 als versteckte Rentenkürzung. Zwei Jahre früher sollten Arbeiter abschlagsfrei in den Ruhestand gehen dürfen. Im Gegenzug könnten sie sich stärker im Ehrenamt engagieren: „Ich glaube, bei den Alten schlummert ein großer Schatz für die Gesellschaft.“

Auch in Sachen Wohnungsnot lagen die Kandidaten auf einer Wellenlinie: neue, bezahlbare, barrierefreie Wohnungen müssen her. Den Bau könnte das Land fördern, forderte der Grüne Michel. Mühlner sprach sich dafür aus, die kommunalen Wohnungsgesellschaften zu stärken. Sie könnten zum Beispiel kostengünstige kommunale Grundstücke erhalten, schlug indes Hans-Peter Goetz vor. Sören Kosanke wagte einen Ausblick: Die SPD werde bei einem Wahlerfolg die Wohnungsbauförderung im berlinnahen Raum weiter ausbauen. Tobias Reichelt

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