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Potsdam-Mittelmark: Eichenspinner: Vorsprung für Dipel ES Fachwelt sieht in anderen Mitteln keine Alternative

Potsdam-Mittelmark - Dipel ES oder Neem Protect – in den Kommunen rund um Potsdam wird bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners Ende April / Anfang Mai auf unterschiedliche Mittel gesetzt. Was ist besser?

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Potsdam-Mittelmark - Dipel ES oder Neem Protect – in den Kommunen rund um Potsdam wird bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners Ende April / Anfang Mai auf unterschiedliche Mittel gesetzt. Was ist besser? Aus dem Landesforstkompetenzzentrum Eberswalde kommt eine eindeutige Antwort: „Aus ökotoxikologischer Sicht gibt es einen weiten Vorsprung von Dipel ES gegenüber allen anderen Mitteln gegen den Eichenprozessionsspinner“, sagt Waldschutzexpertin Katrin Möller.

Neem Protect vernichte alle Insekten, der zugrunde liegende Wirkstoff werde im Wein-, Obst- und Gartenbau, gegen Parasiten bei Hunden und auch als Biozid im Wald eingesetzt. „Weil es weniger selektiv wirkt, hat Neem ein breites Anwendungsspektrum“, so Möller. Deshalb gebe es viele Zulassungen für das aus dem Samen des Neembaums gewonnene Mittel.

Schlechter sieht es für das Bakterienpräparat Dipel ES aus, das im Gartenmarkt als „Raupenfrei“ zu haben ist. Die Zulassung als Biozid im großflächigen Waldeinsatz gegen den Eichenspinner muss jedes Jahr von den Behörden neu beantragt werden und wird dann, wie auch dieses Jahr, mit Auflagen befristet erteilt. Erst jetzt hat der Hersteller selbst eine Zulassung als Biozid beantragt, wie es Donnerstag aus Brandenburgs Agrarministerium hieß. Dies könnte den Einsatz gegen den Eichenprozessionsspinner deutlich vereinfachen, so ein Ministeriumssprecher.

Katrin Möller hält viel von dem Mittel, das seine Wirkung ausschließlich gegen Schmetterlingsraupen entfalte, nützliche Insekten und Gegenspieler aber schone. Während man in Schwielowsee und Nuthetal befallene Eichen mit Dipel ES besprühen will, setzt man in Michendorf und der Region Teltow auf Neem Protect. Laut Möller gibt es bei der Wirkung auf den Menschen kaum Unterschiede: „Verglichen mit dem Eichenprozessionsspinner gibt es keine gesundheitsgefährdenden Reizungen, allenfalls eine sensibilisierende Wirkung.“

Die Einschätzung, dass Dipel ES der Vorzug zu geben ist, wird vom unabhängigen Forstsachverständigen Thomas Meyer aus Paulinenaue (Havelland) geteilt. „Die Wirkung gegen den Eichenprozessionsspinner ist vielfach erwiesen. Ich weiß nicht, wie Neem Protect in dem Zusammenhang überhaupt hochgekommen ist“, so Meyer. Das oft geäußerte Argument, dass es sich um ein harmloseres Biogift handele, sei „nicht nachvollziehbar“.

Möller und Meyer teilen die Auffassung, dass die Erlaubnis für den Dipel-Einsatz gelockert werden sollte. So muss bei den Sprühaktionen in Wäldern mit Hubschraubern 35 Meter Abstand zu zu Waldkanten gehalten werden. Dabei fühlt sich die Schmetterlingsraupe, deren Nesselgift bei Menschen allergische Reaktionen bis zum Asthma auslösen kann, gerade in den hellen Waldrändern wohl. Nur weil dort nicht gesprüht werden darf, habe sich der Befall in vier Jahren von knapp 1000 auf fast 6000 Hektar im Land erhöht, so Möller. Immerhin konnte großflächiger Kahlfraß mit Dipel verhindert werden.

Zudem sollte den Kommunen erlaubt werden, das Bakterienpräparat von der Luft aus zu sprühen, so Möller. Vom Boden aus seien die Larven und Raupen in den Baumkronen kaum zu erreichen. „Effektiv geht das nur von oben, man kann das mit dem Hubschrauber und GPS inzwischen flächenscharf ausbringen.“ Alles andere mache wenig Sinn. Möller setzt auf ein schnelles Zulassungsverfahren des Herstellers und eine damit verbundene Lockerung beim Einsatz. Henry Klix

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