Potsdam-Mittelmark: Eigenes Wasserwerk infrage gestellt
Landkreis lehnt Michendorfer Projekt ab. Zweckverband will trotz Geldmangel investieren
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Michendorf – Der Bau eines eigenen Wasserwerkes im Norden Michendorfs steht auf der Kippe. Nachdem die Mitgliedsgemeinden Michendorf und Nuthetal erst in der vergangenen Woche wegen der finanziellen Schieflage ihres Wasser- und Abwasserzweckverbandes „Mittelgraben“ (WAZV) einen vorläufigen Investitionsstopp verhängt hatten, gibt es jetzt auch baurechtliche Probleme, die das Vorhaben bedrohen. Das Landratsamt hat eine Bauvoranfrage für ein Wasserwerk westlich der B 2 abgelehnt. Darüber berichtete Torsten Könnemann, Prokurist der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA), die die Geschäfte des Verbandes erledigt, am Montagabend in der Gemeindevertretung Michendorf.
Das Projekt sei in den Augen der Unteren Bauaufsicht nicht mit dem Flächennutzungsplan der Gemeinde vereinbar, erklärte Könnemann. Eine planerische Umwandlung der Waldflächen am Wunschstandort sei auch nicht möglich. Zwar habe der Kreis den Verband aufgefordert, nach anderen Standorten zu suchen, doch gebe es kaum Alternativen. Die MWA hat nun bereits bei den Nachbarverbänden angefragt, ob diese den Michendorfern und Nuthetalern Trinkwasser liefern könnten. Der Beelitzer „WAZ“ verfüge nicht über die notwendigen Kapazitäten, einzig der Ludwigsfelder „WARL“ habe erklärt, dass Lieferungen technisch möglich seien.
Wie berichtet wollen sich Michendorf und Nuthetal mit einem eigenen Wasserwerk unabhängig von den hohen Gebühren der Potsdamer Stadtwerke machen. Im Moment beziehen beide Kommunen ihr Wasser aus dem Werk am Templiner See im Süden der Landeshauptstadt und von einem Werk in Rehbrücke. Eigene Werke hat man in Tremsdorf und in Wildenbruch. Mit einem weiteren im Norden Michendorfs ließen sich die Kosten um die Hälfte senken, argumentiert die MWA. Deshalb halte man auch an dem Projekt fest, so Könnemann. „Natürlich müssten wir erst einmal investieren, aber langfristig ließen sich Kosten sparen.“
Kosten sparen – das ist das Gebot der Stunde am „Mittelgraben“, wie den Gemeindevertretern am Montagabend ebenfalls erklärt wurde. Denn die in den vergangenen Jahren für den Bau von Anlagen aufgenommenen Kredite würden sich auf rund 14 Millionen Euro belaufen. Allein die Zinsen dafür würden in den nächsten vier Jahren 2,5 Millionen Euro kosten. Hinzu kämen die geplanten Tilgungen in Höhe von 4,4 Millionen Euro. Die langfristigen Kredite werde man auch weiterhin bedienen können, versicherte Könnemann. Auch sei die Versorgung nicht in Gefahr. „Ein ordentlicher Geschäftsbetrieb ist jederzeit gewährleistet“, unterstrich der Prokurist. Probleme gebe es indes bei den kurzfristigen Kassenkrediten in Höhe von rund drei Millionen Euro. Die könnten nur getilgt werden, wenn der Verband gegensteuert – indem er weniger investiert, die Gebühren erhöht oder eine Umlage von den beiden Mitgliedsgemeinden erhebt.
„Ich will genau wissen, wie viel die Gemeinde zuschießen muss und ob sich die Kosten für die Bürger erhöhen“, forderte Gemeindevertreter Gerhard Mühlbach (SPD) auf der Sitzung. Die Fragen soll eine von den beiden Bürgermeistern einberufene Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der MWA sowie Vertretern der Kommunen jetzt klären. Zudem soll ein Sanierungskonzept für den „Mittelgraben“ erstellt werden (PNN berichteten).
Die Gemeindevertreter wollten zudem wissen, ob auch die derzeitigen Investitionen in Gefahr sind. Im Wildenbrucher Gemeindeteil Bergheide sind die Arbeiten für eine zentrale Abwasserentsorgung angelaufen. Er sehe die Gefahr, dass das Projekt auf halber Strecke nun zum Stillstand kommt, erklärte Wildenbruchs Ortsvorsteher Manfred Bellin. „Ich bezweifle, dass es sich überhaupt rechnen wird“, sagte er. Von der finanziellen Lage des Verbandes werde der Abwasseranschluss Bergheides nicht in Mitleidenschaft gezogen, da er entweder mit Fördermitteln oder allein aus den Anschlussbeiträgen der Haushalte bezahlt werden soll, hieß es am Montag. Thomas Lähns
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