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KulTOUR: Die Welt der Gefühle

Tobias Scheetz bei den „Caputher Orgelmusiken“

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Schwielowsee - Machtvoll-triumphal, dennoch durchdacht und mit subtiler Genauigkeit, so intonierte der in Potsdam beheimatete Kirchenmusiker Tobias Scheetz Johann Sebastian Bachs großes Präludium und Fuge e-Moll BWV 548 in der klassizistischen Kirche von Caputh. Da geriet die „Königin der Instrumente“ wohl tüchtig ins Schwitzen, denn der Organist vermochte durch geschicktes Registrieren eine große Klangfülle aus ihr herauszuholen. Die Struktur des Werkes wusste er aber immer klar und luzide herauszuarbeiten. Für ihn war es wohl stets wichtig, eine Spannung in der Verbindung der Töne mit der Akustik des Gotteshauses herzustellen.

Tobias Scheetz gestaltete am Sonntagnachmittag ein gut besuchtes Konzert im Rahmen des seit fünf Jahre stattfindenden „Caputher Orgelsommers“, der sich neben der erfolgreichen Reihe „Caputher Musiken“ in der Gemeinde und weit darüber hinaus bestens profilieren konnte. Von großer Wichtigkeit dabei ist, dass die Kirchengemeinde hervorragende Musiker an das Instrument des Halberstädter Orgelbaumeisters Reinhard Hüfken holt. Scheetz ging mit seinen Zuhörern fürsorglich um. Er schickte sein Publikum nicht in die Schwere ahnungslosen Hörens, sondern „verwöhnte“ es mit einem abwechslungsreichen und ansprechenden Programm, ausschließlich mit Werken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy. Es war eine gute Kombination, Werke beider Komponisten gegenüber zu stellen, schließlich war Mendelssohn der „Wiederentdecker“ Bachs im 19. Jahrhundert. Beide Musiker hatten leidenschaftliche Ambitionen zum protestantischen Kirchenlied. Der Organist wählte Bearbeitungen der auch heute noch aktuellen Choräle „Vater unser im Himmelreich“ sowie „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ aus. Bei den Bach-Piecen setzte er die Stimmungen der Orgel vielfarbig in Szene, ließ vor allem ihre zarte, aber auch herbe Seite hören. Vor allem mit der „großen“ Bearbeitung von „Vater unser im Himmelreich“, die bereits der galanten Schreibart nahe steht, vermochte Scheetz dem Ganzen ein meditatives Innehalten und Stillwerden zu geben. Mendelssohns Interpretation dieses Chorals, die Sonate Nr. 6 in d-Moll aus op. 65 (vom Jahr 1844), wurde vom Organisten dann prachtvoll, aber auch mild musiziert. Eine aus dem Material des Themas gebaute Fuge war durchsichtig angelegt, das berühmte Andante-Finale, das keine thematische Rückbindung zum Choral besitzt, hörte man als in fromm-froher Eleganz, wundersam verklingend und edel verinnerlicht, in keinem Augenblick zum Kitsch verbrämt.

Die Zuhörer bedankten sich bei Tobias Scheetz am Schluss mit herzlichem Beifall für ein mitreißendes Konzert, das einen tiefen Einblick in die Vielfalt der Orgelmusik Bachs und Mendelssohns gab, auch eine Reise in die Welt der großen Gefühle, als Krönung Präludium und Fuge e-Moll BWV 548 des großen Barockkomponisten.

Nächste Caputher Orgelmusik am 16. August, 17 Uhr, mit Sabine Meiners, Sopran, und Michael Bernecker, Orgel. Eintritt frei

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