Potsdam-Mittelmark: Die Queen bleibt 20 Minuten
Nur wenige werden sie aus der Nähe sehen, einige aber von ganz nah
Stand:
Nur wenige werden sie aus der Nähe sehen, einige aber von ganz nah Stahnsdorf - Es wird alles ganz schnell gehen: 20 Minuten lang werden Queen Elizabeth und ihr Mann, Prinz Philip, am Nachmittag des 3. November auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof sein. Ein paar kurze Minuten davon sind für das Gespräch mit einigen Menschen aus der Region reserviert. Menschen, die zu Zeiten zum Gedenken der britischen Soldaten auf den Friedhof kamen, als das gar nicht gern gesehen war. Wer sonst noch einen Blick auf die Queen werfen will, der wird früh da sein müssen. Und auf Glück hoffen. 150 „normale Besucher“ werden die Organisatoren auf das Gelände des Britischen Soldatenfriedhofs lassen, wo sich die gesamte Zeremonie abspielen wird. Die übrigen werden versuchen müssen, das Geschehen von draußen über die Hecke zu verfolgen. Auf dem restlichen Gelände wird man sich bewegen können wie an jedem andern Tag. So hat es gestern Mike Parish in Stahnsdorf angekündigt. Parish ist Heeresattaché der Britischen Botschaft und Cheforganisator für die Besuchsstation Südwestkirchhof. Der Ablauf des Nachmittags ist akribisch durchgeplant. Bürgermeister Gerhard Enser wird die Queen und ihren Mann am Eingang des Soldatenfriedhofs begrüßen und dann einer Gruppe von Honoratioren vorstellen: Wolfgang Huber, Vorsitzender der Evangelischen Landeskirche, Konsistorialpräsident Uwe Runge, Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeldt, Güterfeldes Ortsbürgermeister Dieter Huckshold und Angelika Enke für die Gemeindevertretung. Sie vertritt Michael Burhenne, der durch einen Termin verhindert ist, der offenbar schon seit vielen Wochen feststeht. Dann folgt die Zeremonie: Bischof Huber spricht ein Gebet, die Kapelle spielt zwei Hymnen. Die Queen legt einen Kranz nieder und besucht die Soldatengräber. Und jetzt kommt das Gespräch mit der Gruppe aus der Region. Elf Menschen (und ihre Partner) sind es, stellvertretend für viele andere, die besonders Anfang der 80er Jahre den „Remembrance Day“ besuchten, an dem die Briten jährlich im November der Gefallenen des Ersten Weltkriegs gedachten. Dafür nahmen sie auch Repressalien in Kauf. Für die damaligen DDR-Bürger war es ein Fenster in eine andere Welt, das sich damals kurz öffnete, wie es Jürgen Böhm vom Heimatverein gestern formulierte. Die Queen sieht die Haltung dieser Leute heute als einen Akt der Verständigung und Versöhnung. Es hat noch einige mehr gegeben, die sich bei den Organisatoren gemeldet hatten. Dass die Auserwählten ihre Partner mitbringen, war schon ein Entgegenkommen der Briten. Eine eigene Einladung haben außerdem einige Friedhofsgärtner bekommen, die das britische Areal zu DDR-Zeiten pflegten, und ihre Kollegen von heute. In der Stahnsdorfer Verwaltung ist gestern die erste Anfrage einer Schulklasse eingegangen, die den Besuch aus der Nähe beobachten möchte. Die Auswahl der Leute machen aber die Sicherheitskräfte erst am Tage. Wer sich Hoffnung macht dazuzugehören, sollte wohl Tasche oder Rucksack zu Hause lassen. Dass es voll werden wird, daran hat Olaf Ihlefeldt keinen Zweifel. Er hat vergangenen Sonntag schon beobachten können, dass viel mehr Besucher auf den Britischen Soldatenfriedhof kamen als sonst: um sich den Ort anzuschauen, wo nächste Woche die Queen sein wird.Volker Eckert
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: