
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Ein Drehtag mit Herrn Paschulke
An der Geltower Meusebach-Grundschule entsteht ein Film zur Zirkus-AG. Unter den Artisten ist auch ein Kind mit Down-Syndrom
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Schwielowsee - Der Schulzirkus soll aus Geldmangel gestrichen werden. Eine Schreckensnachricht für die Kinder der Geltower Meusebach-Grundschule, die daraufhin einen Zirkuswettbewerb ausrufen, um Geld für ihren Zirkus zu sammeln. Zum Glück müssen sie das nicht in der Wirklichkeit, aber im Film „Kleines Extra Hokuspokus“.
Seit Ende Februar arbeitet die Schauspielerin und Kommunikationswirtin Nadin Lucia Brehm, die auch das Drehbuch geschrieben hat, gemeinsam mit Kindern der – auch in der Realität vorhandenen – Zirkus-AG der Geltower Grundschule an dem Filmprojekt. Am gestrigen Freitag hatten sie prominente Unterstützung beim Dreh: den Schauspieler Helmut Kraus, besser bekannt als Nachbar Paschulke aus der Kindersendung Löwenzahn. Er spielt im Film einen von den Schülern gefürchteten Hausmeister, der seine Enkelin getötet haben soll. Dabei hat er sich nur mit seiner Familie verkracht und deshalb keinen Kontakt mehr zur Enkelin. Vom Schüler Benni bekommt er einen Ruck, sich wieder mit ihr zu versöhnen. Benni wurde mit dem Down-Syndrom geboren und übt im Film gemeinsam mit den anderen Kindern in der AG Kunststücke ein.
Auch hier lehnt sich der Film, der mit 10 000 Euro von der Bundesinitiative „Kultur bildet“ gefördert wurde, an die Realität an. Die Figur des Benni wird vom neunjährigen Robby aus Caputh gespielt, der das Down-Syndrom hat. Die Krankheit wird auch als Trisomie 21 bezeichnet und führt in unterschiedlichem Maß zu verzögerter geistiger und körperlicher Entwicklung. Robby ist das erste und bisher einzige Kind mit geistiger Behinderung, das an der Meusebach-Schule am normalen Unterricht teilnimmt.
Auch in der Zirkus-AG blüht er auf, lässt Teller auf Stäben drehen und dreht sich dabei selbst um die eigene Achse. Für das Filmteam war die Zusammenarbeit mit Robby eine Herausforderung. Nadine Lucia Brehm zufolge mussten einige Szenen umgeschrieben werden, damit Robby weniger Text lernen muss und mehr mit Gesten arbeiten kann. „Statt den Hausmeister mit Worten zu überzeugen, sich wieder bei seiner Familie zu melden, malt Robby ihm ein Bild, auf dem der Hausmeister und seine Enkelin Hand in Hand zu sehen sind.“ Eine ergreifende Szene zwischen dem aufgeweckt schauenden, aber schüchternen Robby und Helmut Kraus.
„Für Robby ist der Filmdreh wie ein Spiel“, sagt Christopher Lehnhardt, der den Jungen als Heilerziehungspfleger täglich ab neun Uhr begleitet. Zwar hatte Robby am Anfang Angst vor der Kamera, Lehnhardt hat ihm die gewünschte Handlung aber auf eine lustige Art vorgespielt. Danach war der Junge wahnsinnig gut drauf und konzentriert. „Manche Szenen mussten wir wegen Robby zwar öfter drehen, aber insgesamt hat er es super gemacht“, sagt auch der 12-jährige André, einer der vielen Protagonisten.
Im Film haben Robby und seine Freunde auch einen vom 12-jährigen Moritz gespielten Gegenpart, der versucht, den Zirkuswettbewerb zu sabotieren. Natürlich gibt es aber ein Happy End. Der Zirkus ist gerettet, und sogar der Hausmeister und seine Enkelin fallen sich in der letzten Szene in die Arme.
Der Film soll im Juli fertig werden und auf dem Schulfest der Meusebach-Grundschule Premiere haben. Daneben reicht Nadin Lucia Brehm ihn als Beitrag für Festivals ein, auch eine DVD wird es geben. „Momentan stehen wir in Kontakt mit dem RBB, um eine Dokumentation über das Filmprojekt zu machen“, so Brehm.
Einige der mehr als 20 Zirkus-Schüler, die auch hinter der Kamera beispielsweise bei der Maske aktiv waren, können sich nun eine Karriere beim Film vorstellen. Helmut Kraus, der mit 12 Jahren bereits nebenbei beim Theater arbeitete und nun schon 60 Jahre künstlerisch tätig ist, ermutigte die Kinder. „Wenn ihr wirklich mit ganzer Kraft zum Film wollt, dann solltet ihr auch am Ball bleiben.“ Einer der Schüler wechselt im Sommer auf die Filmschule in Babelsberg.
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