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Potsdam-Mittelmark: Die Ruhe ist vorbei

Mücken, Bremsen und Hitze: Besonders in Wassernähe leidet das Vieh auf der Weide unter den Insekten

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Potsdam-Mittelmark - 2007 scheint kein guter Sommer für mittelmärkische Kühe zu werden. Erst der tagelange Regen und nun das: Mückenschwärme trüben den Sonnenschein auf den Weiden der Landwirtschaftsgenossenschaft Agro-Saarmund. „Dieses Jahr ist es extrem“, sagt Agraringenieurin Renate Schulze, die sich bei der Agro-Saarmund um die Rinder kümmert. Statt endlich gemütlich im Gras zu liegen, sind die Kühe damit beschäftig, ununterbrochen ihre Köpfe zu schütteln und mit den Schwänzen zu wedeln – das einzige, was zumindest ein wenig gegen Stiche hilft.

Mehr als 8000 Tiere stehen laut Landratsamt in Potsdam-Mittelmark auf Weiden und Koppeln – hauptsächlich Pferde, Schafe und Rinder. Vor allem auf Wiesen in der Nähe von Flüssen und Seen werden die Insekten jetzt zur Plage. Aber auch dort, wo der Regen der vergangenen Wochen viele Pfützen hinterlassen hat. Denn Wasserplätze sind die Brutstätten der blutsaugenden Parasiten. Auch auf den Weiden der Agro-Saarmund rund um Nuthetal stehe noch das Wasser, so Schulze.

Ihre 600 Rinder würden jedenfalls „mächtig unter den Mücken leiden“. Die Insekten haben es nämlich auf die Augen und Nasen der Tiere abgesehen, stechen sie bevorzugt dort in die Schleimhaut. Die giftige Kriebelmücke kann laut Experten im Schwarm sogar Weidevieh töten. Zudem verletzen sich Rinder, Pferde und Schafe oft, wenn sie die summenden, fliegenden Mückenwolken entdecken und panisch die Flucht ergreifen.

In Hessen hat das Landesamt für Landwirtschaft seinen Bauern vor einigen Tagen darum empfohlen, das Vieh nicht zu früh ins Freie zu treiben, weil es nach dem milden Winter und den hohen Frühlingstemperaturen zu einem Anstieg der Kriebelmücken-Population gekommen sein könnte. Auch im brandenburgischen Landkreis Potsdam-Mittelmark gibt es Kriebelmücken, bestätigte Amtsveterinärin Sonja Hahlweg: „Ein Kriebelmücken-Problem ist mir aber nicht bekannt.“

Mit den gewöhnlichen Mücken haben die Tiere ohnehin schon genug zu kämpfen. Ihre Rinder seien sehr unruhig, findet Renate Schulze von der Agro-Saarmund. Und es wird offenbar nicht besser. Ingo André von der Beelitzer „Frischei und Lammfleisch“-Genossenschaft, die 30 Schafe und 200 Kühe rund um Beelitz auf der Weide stehen hat, glaubt, dass wegen des schwülen Wetters nun auch bald die Bremsenplage beginnt. „Das wird jetzt richtig losgehen“, so André.

Zwar gibt es auch für Tiere eine Art Mücken- und Bremsenschutzmittel. Doch hunderte Kühe damit einzureiben, sei ein Ding der Unmöglichkeit, erklärt Schulze. Ihren Kühen bleibt darum wohl nur eins: Kopf schütteln und mit dem Schwanz wedeln.Juliane Wedemeyer

Juliane Wedemeyer

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