
© Lutz Hannemann
Potsdam-Mittelmark: Die Werner-Große-Gedächtniswahl
SPD und Linke wollen bei der Kommunalwahl am 25. Mai die CDU-Dominanz in Werder (Havel) brechen. Doch dieses Mal dürfte das noch schwer werden. Eine Analyse von Henry Klix
Stand:
Der Bürgermeister geht und die Stadt Werder steht vor einem Umbruch. Zumindest wird das in der Opposition gehofft. SPD und Linke haben sich für die Kommunalwahl am 25. Mai vorgenommen, die CDU-Dominanz in der Stadtverordnetenversammlung zu brechen. Doch es könnte auch anders kommen, denn Werner Große ist am 25. Mai nicht von der Bildfläche verschwunden. Und die Bilanz der vergangenen fünfeinhalb Jahre fällt so schlecht nicht aus. Die boomenden Havelauen und die Blütentherme, die an Großes letztem Tag als Bürgermeister eingeweiht werden soll, sind dafür ein starkes Symbol.
Werner Große wird, wie bei den vergangenen Kommunalwahlen, am 25. Mai als CDU-Spitzenkandidat auf der Liste stehen. Diesmal will er das Mandat annehmen. Seine Position als Bürgermeister wird ihm nicht mehr im Wege stehen, am 30. September will er sich bekanntlich aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand verabschieden. Wie lange er der neuen Rathausspitze als Stadtverordneter im Nacken sitzen will, bleibt abzuwarten. Solche Feinheiten dürften den Werderanern ohnehin egal sein: Am 25. Mai werden sich viele Wähler dankend vor ihm verneigen.
Wird der Bürgermeister alle acht Jahre gewählt, müssen sich die Stadtverordneten nach fünf Jahren zur Neuwahl stellen. Schon bei den Kommunalwahlen 2008 hatte der populäre Rathauschef mit seinen meist untrüglichen Instinkten für seine Hausmacht gesorgt. Während die CDU-Kandidaten nicht besser abschnitten als Bewerber anderer Parteien, sorgte Große mit seinen 6734 Stimmen dafür, dass die Union 13 der 29 Sitze errang und sich dank Bürgerbund Töplitz und FDP mit 15 Leuten weiter in der Mehrheit ausruhen konnte. Drei andere Spitzenkräfte schafften knapp über 1000 Stimmen.
Dass die Union in Werder mit dem Bürgermeister eine unzerbrüchliche Einheit bildet, ist keine Mär. Ohne ihn wäre die CDU-Fraktion bei der letzten Wahl nur halb so groß geworden. Wo Werner Große hilfreich für das Mandat war, stehen die Mandatsträger ihrem Werner zur Seite. So ist das entscheidende Gremium wahrscheinlich nicht die Stadtverordnetenversammlung, sondern die CDU-Fraktionssitzung. Wobei die Weichen für die Wirtschaft durchaus erfolgreich gestellt wurden. Das ist auch künftig das Ziel.
Man hätte die Möglichkeit gehabt, sich mit dem 25. Mai auf neue Zeiten vorzubereiten, die ohne das erfahrene Stadtoberhaupt kommen dürften. Doch die vorderen Listenplätze sind fast komplett von alten Großerianern besetzt, einige sind von Anbeginn dabei. Dahinter wird es interessanter, aber auf neue Leute zu weit oben wurde verzichtet. Ein Beispiel: der Glindower Rechtsanwalt und Fluglärmgegner Peter Kreilinger, der mit seiner Fluglärminitiative für die CDU womöglich mehr bewegt hat als mancher Stadtverordneter. Er bekam Listenplatz 24, bei 41 CDU-Kandidaten immerhin das Mittelfeld. In der CDU rühmt man sich lieber damit, dass drei ehemalige Baumblütenköniginnen kandidieren – in einer Blütenstadt ja auch ein Qualitätsbeweis.
Linke und SPD können da nicht mithalten. Sie haben bei der vorigen Wahl fünf und vier Mandate erringen können. Während auch bei den Linken bei der Liste vieles beim Alten geblieben ist, sind die Sozialdemokraten experimentierfreudig. Nach dem Stimmenfänger Joachim Lindicke und Anja Spiegel, der interessantesten Oppositionsstimme der vergangenen Jahre, steht Robert Dambon auf der Liste.
Der Wissenschaftsreferent der SPD-Landtagsfraktion und SPD-Stadtverbandschef macht mit seinen bissigen Kommentaren zur Stadtpolitik und zur Blütentherme der CDU seit einigen Jahren das Leben schwer. Mancher handelt den 28-Jährigen als SPD-Bürgermeisterkandidat. Die verkrusteten Strukturen aufbrechen will die SPD, mehr Bürgernähe die Linke.
Auch die Freien Bürger setzen in ihrem Wahlprogramm auf eine „demokratische Streitkultur“. Sie müssen mit Baldur Martin auf ihren wichtigsten Mann in der Kernstadt verzichten. Aus Altersgründen tritt der Gartenbaulehrer und Ortschronist, ein bekanntes Gesicht in Werder, nicht wieder an. Glindow und die anderen, bisweilen vernachlässigten Ortsteile werden damit umso wichtiger für die Freien Bürger. Man sieht es an den Spitzenkandidaten: Glindows Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm, Fred Witschel, Berufssoldat aus Glindow, der für die Freien Bürger in den vergangenen Jahren schon die Strippen zog, und Peter Kames, der bei der letzten Bürgermeisterwahl als Alternative aus Glindow zur Verfügung stand.
Auch Leute vom „Bürger Bund Töplitz“, von der FDP, der AfD und den Grünen können am 25. Mai angekreuzt werden, wobei wohl vor allem Letztere das Ergebnis durcheinanderwirbeln könnten. Satte 18 Kandidaten hat man für die Wahl gewinnen können, eine bunte Mischung aus Alteingesessenen und Zugezogenen, mit Markus Jungmann steht sogar ein Zuzügler an der Spitze. Nur CDU und SPD schicken mehr Kandidaten ins Rennen. Den ersten Neuwerderaner bei der CDU findet man auf Listenplatz 13, ein Wagnis.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: