Potsdam-Mittelmark: Die Wartung der Königsbrücke wurde über Jahre sträflich vernachlässigt
Bericht des Sonderausschusses: Keine Kontrollen, kein Abnahmeprotokoll, keine Buchführung / Für Killatbrücke jetzt Antrag gestellt
Stand:
Bericht des Sonderausschusses: Keine Kontrollen, kein Abnahmeprotokoll, keine Buchführung / Für Killatbrücke jetzt Antrag gestellt Nuthetal - Die Gründe für den Verfall der Königsbrücke sind nicht nur in der mangelhaften Konstruktion zu suchen. Offenbar sind Kontrolle und Wartung des erst zehn Jahre alten Bauwerks vollkommen vernachlässigt worden. Das hat Rainer vom Lehn (Grüne), Vorsitzender des Sonderausschusses Königsbrücke, in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses berichtet. Erst als die Brücke schon akut einsturzgefährdet war, sind die Schäden im vergangenen Sommer bekannt geworden. Daraufhin wurde der Ausschuss eingesetzt, um die Verantwortlichkeiten zu klären. Bei einem Bauwerk wie der Königsbrücke ist der Eigentümer zu regelmäßigen Kontrollen von unterschiedlicher Intensität verpflichtet. Die letzte Großkontrolle hätte das Bauamt im Jahr 2000 veranlassen müssen, was aber nicht geschah. Stattdessen hat eine Durchsicht der Rechnungen ergeben, dass die letzte Wartung im Jahre 1995 stattfand. Außerdem gibt es kein offizielles Abnahmeprotokoll. Das vorgeschriebene Brückenbuch zur Dokumentierung wurde erst drei Jahre nach Fertigstellung des Baus angelegt, seitdem aber nicht weitergeführt. Rainer vom Lehn hielt sich gegenüber den PNN aber mit Schuldzuweisungen zurück: „Wir tragen nur zusammen, die Wertung muss hinterher die Gemeindevertretung übernehmen.“ Ob die Brücke saniert wird, ist weiterhin ungewiss. Zum einen fehlt noch das Gutachten über den Zustand der Hölzer. Außerdem ist die Finanzierung ungewiss. Im ersten Entwurf des Haushalts ist dafür Geld vorgesehen, kann aber im Zuge der Kürzungen noch herausfallen. Nach wie vor gilt: Die Sanierung wäre nur sinnvoll, wenn sich jenseits der Nuthe ein Wegenetz anschließen würde, was zurzeit nicht der Fall ist. Die Gemeinde glaubt nach wie vor an eine mögliche Lösung. Im Hauptausschuss wurde dafür plädiert, sich mit Potsdam an einen Tisch zu setzen. Zurzeit läuft ein Bodenneuordnungsverfahren im Auftrag des Filmparks Babelsberg, der in dem Gebiet Ausgleichsflächen schafft. Unterdessen läuft das Antragsverfahren für den Ersatzbau, den der Landwirt Olaf Killat 100 Meter weiter über die Nuthe gebaut hat. Killat hatte dafür keine Genehmigung, weshalb die Bauaufsicht eingeschritten ist. Nun ist der Antrag nachgereicht. Von seiten der Wasserbehörde wurden allerdings schon Zweifel an der Genehmigungsfähigkeit laut, etwa weil der Abstand zur Wasseroberfläche zu gering sein könnte. Die Bauaufsicht hat fürs erste eine Nutzungsuntersagung verhängt mit dem Argument der Gefahrenabwehr. Schließlich sei nicht klar, ob die Statik der Brücke einwandfrei sei. Parallel läuft ein Bußgeldverfahren gegen Killat. Laut demLandratsamt gelten 10 Prozent der Gesamtkosten als Faustregel. Nach Expertenmeinung dürften die angesichts der simplen Konstruktion im vierstelligen Euro-Bereich liegen. Volker Eckert
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: