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Potsdam-Mittelmark: Die Stadtgüter Sputendorf werden abgerissen

Stahnsdorf - Die großen Viehställe hinter dem Wirtschaftshof sind inzwischen leer geräumt, am Ende des Monats wird auch das kleine Büro im Klinkerbau an der Wilhelm-Pieck-Straße abgeschlossen: Das Stadtgut Sputendorf ist kein eigenständiger Landwirtschaftsbetrieb mehr, wird mit den Gütern Großbeeren und Waßmannsdorf zu einer Art Stadtgut Süd zusammengelegt. Die Folge für die alten Wirtschaftsgebäude und Siloanlagen in Sputendorf: Abriss.

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Stahnsdorf - Die großen Viehställe hinter dem Wirtschaftshof sind inzwischen leer geräumt, am Ende des Monats wird auch das kleine Büro im Klinkerbau an der Wilhelm-Pieck-Straße abgeschlossen: Das Stadtgut Sputendorf ist kein eigenständiger Landwirtschaftsbetrieb mehr, wird mit den Gütern Großbeeren und Waßmannsdorf zu einer Art Stadtgut Süd zusammengelegt. Die Folge für die alten Wirtschaftsgebäude und Siloanlagen in Sputendorf: Abriss. Gestern waren bereits 35 ABM-Kräfte auf dem Gelände gegenüber dem Dorfteich. "Rückbau und Entsorgung von Wirtschaftsgebäuden und Siloanlagen" lautet das vom Arbeitsamt aufgelegte Projekt, das weitgehend vom Berliner Senat finanziert wird. Es ist zunächst bis Ende Oktober befristet, ob die Arbeiten dann weiter gehen, ist noch offen. Für die Vergabe der Stellen zeichnete die Gemeinnützige Arbeitsförderungsgesellschaft Klausdorf verantwortlich, deren Vertreterin vor den Einzelgesprächen mit den ABM-Bewerbern gleich sehr deutlich machte: „Es ist keine Schlaf- ABM." Die Männer erwartet anstrengende körperliche Arbeit, die handwerkliches Geschick erfordert und möglicherweise auch gesundheitliche Risiken birgt. Bei den großen Viehställen, die weitgehend in den 60er Jahren entstanden sind, ist viel Wellasbest verarbeitet worden. Das war zu Zeiten, als die einstigen acht Stadtgüter am Rande Berlins den Status von volkseigenen Gütern hatten und im DDR-Wirtschaftsgefüge einen bedeutsamen Rang einnahmen. Was auch für das Gut Sputendorf mit seinen Betriebsteilen Schenkenhorst und Markgraffshof galt. Es hatte gut 1400 Hektar Land unter dem Pflug und war auf eine vielseitige "Tierproduktion" ausgerichtet. In Sputendorf wurden besonders die Aufzucht von Jungrindern und die Bullenmast betrieben, im benachbarten Schenkenhorst entstand die Milchviehanlage mit Abkalbestall. Daneben auf dem Gelände des heutigen Reiterhofes wurden 2000 Schweine gemästet. In das Wirtschaftsleben des Gutes war die ganze Gemeinde eingebunden: Es gab Handwerkerbrigaden für Schmiede und Stellmacherei, eine „Frauenbrigade“, die Gärtnerei hatte einen guten Ruf und im großen Speicher wurde Futterschrot auch für andere Betriebe gemahlen. Nach der Wende gingen die Güter wieder an die Stadt Berlin zurück. Es waren insgesamt 14, die im Jahr 1905 von der Hauptstadt aufgekauft worden waren . Einige Güter gibt es schon lange nicht mehr, nun will sich der Senat auch vollständig von Ackerbau und Viehzucht trennen, denn es bringt nur Verluste. Im vorigen Jahr hatte die Stadt ein Minus von 1,8 Millionen Euro zu tragen. Deshalb soll alles privatisiert werden. In Kürze erfolgt dazu eine neue Ausschreibung. "Die Felder werden bis dahin wie gewohnt weiter bestellt, und vorerst wird auch die große Milchviehanlage in Schenkenhorst mit ihren derzeit fast 400 Kühen bestehen bleiben", meinte Heinz Springer, der langjährige Sputendorfer Gutschef. Der alte kleine Gutshof mitten im Dorf ist schon bald nach der Wende zu einer Heimstatt etlicher Gewerbebetriebe geworden. Georg Jopke

Georg Jopke

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