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Potsdam-Mittelmark: Die vier Damen von der Insel

Das Konzept der Inselmanufaktur in Werder scheint aufzugehen – viermal Selbstgemachtes unter einem Dach

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Das Konzept der Inselmanufaktur in Werder scheint aufzugehen – viermal Selbstgemachtes unter einem Dach Von Elisabeth Richter Werder - Seit der Eröffnung der Insel-Manufaktur im Oktober letzten Jahres hat es einige Wechsel in den Geschäftsräumen gegeben. Torsten Möwes, der das großflächige Haus am Markt auf der Werderaner Insel gekauft und saniert hat, betont das Wort „Manufaktur“: Kunsthandwerker wollte er in diesem Haus versammeln, Leute, die mit Begeisterung Dinge herstellen, ohne jedoch Künstler sein zu wollen. Da hat es Differenzen gegeben, aber jetzt scheint sein Konzept aufzugehen. Es sind vier Läden, geführt von einem illustren Damenquartett, das hinter der neu gestrichenen oxidroten Fassade seinen Platz gefunden haben. Von Anfang an dabei war Torsten Möwes Ehefrau Manuela Möwes mit dem „Kerzenkeller“, der schon lange nicht mehr im Keller haust, sondern sich über zwei Etagen hinzieht. Im oberen Stockwerk sind zehn Tauchbecken fürs Kerzenziehen, ganze Kindergeburtstagsgesellschaften und Betriebsausflügler können hier tätig werden. Die Nachfrage ist groß, sagt Manuela Möwes. Ihre eigene Werkstatt liegt im Erdgeschoss im ehemaligen Schlachtraum der Schlachterei „Hähnel“, die hochgezogenen grünen Kacheln an den Wänden erinnern an die ehemalige Bestimmung. Hier entstehen unter anderem originelle Kerzenobjekte, die Manuela Möwes in selbstgemachten Silikonformen gießt: Kätzchen, Seesterne, Frösche, und als Clou sogar den Alten Fritz. Der „Kerzenkeller“ ist über einen kleinen Innenhof zu erreichen, der mit Tisch und Stühlen so privat aussieht, dass manch ein Besucher zögernd stehen bleibt und fragt, ob man durchgehen darf. Man darf, man soll. Man kann sich aber auch hinsetzen, und vielleicht gibt es irgendwann auch eine kleine Bewirtung mit Kaffee oder selbstgemachten Leckereien – Torsten Möwes kann sich für die Zukunft vieles vorstellen. Über den Hof kann man auch den Laden für Glaskunst von Sylwia Adamiak betreten. Die junge Frau aus Polen verkauft hier seit Mai Glas-Lichtobjekte, die ihr Lebensgefährte Uwe Nathansohn entwirft. Verschieden große Glaszylinder sind mit Glasblumen und anderen Glasobjekten und Wasser gefüllt, obenauf wird ein Teelicht gesetzt, das im verfüssigten Zustand durchsichtig wird und das Glas zum Leuchten bringt. Daneben gibt es Glastierchen aus Böhmen, federleichte marmorierte Glaseier und Schalen aus der Glashütte von Krosno in Polen, handbemalt von Sylwia Adamiaks Mutter. Ganz neu in den Geschäfträumen ist seit dem 1. August der Laden „Mona Lisa“ von Marion Pichel. Sie bemalt Geschirr mit leuchtenden Blumenmotiven, ganze Serien von Kornblumen, Mohn und Sonnenblumen; jedes Teil ist ein Einzelstück. Die Becher, Teller und Schälchen hat sie bisher in ihrem Atelier in Falkensee bemalt. Seit sie den Laden in Werder hat, malt und brennt sie die Stücke aber auch hier. Ihr gegenüber, auf der anderen Flurseite, wird es nahrhaft: Hier gibt es selbstgemachte Marmelade und Liköre in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Die Etiketten zeigen die bekannte Werderaner Silhouette mit Kirche und Windmühle und verweisen auf das Michaelis-Café – noch, denn dessen Inhaberin Inge Lauwasser gibt aus gesundheitlichen Gründen das Café auf und widmet sich voll und ganz der Herstellung von Marmeladen und Likören. Ihre Schwiegereltern haben eine Gärtnerei und können sie mit den notwendigen Zutaten beliefern, und so entsteht Quittenlikör, Himbeer, Apfel, Walnuss. Walnusslikör? Eine Kostprobe zeigt, dass er tatsächlich intensiv nach Nuss schmeckt. Die Früchte werden dafür im Juni unreif geerntet und verarbeitet. Torsten Möwes, der stellvertretend für Inge Lauwasser den Verkauf betreibt, bis sie ab September selbst einsteigt, erzählt nicht ohne Stolz, wie kürzlich vier Österreicher im Laden waren und sich darüber mokierten, dass die Deutschen nun auch die allerheiligsten österreichen Spezialitäten abkupfern, den Walnusslikör zum Beispiel. Möwes schenkte ihnen eine Kostprobe ein und die vier guckten betreten: „Besser als unserer“, mussten sie zugeben. Die Insel-Manufaktur Am Markt 24 ist Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Elisabeth Richter

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