
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Ein Bild von einer Landschaft Sparkassenstiftung übergibt Brockhusen-Gemälde „Blick vom Franzensberg“ an Fercher Malerkolonie
Schwielowsee – Willinghausen, Kronberg, Ferch: Die Havelländische Malerkolonie darf mittlerweile getrost in einem Atemzug mit anderen Wirkungsstätten berühmter Künstler des 19. und frühen 20.
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Schwielowsee – Willinghausen, Kronberg, Ferch: Die Havelländische Malerkolonie darf mittlerweile getrost in einem Atemzug mit anderen Wirkungsstätten berühmter Künstler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts genannt werden. Mit Akribie und Durchhaltevermögen hat der Förderverein zu vielen der 80 Maler und Bildhauer geforscht, die hier tätig waren, und macht ihre Werke im Kossätenhaus einem breiten Publikum zugänglich. 5000 Besucher waren im vergangenen Jahr in dem kleinen Museum, schätzt Vereinschefin Helga Martins. Der Fundus des Museums wächst: Erst im Januar hat der Förderverein zwei Werke von Hans-Otto Gehrcke (1896-1988) als Dauerleihgabe bekommen. Jetzt kam ein weiteres dazu: Der „Blick vom Franzensberg“ von Theo von Brockhusen (1882-1919).
Gekauft hat das 1914 in Baumgartenbrück entstandene Gemälde die Ostdeutsche Sparkassenstiftung. „Das ehrenamtliche Engagement vor Ort war der Anlass für uns, es zur Verfügung zu stellen“, sagte Stiftungsvorsitzender Claus Friedrich Holtmann bei der Übergabe gestern. Er lobte die Professionalität, mit der das Erbe der Havelländischen Maler in Ferch gepflegt werde. Erst vor zwei Jahren ist das Kossätenhaus nach jahrelangen Umbauarbeiten eröffnet worden. Die Gemeinde Schwielowsee hatte das Grundstück gekauft und die Sanierung vorangetrieben. „Mittlerweile hat das Museum einen festen Stellenwert im Land Brandenburg und darüber hinaus“, bemerkte Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) stolz. Auch darüber hinaus wird in Ferch an die Maler erinnert: Die Straßen tragen Namen wie Eugen Bracht, E.W. Mertens oder Karl Göbel und auf dem Kunstpfad können sich Gäste auf Entdeckungstour begeben und frühere Wohn- und Wirkungsstätten besuchen.
Dass nun der ortstypische „Blick vom Franzensberg“ hinunter auf die Havel einen festen Platz in Ferch bekommt, sei besonders erfreulich, so Hoppe. „Es zeigt die Verbundenheit der Malerkolonie mit unserer Gemeinde“, sagte sie. Über den Kaufpreis für das Brockhusen-Gemälde war allerdings Stillschweigen vereinbart worden. Der Förderverein hatte bereits im vergangenen Jahr einen Antrag auf eine fünfstellige Fördersumme bei der Sparkassenstiftung gestellt.
Dem Anlass entsprechend lang war die Gästeliste: Neben Vertretern der Gemeinde waren auch die Landtagsabgeordneten Saskia Ludwig (CDU), Susanne Melior (SPD) und Andreas Bernig (Linke) vor Ort. Auch die Vorsitzende des Landes-Museumsverbandes, Susanne Köstering, reihte sich ein. Im Mittelpunkt standen aber die Fercher „Macher“: Fördervereins-Mitglied Heinz Schmal hatte im Januar eines der beiden Gehrcke-Gemälde gestiftet. Darüber hinaus betreibt er umfangreiche Forschungen zu den Havel-Künstlern – und verfolgt den Weg ihrer Werke. Zurzeit seien besonders viele Bilder im Umlauf, wusste er zu berichten, weil die Nachlässe aufgelöst oder die Erben ihre Bilder verkaufen würden.
Ebenso engagiert ist Kuratorin Jelena Jamaikina, die schon an den nächsten Veranstaltungen für dieses Jahr arbeitet. Am 1. Mai startet eine Ausstellung zu Carl Hagemeister und seinem Meisterschüler Siegward Sprotte (1913-2004). Für den Spätsommer ist eine weitere Schau zu Havelländischen Malerinnen um 1900 geplant – passend zum diesjährigen Kulturlandjahr-Thema „Mut und Anmut – Frauen in Brandenburg-Preußen“. Ein Jahr lang habe die Recherche gedauert, so Jamaikina, die dabei auf 17 Malerinnen mit ungewöhnlichen Lebensläufen gestoßen ist. Die meisten waren Töchter aus höherem Hause, viele blieben unverheiratet. Keine von ihnen würde heute noch mit einer Ausstellung öffentlich gewürdigt werden, so Jamaikina. Das soll sich demnächst ändern. Thomas Lähns
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