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Potsdam-Mittelmark: „Du bist doch jetzt da“

Die Geltower Martina und Mathias Marx tauschten Job und Komfort gegen ein Kinderdorf in Honduras

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Schwielowsee / La Venta - „Meine Mutter ist tot, meinen Vater kenne ich nicht. Aber du bist doch jetzt da“, antwortet die kleine Celena lächelnd auf die Frage von Mathias Marx, ob sie noch Eltern hat. Mit seiner Familie lebt und arbeitet der Geltower seit einem halben Jahr im honduranischen Kinderdorf des Hilfswerks „Unsere kleinen Brüder und Schwestern“, dem neuen Zuhause von Celena und rund 600 anderen verlassenen Mädchen und Jungen. Honduras gilt als Armenhaus Mittelamerikas, 80 Prozent der Menschen vegetieren unter der Armutsgrenze. Elternlose Kinder leben auf der Straße, werden durch Polizei und Sicherheitskräfte kriminalisiert. Das Kinderdorf „Rancho Santa Fe“ ist für viele die letzte Chance auf etwas Sicherheit, Nahrung und menschliche Wärme. Es befindet sich in La Venta, eine Stunde von der Hauptstadt Tegucigalpa entfernt.

Während Martina Marx in den Kliniken des Heimes als Krankenschwester arbeitet und sich zusammen mit einer Psychologin um traumatisierte Mädchen und Jungen kümmert, gibt ihr Ehemann Computerkurse im Umgang mit Internet und E-Mail. Die Hilfsorganisation ist auf die freiwilligen Kräfte angewiesen, die ein monatliches Taschengeld von 75 Euro bekommen. Unterkunft und Verpflegung werden gestellt.

Mathias Marx gab für den Einsatz seine Stelle im öffentlichen Dienst auf – er war im „Kulturforum östliches Europa“ als Fotograf tätig. Marx ist als Potsdamer Fotograf bekannt, seit Jahren erstellt er z.B. den Stadtwerke-Kalender, betrieb ein Labor in Babelsberg. Auch in Honduras dokumentiert er filmisch und fotografisch das Geschehen. Martina Marx arbeitete an der Uni Potsdam als Kinder- und Jugendpsychotherapeutin auf Honorarbasis. Parallel war sie in einem Schulprojekt für verhaltensgestörte Kinder angestellt. Immer freitags arbeitet sie jetzt mit der Psychologin im Rancho zusammen, um behutsam Kontakt zu besonders schwer traumatisierten Kindern zu bekommen.

„Die Lebensgeschichten hier sind unfassbar“, sagt Mathias Marx. Manche Kinder haben auf der Straße gelebt, schreckliche Schicksale erlitten. „Trotzdem sehe ich sie mehr lachen und sie sind ausgeglichener als deutsche Kinder. Sie sind nicht ständig auf der Suche nach mehr.“

Warum tut man sich und seiner Familie so eine Zeit an? Im „Du bist doch jetzt da“ von Celena hat Mathias Marx die Antwort gefunden. „Wir wollten aus der Reihe springen, uns umschauen, wo man vielleicht wirklich gebraucht wird“, sagt er. „Und zugegeben, wir wollten auch etwas unseren Abenteuerdrang stillen. Ein Aussetzen unseres satten Lebensraumes Deutschland.“ Nicht ohne Grund fiel die Wahl auf ein Kinderheim einer katholischen Hilfsorganisation: Familie Marx dankt mit dem Einsatz auch Gott, sagt „Gracias a Dios für alles, was er uns geschenkt hat“ – nicht zuletzt für die vier gesunden Kinder, von denen drei mit nach La Venta gereist sind.

Marxens wollen etwas mitnehmen von der „Armut, Bescheidenheit, Gelassenheit und Herzlichkeit der Menschen in Honduras“, wenn sie im April zurückkommen. Und sie wollen etwas abgeben. So haben ihre deutschen Bekannten und Freunde in einer Sammelaktion über 5 000 Euro gespendet. Von diesem Geld überraschten Marx“ ihre Schützlinge mit Ausflügen und Weihnachtsgeschenken, außerdem wird der marode Jungenwaschraum renoviert.

Für den Jungenwaschraum bittet Familie Marx um Spenden auf das Sonderkonto 12 000, BLZ 660 205 00 bei der Sozialbank Karlsruhe, Stichwort: Familie Marx Hon.

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