Aus dem GERICHTSSAAL: Diebische Hobby-Imker zeigten Reue Bienenwagen geplündert, Waben als Beute
Werder (Havel) - Nicht die Kunststoffkästen – in Fachkreisen Segeberger Zargen genannt – hatten es den zwei Glindower Hobby-Imkern angetan, sondern die in deren Innerem befindlichen Wachswaben. Weil sie dringend welche für ihre Bienenvölker benötigten, begab sich Gerd G.
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Werder (Havel) - Nicht die Kunststoffkästen – in Fachkreisen Segeberger Zargen genannt – hatten es den zwei Glindower Hobby-Imkern angetan, sondern die in deren Innerem befindlichen Wachswaben. Weil sie dringend welche für ihre Bienenvölker benötigten, begab sich Gerd G. * (53) am 21. Mai vorigen Jahres mit seinem Sohn Guido* (30) zu einem in Ferch aufgestellten Wanderwagen. Aus ihm entwendeten die Männer laut Anklage vier Kästen. Dem geschädigten Imker aus der Nähe von Celle entstand ein Gesamtschaden von über 700 Euro.
Das diebische Duo räumte die Tat am Donnerstag vor dem Amtsgericht unumwunden ein. Die Vorsitzende Birgit von Bülow stellte das Verfahren gegen Gerd G. – er war bislang straffrei – gegen eine Geldauflage von 400 Euro an die Naturwacht ein. Sohn Guido erhielt eine Geldstrafe von 400 Euro. Eine Verfahrenseinstellung war in seinem Fall nicht möglich, da er bereits wegen Urkundenunterdrückung, Fahrens ohne Fahrerlaubnis und fahrlässiger Körperverletzung vorbestraft ist.
„Zu dieser Zeit gab es einen Engpass an Waben, demzufolge ellenlange Lieferzeiten“, erzählte Gerd G. Jemand habe ihm den Tipp gegeben, dem in Ferch stehenden Bienenwagen einen Besuch abzustatten. Am Tatabend sei er zweimal mit seinem Sohn, den er anstiftete, hingefahren, um die Kästen in sein Auto zu laden. Dabei sei ein Großteil der Bienen entwichen, habe sich auf den Bäumen verteilt.
Auf einer Versammlung habe er dann erfahren, dass der Wagen videoüberwacht wird. Da sei in ihm der Entschluss gereift, die Sachen schnellstmöglich zu vernichten, damit ihm keiner auf die Schliche komme, so der Erwerbsunfähigkeits-Rentner, der den Honig seiner Bienen am Straßenrand verkauft. „Es war das erste und das letzte Mal, dass ich so etwas gemacht habe“, versicherte Gerd G. und entschuldigte sich bei dem von ihm geprellten Imker.
Der trat im Prozess als Nebenkläger auf und forderte Schadenersatz von den Angeklagten. Vater und Sohn G. erklärten sich bereit, die Summe zu begleichen.
„Ich hatte nach dem Verschwinden der Zargen das selbe Problem wie die Angeklagten. Die übrig gebliebenen Bienen wussten nicht mehr wohin“, berichtete der Imker aus dem Altbundesgebiet. Da sich die Diebstähle aus seinem Wanderwagen in den letzten Jahren häuften, habe er „technisch aufgerüstet“. Dann gab er den Angeklagten den Rat: „Wenn Sie mal wieder in solche Schwierigkeiten kommen, wenden Sie sich an einen Berufsimker. Der hat in der Regel Waben vorrätig.“ An seinem Bienenwagen ständen übrigens Name und Adresse. „Sie hätten auch mich ansprechen können“, meinte er.
„Das Beste wäre gewesen, die Angeklagten hätten die kompletten Kästen zurückgebracht, nachdem ihnen klar war, dass Sie von der Videokamera gefilmt wurden“, brachte es die Vorsitzende auf den Punkt. (*Namen geändert.) Hoga
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