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Potsdam-Mittelmark: Dreister Diebstahl am Eröffnungstag
Teltower Museum beklagt Verlust von Schuhen
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Teltow - Heimatforscher Peter Jäckel ist noch immer fassungslos. Gerade erst hat der Heimatverein sein Museum für Besucher hergerichtet, die Exponate zurück an ihren Platz gestellt. Doch kaum hat Teltows „Ältestes Haus“ im Hohen Steinweg seine Türen wieder geöffnet, klafft in der Werkstatt hinter der Wohnstube zwischen kleinen Kinder-Lederstiefeln und Schuhmacher-Utensilien ein Loch. 20 Jahre standen dort handgefertigte Erstlingsschuhe, aus Leder, handbesohlt – ein Zeugnis seiner Zeit. Jetzt sind sie weg, gestohlen am Eröffnungstag. In einem kurzen unachtsamen Moment verschwanden sie in der Handwerksstube vom Arbeitstisch. „Wir waren nur wenige Minuten im Büro, um auf die Eröffnung anzustoßen“, erinnert sich der Heimatvereinsvorsitzende. Kaum zurück, fiel der Verlust ins Auge. „Es gibt Sammler, die sich so etwas in die Stube hängen“, versucht Jäckel eine Erklärung. Doch verstehen kann er den Diebstahl nicht. „In all den Jahrzehnten ist das nicht passiert.“ Er hofft, dass die dreisten Langfinger das Gewissen packt und die Schühchen in einem an den Heimatverein adressierten Karton zurückschicken. Gerade für das Museum haben die Schuhe einen hohen Wert. „Es sind Einzelanfertigungen, die ein Stück Geschichte erzählen“, erklärt Jäckel.
Dabei sollte der 1. Mai, an dem der Verein alljährlich das Gründungsjubiläum des 1994 eröffneten Museums begeht, ein rundum fröhlicher Tag werden. „Noch Mitte April konnten wir hier kaum treten“, erinnert sich der Heimatforscher. Ziel und Jubiläum vor Augen, drängte der Verein auf den zügigen Baufortschritt, packte selbst mit an. „Das war eine harte Prüfung für alle“, sagt der Vereinschef. Viele Jahre hatte der Heimatverein darauf gewartet, dass die Stadt die dringend notwendigen Arbeiten an dem Baudenkmal anpackt. Die Dachbalken waren morsch, schon seit geraumer Zeit bestand Einsturzgefahr. Wie akut die Situation geworden war, wurde allerdings erst bei den Arbeiten bewusst. Über der Wohnstube des 1711 errichteten Gebäudes hatte sich ein Hausschwamm breitgemacht. Nachdem zunächst noch versucht worden war, den Museumsbetrieb auch während der Reparaturarbeiten weiterzuführen, musste das Haus schließlich doch gesperrt und gesichert werden (PNN berichteten).
Der Dachboden musste geräumt, ein großer Teil der rund 20 000 Ausstellungsstücke eingepackt und andernorts verstaut werden. Ein gutes halbes Jahr wurde gewerkelt, Balken ausgetauscht, andere durch zusätzliche Konstruktionen gestützt. Auch die Ziegel wurden sorgfältig abgetragen und fachmännisch wieder aufgesetzt. Während im unteren Teil des Hauses die Zimmer inzwischen wieder zugänglich sind, stehen auf dem Dachboden noch einige Restarbeiten an. Dort, wo früher Tische querstanden und den Raum für Besucher verengten, sollen künftig Regale in der Mitte des Raumes als Ausstellungsfläche genutzt werden. Neben Weinballons, Korkmaschine und Einwecktöpfen sollen hier künftig allerlei Zeitzeugen früherer Konservierungsverfahren zu sehen sein. In der für Besucher noch gesperrten rechten Ecke werden bald wie zuvor landwirtschaftliche Geräte hängen, erklärt der Heimatforscher.
Die großen Landwirtschaftsmaschinen stehen indes noch im Museumshof, sind dort vorerst weiter der Witterung ausgesetzt. Sie sollen später unter zwei Remisen Platz finden, die auf dem Gelände hinter dem Haupthaus neu gebaut werden sollen. Dass sie nach der aufwendigen Sanierung noch realisiert werden können, hat der Verein kaum zu hoffen gewagt. 107 000 Euro waren für die Arbeiten in den städtischen Haushalt eingeplant, weitere 48 000 Euro können im Rahmen der Altstadt-Sanierung aus Landesmitteln abgerufen werden. Noch steht die Schlussrechnung aus, sodass die Gesamtsumme für die Dachsanierung nicht beziffert werden könne, sagt Stadtsprecherin Andrea Neumann. Die Stadtverwaltung gehe aber davon aus, dass sich die Kosten im Plan bewegen.
Peter Jäckel träumt indes von weiteren Investitionen. So soll im Hof auch eine kleine Schmiede wiederentstehen. Sie soll dort gestanden haben, noch bevor das heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude errichtet worden war, sei aber wie die gesamte Stadt 1711 vollständig abgebrannt. Der Erzählung nach hatte der Schmied selbst das Feuer ausgelöst. Solveig Schuster
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