zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Durch BER-Zubringer abgeschnitten Unternehmer im Stahnsdorfer Gewerbegebiet fordern schnellen Bau von Anschlussstrecken

Stahnsdorf - Sie haben investiert in eine Sackgasse. Schon acht Jahre ist das her, sagt Annette Choyna.

Stand:

Stahnsdorf - Sie haben investiert in eine Sackgasse. Schon acht Jahre ist das her, sagt Annette Choyna. Damals entschloss sich der Potsdamer Familienbetrieb für Gartentechnik, in das Stahnsdorfer Gewerbegebiet an der Ruhlsdorfer Straße zu ziehen – unter der Prämisse, dass aus der Sackgasse schnellstmöglich eine Hauptdurchgangsstraße wird.

Von Teltow nach Stahnsdorf sollte die sogenannte Biomalzspange führen und den Gewerbepark über die neue Landesstraße 77 an die neue Ortsumgehungsstraße anbinden – den Flughafenzubringer (siehe Grafik). Während die Ortsumfahrung fast fertig gebaut ist und der Verkehr aus Potsdam dort in Richtung Großflughafen BER rollen soll, existieren die Straßen zum Gewerbegebiet nur auf dem Papier. Ihrem Ärger darüber machen sich nun zahlreiche Unternehmer Luft. „Unseren Kunden fällt es immer schwerer, uns zu erreichen“, sagt Annette Choyna. Die Frage der Straßenanbindung ist für viele zu einer Existenzfrage geworden.

In einem Aufruf an die Kommunalverwaltungen in Teltow und Stahnsdorf sowie ans Landesverkehrsministerium machen sich Stahnsdorfs Gewerbetreibende für eine bessere Anbindung des örtlichen Gewerbeparks stark. Sie fordern den schnellstmöglichen Ausbau der Biomalzspange und nehmen das Land in die Pflicht, auch mit dem Bau der neuen Landesstraße 77 zu beginnen. Verzögere sie sich, seien Arbeitsplätze in Gefahr.

Zahlreiche Betriebschefs sind im Regionalen Gewerbeverein organisiert. „Wir haben massive Ängste, dass die beiden Straßen nicht gebaut werden“, sagte Vereinschef Georg Lehrmann. Die Unternehmer hätten Existenzängste geäußert, sollte sich die Straßensituation nicht bald verbessern. „Viele fragen sich, ob sich Investitionen überhaupt noch lohnen.“

Besonders der Stahnsdorfer Großhändler Selgros lebt vom Kundenverkehr, sagt Geschäftsführer Falk Moses. „Angekündigt war der Bau der Biomalzspange schon vor fast zehn Jahren“, sagt er. Bisher sei nichts geschehen. „Die beiden Straßen sind für uns existenziell.“ Kunden sollen den Markt schnell und bequem erreichen. Viele von ihnen kommen aus Potsdam. Doch ohne Biomalzspange und ohne den neuen L77-Abzweig von der Ortsumfahrung wird der Weg länger und zeitaufwendiger. Irgendwann stimmen die Kunden mit den Füßen ab, sagt Moses. „Wir müssen uns schon jetzt wirtschaftlich anpassen“, warnt er. Die fehlende Straßenanbindung habe einen unmittelbaren Einfluss auf die Zahl der Arbeitskräfte in seinem Markt.

Und nicht nur dort, sagt Steffen Heller, Geschäftsführer des Unternehmerverbands Brandenburg. Neben dem Großhändler sind auch die Post oder die Brandschutzexperten GTE in Stahnsdorf ansässig. Ebenfalls an der Ruhlsdorfer Straße liegt der Gewerbepark Greenpark mit dem größten Mieter Vodafone. Auch dort wünscht man sich die Straßenanbindung.

Schon ab April soll der Verkehr aus Potsdam am Güterfelder Eck von der Nutheschnellstraße auf die neue Landesstraße 40 bei Güterfelde geführt werden. Statt durch Stahnsdorf und damit am Gewerbepark vorbei, rollt der Verkehr dann außerhalb des Ortes. Eine schnelle Verbindung zu den Unternehmen aber fehlt.

„Wir haben in Beelitz gesehen, wie die Firmen unter der neuen Ortsumfahrung gelitten haben“, so Gewerbevereinschef Lehrmann. „Acht Jahre hat es gedauert, bis die Kunden von der Umfahrung abgefahren seien, um ihre Geschäfte wieder im Ort zu erledigen.“

Zum Ärger der Unternehmer ist völlig offen, wann die neue Landesstraße 77 gebaut wird. Anwohner haben geklagt. In der Landesstraßenbedarfsplanung rangiert die L77neu ganz oben. Dort steht sie aber schon lange. Wann das Land das Geld freigibt, ist unklar. Ähnlich unsicher sieht es bei der Biomalzspange aus: Teltow und Stahnsdorf wollen die Straße bezahlen. Doch noch warten die Kommunen auf den für den Bau erforderlichen Planfeststellungsbeschluss aus dem Verkehrsministerium. Es wird mit Klagen gerechnet. Die Kosten von 1,3 Millionen Euro sind in beiden Kommunen in den Haushaltsplanungen berücksichtigt, aber erst für die Jahre 2014/15.

Und es ist nicht nur die Straßenverbindung, die den Unternehmern zu schaffen macht, sagt Steffen Heller. Sorgen bereitet Firmen wie den Messtechnikern von Endress und Hauser auch die langsame Internetverbindung. Doch dort tut sich was: Aus dem Stahnsdorfer Rathaus heißt es, dass die Firma DNS-Net noch in diesem Jahr die Internetverbindungen beschleunigen will.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })