Potsdam-Mittelmark: Draußen grummelt’s
Grüne und SPD machen etablierten Kräften in Schwielowsee das Leben schwer. Eine Analyse von Henry Klix
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Schwielowsee - Schwielowsee hat die 10 000-Einwohner-Marke geknackt, die Größe der Gemeindevertretung wird nach der Wahl von 18 auf 22 wachsen. Die vier Leute mehr werden gebraucht, um das Meinungsspektrum abzubilden. Da sind mit Ferch, Geltow und Caputh die Interessen sehr unterschiedlicher Ortsteile zu berücksichtigen, in denen durchaus unterschiedliche Menschenschläge zu Hause sind. Der Zuzug macht es noch interessanter. Das Schöne: Der Schwielowsee verbindet alle.
Die Gemeinde prosperiert, die Schulden sinken und es werden Jahr für Jahr Millionen öffentlicher Mittel investiert. Das Sportvereinszentrum in Geltow war ein Großprojekt der vergangenen Jahre. Schulen, Kitas und Straßen sind ein Dauerthema. Und Caputh bekommt mit dem Blütenviertel ein neues Quartier, gebaut von Stararchitekten. Es fühlt sich hier und da mal jemand vernachlässigt, es gibt Befindlichkeiten, aber am Ende sind sich die Gemeindevertreter meistens halbwegs einig. Doch draußen grummelt’s.
Bürgerinitiativen haben in Schwielowsee eine lange Tradition. Gelegentlich sind sie erfolgreich, zuletzt beim Ausbau der Kreisstraße Caputh-Ferch, der nun etwas naturnäher erfolgen soll. Oft werden solche Initiativen von der SPD unterstützt, wie die IG Erholungsort Geltow, die gegen den zum Ausufern neigenden Recyclinghof am Ortsrand kämpft. Neuerdings machen auch die Grünen auf dem Feld von sich reden, kämpften per Bürgerbegehren darum, dass im neuen Blütenviertel auch eine alternative Kita oder ein öffentlicher Treff entsteht.
Aus dem Rathaus und der Gemeindevertretung gibt es dann häufig ähnlich klingende Stimmen, die erklären, was nicht geht. Jetzt drängen die Grünen als völlig neue und die SPD als bislang kleinste Kraft in der Gemeindevertretung mit Vehemenz ins neue Kommunalparlament. Die SPD übertrifft mit 33 Kandidaten und Spitzenkandidat Heiko Schmale alle Erwartungen. Schmale watscht die politischen Gegner ab, dass es nur so kracht. Die Sozialdemokraten erscheinen auf dem Stimmzettel sogar größer als die Liste, die die CDU gemeinsam mit der FDP und den Unabhängigen Bürgern gebildet hat: Sie bringt es auf 31 Kandidaten und will mit „Zählstimmen“ für Bürgermeisterin Kerstin Hoppe und Namen wie Heiko Hüller oder Karsten Grunow stärkste Kraft werden. Das ist clever – und denkbar.
Im bürgerlichen Lager haben die Grünen allerdings inzwischen einen Fuß in der Tür. Sie stecken im Stoff, setzten in den vergangenen Jahren mit ihrem Energietisch oder der Muttermilch-Affäre kommunalpolitische Akzente. Acht vor allem in Caputh vernetzte Kandidaten stehen mit Spitzenkandidatin Winnie Berlin auf der Grünen-Liste. Nicht auszuschließen, dass sie es nach der Wahl auf eine ordentliche Fraktionsstärke bringen. Mit der SPD.
Aber das ist Spekulation. Denn da ist ja noch das nicht zu unterschätzende Bürgerbündnis Schwielowsee, mit sechs Leuten derzeit stärkste Kraft in der Gemeindevertretung, gefolgt von CDU/FDP mit vier, SPD und Linken mit jeweils drei und den Unabhängigen Bürgern mit zwei Vertretern. Geltow und Ferch sind die Ortsteile, in denen das Bürgerbündnis zu Hause ist. Auf der Liste mit 28 Leuten sind nur sechs aus dem größten Ortsteil Caputh. Das gilt ähnlich für die Linke mit neun Kandidatin und der kommunalpolitisch erfahrenen Lisa Stoof an der Spitze.
Die alte Rivalität zwischen Bürgermeisterin Kerstin Hoppe und dem Spitzenkandidaten des Bürgerbündnis’, Roland Büchner, die sich schon in einer Bürgermeisterstichwahl rauften, wurde zumindest bei einem Wahlforum am Mittwochabend nicht ausgetragen. Da ging es gemeinsam gegen SPD, Grüne und deren Versprechen, die bisweilen vom Machbaren weit entfernt scheinen. Es wird nicht langweilig in der Gemeinde. Zum Glück gibt es am Ende den alles verbindenden Schwielowsee.
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