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700 Jahre Werder (Havel): Doch kein Festumzug mit Wehrmacht

Nach der Kritik an der geplanten Darstellung eines Wehrmachtsoldaten beim Stadtjubiläum beugt sich die Stadt nun den Stimmen der Bürger.

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Werder (Havel) - Nach Protesten von Bürgern und den Werderaner Linken hat sich die Stadt entschieden, auf die Darstellung des Zeitraums von 1933 bis 1989 im Festumzug der 700-Jahr-Feier zu verzichten. Geplant war, einen grimmig blickenden Mann in Wehrmachtsuniform an den Zuschauern vorbeifahren zu lassen, der von weiteren Männern in der Montur angehender Kampfpiloten begleitet wird. Einnern sollte dieses Bild an die ehemaligen Luftkriegsschule in Werder, in der die Luftwaffe ab 1934 Offiziere zu Piloten ausbildete. Zuvor hatte es sogar Pläne gegeben, den Mann im Wagen eine SA-Uniform tragen zu lassen. 

Die Linke hatte in einem Brief große Bedenken an den Plänen für den Festumzug geäußert. Die Stadtpolitiker hielten es für falsch, „im Rahmen eines Festumzuges in dieser Form dem menschenverachtenden Regime eine Plattform in unserer Stadt Werder (Havel) zu bieten“, hieß es in dem Brief. Linke-Fraktionschef Peter Hinze hatte auf PNN-Anfrage aber gesagt, er sei mit der Darstellung eines Wehrmachtssoldaten anstelle eines SA-Mannes einverstanden. Auch die Grünen-Abgeordnete hatte ihre Kritik wieder zurückgenommen. 

Bürger fanden die Darstellung eines NS-Soldaten unangemessen

Einige Werderaner hatten jedoch weiter Kritik an den Plänen geäußert. Der Geschichtslehrer Marcus Hausmann hatte am Montag einen Brief an das Festkomitee geschickt, in dem er seine Bedenken wegen eines „fragwürdigen Umgangs mit Geschichte“ formulierte. Die DDR- und NS-Vergangenheit seien, anders als weiter zurückliegende historische Epochen, „keinesfalls Themen, die in einem solchen Rahmen einer im besten Falle volkstümlichen Feierkultur in einer Festtagsprozession gut aufgehoben wären“. Ähnlich hatte sich Jonas Frykman vom Brandenburger Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit geäußert: „Auch wenn man mit den besten Absichten an die Sache herangeht: Die Zeit und das Leiden der Opfer werden automatisch banalisiert.“

Die Organisatoren des Umzugs aber wollen ihr Abrücken von den Plänen keinesfalls als Sieg der Vernunft verstanden wissen. In einer Mitteilung heißt es, „ausgelöst durch eine populistische Pressemitteilung des Werderaner Stadtverbands der Linken“ habe es „in Teilen der Öffentlichkeit eine völlig unsachliche Diskussion gegeben“. Dieser Diskussion solle nun „ die Nahrung entzogen und Schaden für die Beteiligten sowie Zuschauer des Festumzuges abgewendet werden“, erklärte Werders erster Beigeordneter Christian Große (CDU). „Wir werden uns die 700-Jahr-Feier von niemandem kaputtmachen lassen.“ Es sei offenbar falsch gedacht gwesen, eine „aufgeklärte Gesellschaft“ könne sich beim Festumzug auch den dunklen Zeiten ihrer jüngeren Geschichte stellen. 

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