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Körnerbrot für Einsteinschüler: Karus sponsort ein Spielgerät.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Doppelsemmel kontra Konsumbrötchen

Bäckermeister Knut Karus vergibt einen Jubiläumsbonus an die Einstein-Schule in Caputh

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Schwielowsee – Es geht ums Brot, genauer gesagt um das „Kräftige Körnerbrot“, das Bäckermeister Knut Karus mit Sesam- und Sonnenblumenkernen, mit Leinsamen, Hafer, Weizen- und Roggenmehl herstellt und das 2,46 Euro kostet. 30 Cent davon werden jetzt zwei Monate lang abgezweigt und für die Albert-Einstein-Grundschule in Caputh zurückgelegt. Sollten dabei keine 500 Euro zusammenkommen sein, sagte Bäckermeister Karus anlässlich der offiziellen Verpflichtungserklärung, dann werde er die Summe aufstocken, damit ein neues optisches Spielgerät gekauft werden kann. Der Bäckermeister hatte am Dienstag zum Treff auf dem Schulhof der Einstein-Grundschule ein paar solcher Körnerbrote mitgebracht, denn die Bäckerei feiert ihren Achtzigsten.

Als Carl Dannenberg 1929 die Bäckerei in Caputh eröffnete, war es die siebente im Ort. Urgroßmutter Elise Dannenberg betrieb sogar schon seit 1919 einen Lebensmittelladen, verkaufte aber zuerst noch angeliefertes Brot. Zehn Jahre später stand die eigene Bäckerei und die wurde immer wieder modernisiert.

Als sich Caputh Ende der 50er Jahre zum Ferienort entwickelte, gab es noch vier private Bäckereien. Die hatten alle Hände voll zu tun, denn der Genossenschaftshandel mit seinen sprichwörtlich zähen Konsumbrötchen konnte weder Einheimische noch Urlauber begeistern. Heinz Karus, der die Bäckerei 1958 übernommen hatte, rationalisierte deshalb den Kundendienst. Er stellte mehr Doppel-Semmeln statt Schrippen her, konnte so den Ofen besser auslasten. In der Winterzeit, wenn die Urlauber abgereist waren, besann man sich bei Karus auf alte Rezepte und belebte so die Weihnachtsbäckerei. Bis zur Wende wurde Weihnachtsgebäck in die ganze DDR verschickt.

Vom Urgroßvater an den Schwiegersohn und von dem wieder an Sohn und Enkel wurde der Betrieb weitergegeben. Knut Karus übernahm die Bäckerei 1983 von seinem Vater. Für ihn war von Anfang an klar, dass er Bäcker wird. Schon mit sechs Jahren stand er in der Backstube und durfte mal die Eier aufschlagen, mal den Mürbeteig rühren. Als Sponsor unterstützt er heute nicht nur die Schule, sondern auch Sportvereine und lädt auch mal die Senioren zu Kaffee und Kuchen ein.

Nach der Währungsunion wurde bei Karus noch einmal gründlich modernisiert, neue Maschinen wurden angeschafft und eine kleine Kaffeestube ausgebaut. Ohne Nachtarbeit geht es natürlich auch heutzutage nicht, soll die Backware frisch in den Laden kommen. Doch Technik erleichtert das Handwerk erheblich. „Ich tippe alle Arbeitsgänge abends in den Computer“, erklärte Karus gestern, „und der steuert dann die Arbeitsgänge über Nacht.“ Frühaufstehen ist trotzdem angesagt. Das Geschäft in Caputh öffnet schon um 6 Uhr und die Zweigstelle im Havel-Nuthe-Center in Potsdam um 7 Uhr. Die Caputher Bäckerei hat 14 Beschäftigte. Es sei aber schwer, vernünftige Lehrlinge zu finden, meint der Bäckermeister.

Trotzdem hofft die Sprecherin der Bäcker- und Konditoreninnung Potsdam, Karin Raschinsky, dass das Handwerk wieder stärker auflebt. Es gebe Interesse daran, neue Handwerksbetriebe zu eröffnen, sagte sie. Im Moment hat die Innung, die ihr 450-jähriges Bestehen feiern kann, nur noch 18 Mitglieder. Hella Dittfeld

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