KulTOUR: Dreifaches Schön
Ausstellung in Kleinmachnow mit Kunst von Barbara Kerl, Bernd Raether und Franziska Eveline Nölte-Enö
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Kleinmachnow - „Schön, schön, schön! Drei Mal schön, wie im Märchen“ schrieb ein Bewunderer der jüngsten „Trionale“ spontan ins Gästebuch hinein. In der Annahme, dass letztlich aller guten Dinge „drei“ seien, hatte das Kleinmachnower Rathaus drei Künstler zur jüngsten Ausstellung ins Foyer eingeladen. Mit Barbara Kerl und Bernd Raether waren zwei nicht unbekannte Jünger des Pinsels vertreten, mit Franziska Eveline Nölte-Enö eine Bildhauerin der Sonderklasse. Mit ihr zu beginnen, ist rechtens, nicht weil sie Ende der achtziger Jahre auf eigene Faust eine Weltumrundung wagte, sondern weil ihre Feinschleiftechnik an Steatit oder Speckstein zu fast durchweg überzeugenden „Lösungen“ führt.
Natürlich macht es das Magnesiumsilikat in seiner frappierenden Farbigkeit alleine nicht, Geist gehört dazu, die richtigen Worte, Phantasie. Von all dem hat die gelernte Kunstpädagogin offenbar reichlich, um ihre grau-rosa „Schwester“ in ein ägyptisches Profil zu bannen, den weißen Seelenvogel auffliegen zu lassen oder jadegrün eine „Kathedrale“ zu errichten. Besser noch, es gehe „mit vollen Segeln“ davon. Dieses Werk ist, selten genug, intelligent und poetisch zugleich. „Gott schläft in den Steinen, atmet in den Pflanzen, träumt in den Tieren und erwacht in den Menschen“, heißt es in einem Begleittext, altindische Veden zitierend. Zwanzig kleine Skulpturen in drei Vitrinen sind diesem außergewöhnlichen Werk von Phantasia und Welt gewidmet, die Werke mal mehr gegenständlich, mal abstrakt, toll jedenfalls, Grand Chapeau! Nur was berührt, zeigt auch Wirkung, ist also „real“.
Die Malerin Barbara Kerl hat gleichfalls diese Gabe. Ihre Koordinaten liegen irgendwo in Berlin, Italien und Brasilien. Freie Kunstschule Berlin, seit 1999 Kleinmachnow, das betrifft die Heimat. Nach dem Ausgestellten zu urteilen, steht sie noch irgendwie zwischen dem Strukturellen und ihrer Impression, also irgendwo. Nicht das winterliche Gezweig, zwischen Malerei und Grafik her- und hinirrend, überzeugt wirklich, sondern die Ernsthaftigkeit, mit der sie, unsichtbar und gleich dreimal, ihr eigenes „Pompei“ darstellt. Da ist Fläche, Bewegung, „Abstraktion“ und Tiefe, die man bei anderen Bildern vermisst. Pompei heißt nicht das Ziel, ein Weg wird es unbedingt sein.
Bernd Raethers etwas an Agitprop erinnernde Großflächer gehen den umgekehrten Weg. Lassen oder schaffen die beiden Künstlerinnen dem Geist des Betrachters mehr oder weniger Raum, so füllt der zum „Vielseitigkeitsmaler“ ausgebildete Protagonist denselben mit seinen Gedanken restlos aus.
Man sah seine Arbeiten zum Jahresanfang bei einer winterlichen, doch schneelosen Schau der Gruppe „K 50“ hinter der Bäkemühle im Freien. Seine Quadratmeter-großen Denkbilder sind weder schön noch nötig, gerade deshalb springen sie dem Betrachter mitten ins Gesicht, Aufklärungs-Dämone, welche „die Kunst“ gern beim Wort und bei sich selbst nehmen würden, sei es auch mit der Knute, wie in „Aus der Art geschlagen“.
Wer da mitgeht, fängt sich selbst: Seine Ästhetik ist „terroristisch“, seine Direktheit aufdringlich-subversiv. Wie, Bachs „Kunst der Fuge“ und Hitlers „Kraft durch Freude“ sollten eines sein, nur weil die Anfangsbuchstaben KdF identisch sind?! Wer höbe diesen Handschuh auf? Solche Impulse machen diese Ausstellung fruchtbar, und wichtig. An anderer Stelle ist sie auch schön, das schon. Und mehr als einmal.
bis 30. April im Rathaus Kleinmachnow
Gerold Paul
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