KulTOUR: Die Welle rauscht
Neue Biografie, Ausstellung und Vortrag über den Maler Karl Hagemeister
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Werder - Karl Hagemeister (1848 bis 1933) war der Ansicht, dass man Bilder nicht nur sehen, sondern auch hören sollte. Tatsächlich wurde dem Maler diese besondere Fähigkeit nachgesagt: Von der gewaltigen Kraft seiner Wellenbilder war die Rede, vom Rauschen, das man in ihnen vernehmen konnte. Und von der Stille, die sich über seine märkischen Herbstlandschaften legt. Nun stellt Anja Möller vom LandschaftsKontor drei Projekte vor, die neues Licht auf den märkischen Künstler werfen: Eine kompakte Biografie, eine Ausstellung auf der Inselstadt Werder (Havel) und Diavorträge mit Dr. Margit Bröhan.
„Eine gute Mischung aus geforderter Kürze und inhaltlicher Präzision sowie Einfühlung in Werkzusammenhang und Persönlichkeit“, schreibt die Kunsthistorikerin Annegret Portsteffen aus Bonn über die soeben erschienene Biografie. Nach langer Recherchearbeit ist das Heft „Karl Hagemeister – Von Werder bis Lohme“ jetzt in der Reihe „Menschen und Orte“ der Edition A. B. Fischer (6 Euro, ISBN 3-937434-13-5) erschienen. „Die Besonderheit besteht in der Verbindung zu den aktuellen Orten, an denen der Maler gelebt und gearbeitet hat“, erläutert die Autorin Anja Möller, die neben der Landschaftsarchitektur auch Kunstphilosophie und -geschichte studierte. So ergänzen sich Zitate, Werkabbildungen, historische und aktuelle Fotografien mit dem lebendigen Text.
Der bekannte Maler Friedrich Preller der Ältere, der ein Schüler Goethes war, nahm den jungen Volksschullehrer Hagemeister spontan als Schüler an und vermittelte ihm eine besondere Sichtweise auf die Natur. Das gewissenhafte Natur-Studium stand an oberster Stelle, sein Schüler sollte sich auf keinen Fall Werke anderer Maler zum Vorbild nehmen. Diesen Rat befolgte Hagemeister und wurde zu einem der eigenständigsten Maler seiner Zeit, den Julius Meier-Graefe neben Max Liebermann als „Patriarchen der Malerei“ bezeichnete.
In der neuen Biografie erfährt man den eigenwilligen Lebensweg des naturverbundenen Malers, der sich über lange Zeit von der Jagd und Fischerei ernährte. Nach seinen Studien- und Wanderjahren, die er gemeinsam mit dem Freund und Kollegen Carl Schuch verbrachte, lebte er zurückgezogen in der Umgebung seiner Heimatstadt Werder (Havel). Seine Malerei wird immer lichthaltiger und die Formate größer. Das Licht hat den Maler Karl Hagemeister ein Leben lang beschäftigt. Er unterschied eine Vielzahl von Arten des Lichts, wie z. B. flutendes –, fließendes – oder wanderndes Licht. Das Karl Bröhan-Museum Berlin bezeichnet ihn sogar als „Luminaristen“.
Karl Hagemeister stammte aus einer Obstzüchterfamilie und wuchs auf der Inselstadt auf. Selbst als er im Alter bekannt wurde und viele Auszeichnungen erhielt, blieb er bescheiden. Er erhielt die Goldene Medaille auf der Internationalen Kunstausstellung in München, eine Ehrenprofessur der Berliner Akademie der Künste, eine Sonderausstellung in der Nationalgalerie und die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Werder (Havel). Max Liebermann bat ihn, ein Buch über den Freund Carl Schuch zu schreiben. Das Ergebnis erschien 1913 im Bruno Cassirer-Verlag und bracht ihm enorme Anerkennung ein: Dieser Maler war auch sprachlich begabt!
Besucht man heute den Geburts- und Lebensort Hagemeisters auf der idyllischen Inselstadt, so hat man die Gelegenheit, dort eine kleine Ausstellung über den Künstler zu besichtigen. Im LandschaftsKontor sind große Handabzüge von Angelika Fischer gehängt: Im Spiel aus Licht und Schatten hat die Fotografin die heutige Atmosphäre der Wirkungsstätten des Malers eingefangen – wie die Inselstadt, den Entenfang, den Schwielowsee und das gewaltige Steilufer vor Lohme auf Rügen. Unter den Fotos verdeutlicht eine „Lebenslinie“ mit kleinen Werkabbildungen und historischen Fotos den Lebensweg des Malers.
Ein weiteres Augenmerk wurde auf Texte des Künstlers gelegt: Ein Exemplar des Buches von Hagemeister über Schuch ist zu bewundern sowie eine Auswahl von Hagemeister-Zitaten, die in der Mitte des Raumes von der Decke herabhängen und sich in der Luft bewegen. Die Autorin und Ausstellungsmacherin Anja Möller will sich auch zukünftig in Werder für Karl Hagemeister engagieren: „Dieser Künstler verdient mehr Beachtung. Seine künstlerische Eigenständigkeit, Naturverbundenheit und Menschlichkeit spricht heute mehr denn je die Menschen an.“ Dennis Klar
Die Ausstellung läuft bis 22.10. am Wochenende von 14 bis 18 Uhr, LandschaftsKontor, Kirchstraße 17, Werder. Ein Diavortrag über Karl Hagemeister ist am Sonnabend um 19.30 Uhr von Dr. Margit Bröhan und Anja Möller in derHeilig-Geist-Kirche, Inselstadt Werder, zu hören.
Dennis Klar
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