DasWAR“S: Eierlaufen und Punk
DasWAR“S Wie Peter Könnicke den letzten Kindergeburtstag überstand Ich habe einen der Tage im Jahr, vor denen ich den meisten Respekt habe, überstanden. Die Geburtstagsfeier meines Sohnes.
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DasWAR“S Wie Peter Könnicke den letzten Kindergeburtstag überstand Ich habe einen der Tage im Jahr, vor denen ich den meisten Respekt habe, überstanden. Die Geburtstagsfeier meines Sohnes. Ich kann mich noch an die ersten Parties erinnern, bei denen drei kleine Jungs und ein Mädchen Plasteeier auf einem Löffel durch unsere Wohnung balancierten und um die Wette eine Strippe aufwickelten, an der kleine Autos festgebunden waren. Inzwischen fühl ich mich bei der Planung der Geburtstagsfeiern etwas unter Druck gesetzt. Begeistert kam mein Sohn von anderen Festen nach Hause, die im Zirkus, auf Bauernhöfen oder in Schwimmhallen stattfanden. Eine zeitlang verwies er regelmäßig an der Pinnwand über unserem Küchentisch auf eine Karte von einem Clown, den man zu Geburtstagsfeiern mieten kann: „Den müssen wir noch bestellen!“ Der Spaßmacher kostet 75 Euro die Stunde, plus 45 Cent pro Anreisekilometer im Berliner und Potsdamer Stadtgebiet. Dafür tanzt er mit den kleinen Rackern angeblich Limba und schenkt ihnen zum Abschluss aus Luftballons geformte Hunde. Spätestens als mir mein achtjähriger Sohn erklärte, er stehe jetzt auf die Musik von Green Day, hab ich den Clown gestrichen. Green Day ist eine Punkband. In diesem Jahr konnten wir die Festgesellschaft von acht Jungen – Mädchen werden wohl bis auf weiteres nicht mehr eingeladen – noch mit etwas Begeisterung durch die Gigantopia-Ausstellung in der Potsdamer Biosphäre schleusen. Als Programmassistent meiner exakt planenden Gattin hatte ich eine Stunde dafür kalkuliert. Die Jungs schafften 2,5 Milliarden Jahre Evolutionsgeschichte in 40 Minuten. Hinzu kam ein 20-minütiger Aufenthalt am Souvenirstand. Während ich acht kleine Dinosaurier, Schildkröten und Schlangen bezahlte, fragte ich mich, wie das zusammenpasst: Punkmusik hören und mit Gummidinos spielen? Anschließend fuhren wir in die Rappelkiste. Das ist eine ausrangierte Tennishalle mit riesigen Hüpfburgen, einem Labyrinth, Trampolinen. Nach zwei Stunden waren die Racker ziemlich fertig. Ein voller Erfolg. Beim Abschied fragte einer der kleinen Gäste, ob es noch so eine Tüte gibt mit Süßigkeiten und Spielzeug. Ich stellte mich dumm, während meine Frau liebevoll sagte: „Nein, so etwas haben wir nicht!“ Als schließlich einer der Freunde meines Sohnes resümierte, es sei auf jeden Fall besser gewesen als im letzten Jahr, verstand ich das als klaren Auftrag. Im nächsten Jahr werde ich eine Tropfsteinhöhle mieten und eine Mammut-Jagd inszenieren. Im Jahr darauf werde ich Green Day auf unserem Hinterhof spielen lassen. Ich werde mir die Haare grün färben, mir einen Totenkopf auf die Brust tätowieren und mich mit freiem Oberkörper aus dem Küchenfenster auf die Bühne fallen lassen. Die Jungs werden Zugabe schreien. Da wird der Punk abgehen.
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