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Potsdam-Mittelmark: Ein Denkmal als Vermächtnis
Gertrud Osburg hat der Stadt Werder 60 000 Euro vererbt, um ihren gefallenen Bruder zu Ehren
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Werder (Havel) - Manche Menschen warten bis nach ihren Tod, um sich ihre Wünsche zu erfüllen. Die in Töplitz aufgewachsene Gertrud Osburg hat der Stadt Werder rund 60 000 Euro hinterlassen. Damit soll auf dem Töplitzer Friedhof ein Denkmal für im Ausland gefallene Soldaten errichtet werden.
In ihrem handschriftlichen Testament legt die 1926 als Gertrud Gerike in Bolivien geborene Frau fest, dass die Hälfte ihres Wertpapierbesitzes für den Bau des Denkmals zu verwenden sei. Die andere Hälfte bekommt die evangelische Kirchengemeinde Grünes Dreieck in Berlin. Die Wertpapiere hatte Gertrud Osburg selbst von ihren Eltern geerbt. Sie äußert im Testament auch einen Wunsch für die Inschrift: „Unseren Toten in fremder Erde“. Ihr Bruder Alfredo, der mit ihr in Töplitz aufwuchs, starb im Zweiten Weltkrieg in Russland und wurde dort an unbekannter Stelle beigesetzt. Mit dem Grabstein wolle Osburg nun ein „Zeichen der Trauer um eine Generation junger Menschen setzen, die im Krieg ihr Leben verloren haben“, wie ihr Mann in einem Schreiben an die Stadt Werder erklärt.
Gestorben ist Gertrud Osburg bereits im Dezember 2011. Dass das Erbe erst jetzt von der Stadt angenommen wurde, liegt Werders 1. Beigeordneter Manuela Saß (CDU) zufolge daran, dass die Stadt erst prüfen musste, ob sie das Vermächtnis tatsächlich annimmt. Auch der Töplitzer Ortsbeirat wurde dazu angehört. „Der war zwar an sich dafür, hat sich aber für eine andere Inschrift ausgesprochen, die das Gedenken an mehre Anlässe möglich macht“, so Manuela Saß. In Absprache mit dem Mann der Verstorbenen haben sich die Beteiligten nun auf die Inschrift „Den Toten in Fremder Erde. In Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terror“ geeinigt.
Der Bau des Denkmals auf dem kommunalen Friedhof soll etwa 25 000 Euro kosten. Aus dem reslichen Vermächtnis soll dann die Pflege der Anlage bezahlt werden. Erste Entwürfe der Stadt sehen eine halbrunde Mauer aus Natur- oder Ziegelsteinen mit einer Sitzbank vor, über der die Inschrift angebracht sein soll. An den Seiten sollen Blumen gepflanzt werden, auch die Wege dahin sollen erneuert werden.
Die Planungen für das Denkmal sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, gebaut werden soll laut Manuela Saß dann 2015. Das Vermächtnis hat sie sehr überrascht, so etwas habe sie in ihrer Amstzeit noch nicht erlebt. Zur Einweihung möchte Saß auch den Ehemann der Verstorbenen einladen, der in Berlin lebt.
Auch der Töplitzer Ortsvorsteher Frank Ringel ist überrascht über das Erbe. Für den Friedhof sei es aber von hohem Wert, derzeit fehle es an Sitzgelegenheiten. Ringel und der Ortsbeirat sprachen sich in einer Sitzung jedoch dafür aus, im Zusammenhang mit dem Denkmalsbau den Friedhof weiter aufzuwerten. So könnte eine marode Mauer erneuert und ein Eingangsportal mit der Inschrift „Inselfriedhof“ geschaffen werden. „Wir müssen jetzt zusammen mit der Stadt klären, was da möglich ist“, sagt Ringel. So wünschen sich die Töplitzer Bürger auch eine Wiese für die Asche von Verstorbenen gegenüber dem künftigen Denkmal, sozusagen als Gegenstück zu dem Bauwerk.
Ringel erinnert daran, dass es in Töplitz bereits ein Kriegerdenkmal gab. Auf dem Dorfplatz stand auf einem Erdhügel eine Säule, auf der alle Töplitzer genannt waren, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Errichtet wurde das Denkmal in den 30er-Jahren als typische Stele auf einem breiten Fundament, auf dem auch der Reichsadler eingraviert ist. Ein Grund, weshalb das Denkmal schon kurz nach der Gründung der DDR wieder abgerissen wurde.
Der Denkmalshügel blieb Ringel zufolge bis in die 60er-Jahre erhalten. „Seinetwegen konnte man an der Kreuzung die Töplitzer Straße nur schwer einsehen“, so Ringel. Als der Dorfplatz später umgestaltet wurde, hat man den Hügel deshalb abgetragen. Das Fundament des alten Denkmals liegt Ringel zufolge heute unter der Straße. Wieder ein Denkmal in der Dorfmitte zu bauen, sei dem Ortsvorsteher zufolge nicht gewünscht. „Der Friedhof ist der optimale Ort.“ Er sei froh, dass Gertrud Osburg das in ihrem Vermächtnis geklärt hat. Enrico Bellin
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