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Ehrenamtliche Lebensretter: Im ländlichen Raum engagieren sich viele Bürger in der Feuerwehr. Statt Geld bekommen sie für ihre zeitaufwändige und verantwortungsvolle Arbeit Anerkennung und Dankbarkeit.

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Potsdam-Mittelmark: Ehrenamtlich – nicht umsonst

Zirka 30 Prozent der Mittelmärker engagieren sich freiwillig / Einige von ihnen werden heute geehrt

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Potsdam-Mittelmark - Sie kümmern sich um den Nachwuchs, helfen alten oder kranken Menschen, bringen Kultur in den Ort und retten Leben – ohne Geld dafür zu bekommen. Vieles wäre ohne ehren amtliche Kräfte mittlerweile undenkbar: Sie springen dort ein, wo den Gemeinden das Geld ausgeht, oder helfen sich selbst, wenn keine Hilfe kommt. Rund 30 Prozent der Bürger im Landkreis engagieren sich mittlerweile freiwillig. Zum internationalen Tag des Ehrenamtes werden einige von ihnen heute von Ministerpräsident Platzeck (SPD) in der Potsdamer Staatskanzlei geehrt.

Einer davon ist der Caputher Manfred Winski. Er engagiert sich seit 42 Jahren im örtlichen Sportverein, war zwölf Jahre lang Präsident und ist heute Trainer der „Alten Fußballherren“. 460 Mitglieder zählt der Verein insgesamt, es gibt neun verschiedene Abteilungen, vom Kunstradfahren bis zum Segeln. Der Caputher SV ist die sportliche und gesellschaftliche Mitte des Ortes, und Manfred Winski hat seinen Anteil daran. Der Aufwand sei immer sehr hoch gewesen, sagt er heute. Training, Punktspiele und die Verwaltung, all das koste Zeit, Kraft und manchmal Nerven. Warum macht man es trotzdem? „Weil man ein bisschen verrückt ist“, bemerkt Manfred Winski augen zwinkernd. Nein: Der Spaß sei nie zu kurz gekommen, und man wachse mit jedem Sieg und jeder Niederlage gleichermaßen. Einer der Erfolge steht heute an der Michendorfer Chaussee: Das neue Vereinsheim. Der Vorstand um Winski hatte hierfür Fördermittel erstreiten und den Bau 2004 umsetzen können.

Die meisten Ehrenämtler im ländlichen Raum würden sich im Sport oder bei der Feuerwehr engagieren, berichtet Steffi Wiesner, Freiwilligenbeauftragte des Landkreises. Im Gegensatz dazu sei das Engagement im berlinnahen Raum vielfältiger: Die Leute arbeiten in Bürgerinitiativen, Fördervereinen oder an einzelnen Projekten. Generell befinde sich das Ehrenamt im Wandel: Immer mehr Menschen seien bereit, sich einzubringen, wollten sich aber nicht binden. Das habe familiäre, finanzielle oder berufliche Gründe. Während also große Verbände über Nachwuchsmangel klagen, nehme die Einsatzbereitschaft der Bürger dennoch zu, sie gehe nur in eine andere Richtung. „Den Leuten wird bewusst, dass sie manches selbst in die Hand nehmen müssen“, so Wiesner.

Seit 2004 gibt es die Freiwilligenagentur in Belzig, 200 Helfer sind seit dem beraten und vermittelt worden. Noch mehr würden sich auf der Internetseite www.freiwilligenarbeit-pm.de informieren und direkt zu den Anbietern gehen. Von den Gemeinden wünscht Wiesner sich bessere Rahmenbedingungen für Ehrenämtler: Räume und Technik könnten zur Verfügung gestellt, Betriebskosten übernommen werden. Rechtliche Ermessensspielräume müssten zu ihren Gunsten ausgelegt werden. Die meisten Kommunen seien aber auf gutem Wege.

Ebenfalls geehrt wird heute Dorothea Pfister. Die Glindowerin leitet den hiesigen Landesverband der Dialysepatienten Deutschlands, reist regelmäßig zu Selbsthilfegruppen überall in Brandenburg und unterstützt sie mit Kontakten zu Ärzten, Infomaterial und ihrer Erfahrung. Vor vielen Jahren hatte sie am eigenen Leib erfahren, wie gut ehrenamtliche Hilfe im Ernstfall tut: Eine Selbsthilfegruppe hatte ihr Kraft gegeben, als sie selbst eine Dialyse über sich ergehen lassen musste. Längst ist sie wieder genesen und erhält Dankbarkeit heute von anderen Menschen. „Und dafür scheut man auch keine Mühe“, sagt sie. Thomas Lähns

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