Potsdam-Mittelmark: Die Region ins Rollen gebracht
Schwielowsees Fahrradsonntag mobilisiert die Einwohner – und zeigt, wie rege Radwege genutzt werden
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Schwielowsee - Ein langer Korso aus Chrom und Luftballons rollt die Uferstraße hinunter: Es sind Hunderte Schwielowseer, die sich wieder auf ihre Drahtesel geschwungen haben. Von Rad zu Rad wird geplaudert, per Klingel werden Bekannte begrüßt – oder ein zu träger Vordermann zur Seite gebeten. Kinder strampeln sich durch die Menge, Eltern versuchen mitzuhalten. Der alljährliche Fahrradsonntag der Gemeinde mobilisiert nach wie vor die Radler in der Region – und zeigt, wie stark die Radwege hierzulande genutzt werden. Gestern fand er zum mittlerweile 13. Mal statt.
Der Erfolg des „rollenden Volksfestes“ ist einer der Gründe, warum sich Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) einen weiteren Ausbau der Radlerpisten in ihrer Gemeinde wünscht. Während die Route um den Schwielowsee seit Jahren ausgebaut ist, sieht Hoppe zwischen Ferch und der Landesstraße 90 noch Bedarf. Auch eine Verbindung von Ferch nach Neuseddin müsste noch gebaut werden, sagt sie am Rande des Fahrradsonntags. Beide Vorschläge hat Hoppe bereits dem zuständigen Landkreis Potsdam-Mittelmark vorgetragen, der hat sie in seine Radwegekonzeption aufgenommen. Allerdings sind die Mittel begrenzt.
Langfristig will der Landkreis einen „Rundkurs Potsdam-Mittelmark“ schaffen, der sich aus dem bestehenden Netz entwickeln soll und grenzenlose Radlerfreiheit zwischen Fläming, Zauche und Havelland ermöglicht. Im Moment gibt es vier überregionale Routen wie den R1 oder die Tour Brandenburg und viele kleinere, die Pendlern, Schülern und Touristen schon ein gutes Vorankommen ermöglichen. Teil des Konzeptes ist ein Ausbau des Netzes zusammen mit den Kommunen, Geld kann der Kreis aus seinem Entwicklungsbudget sowie der Tourismusförderung dazuschießen. Aber auch die Vermarktung müsse vorangebracht werden und die Wege in digitaler Form für Handy und Navigationsgerät aufgearbeitet werden, heißt es im Kreiskonzept.
Auf Landesebene wird indes am Radwegebau gespart: In der aktuellen Ausbauperiode bis 2016 sind zahlreiche Pisten entlang der Landesstraßen gestrichen worden, lediglich von Fresdorf über Stücken nach Zauchwitz soll in den kommenden drei Jahren ein neuer Radweg entstehen. Fertiggestellt ist indes die Etappe des Havelradweges entlang der L 90 von Werder (Havel) nach Phöben: Am 2. Oktober soll das Teilstück offiziell eröffnet werden, kündigt die SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Melior an. Auch sie ist traditionell beim Fahrradsonntag dabei – mit ihrem Mann auf einem Tandem. In den kommenden Jahren gehe es verstärkt darum, Lücken zu schließen und vorhandene Radwege in Schuss zu halten, sagt sie – und dabei seien auch die Kommunen gefragt.
Die Gemeinde Schwielowsee hat ihre Hausaufgaben gemacht: 2013 soll das letzte Stück der Uferpromenade in Ferch hinter dem Haus am See hergestellt werden, für Radler und Spaziergänger. Der malerische Weg um den südlichen Zipfel des Schwielowsees, der seit den 1990ern ausgebaut worden ist, wurde auch aus EU-Töpfen gefördert. Hoppes Hoffnung: dass diese Quelle nach der aktuellen Förderperiode bis 2013 nicht versiegt.
Schwielowsee, sagt Bürgermeisterin Hoppe, sei eine aktive Gemeinde: Die Einwohner würden gern und häufig radeln. Hinzu kommen unzählige Radtouristen, die hier Erholung suchen: So sind auf der Baumgartenbrücke im Rahmen einer Studie 2010 über das Jahr fast 90 000 Radler in Richtung Potsdam und über 100 000 Richtung Werder gezählt worden – so viele wie sonst nirgends in der Region. Der Fahrradsonntag, der auf drei unterschiedlichen Touren begangen und von einem umfangreichen Programm flankiert wird, hat dazu sicher beigetragen.
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