Potsdam-Mittelmark: Ein Feiertag für Werders Mühle
Zum Fest am Samstag stand das Technikdenkmal still – sonst lassen Ehrenamtliche die Flügel rotieren
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Werder (Havel) - Allmählich kommt Bewegung in Werders Wahrzeichen: Nach aufwendiger Sanierung thront seit dem vergangenen Jahr die Bockwindmühle wieder in voller Pracht über der Insel – und einmal pro Woche drehen sich in der Regel ihre Flügel. Vor zwei Jahren war hier schon einmal der Müller Paul Hänsch eingezogen. Die Stadt wollte seinem Wunsch nach einem Wohnsitz an der Mühle und einem Dauermahlbetrieb jedoch nicht nachkommen (PNN berichteten). Nun kümmere sich die Stadt wieder selbst um das Technikdenkmal, sagte Bürgermeister Werner Große (CDU) am Samstag den PNN.
Vier ehrenamtliche Mühlentechniker wurden bereits ausgebildet, sie nehmen die Mühle in regelmäßigen Abständen in Betrieb. Dass die Flügel nun ausgerechnet am vergangenen Samstag zum Mühlenfest stillstanden, liege einzig und allein an der Urlaubszeit, hieß es aus der Verwaltung: Es sei kein Müller verfügbar gewesen.
Kurz nach der Wende wurde auf der Insel das erste Mal ein Mühlenfest gefeiert, damals wurden die Außenhülle und das Dach fertiggestellt – dank ehrenamtlicher Zimmerer-Arbeit der Werderaner und dem finanziellen Einsatz der Stadt. Die Mühle selbst ist keine „Werdersche“, sie wurde von der anhaltinischen Gemeinde Klossa gekauft, hundert Kilometer weit nach Werder transportiert und hier ab 1987 wieder aufgebaut. Nun hat das Denkmal auch funktionierende Mahltechnik und Flügel erhalten. Die alte Inselmühle war 1973 abgebrannt.
Doch beim Mühlenfest geht es nicht allein um das Wahrzeichen selbst. „Es ist auch als Dankeschön an die Werderaner gedacht, die Jahr für Jahr das Baumblütenfest gestalten und oft selbst nicht zum Feiern kommen", so Bürgermeister Große.
Doch in Werder blühen längst nicht mehr nur die Bäume: Immer mehr Bürger putzen ihre Vorgärten und Balkone heraus – und das wird mittlerweile auch schon traditionsgemäß gewürdigt. Die Sieger des Wettbewerbes „Unsere Stadt blüht auf“ werden jährlich zum Mühlenfest gekürt. Je zehn Preisträger pro Frühjahrs- und Sommerblüte erhalten Geldpreise zwischen 500 und 50 Euro. In diesem Jahr haben die Familien Dahlke und Wothe das Rennen gemacht. „Man muss sich dafür nicht bewerben“, erläuterte Jury-Chef und Stadtverordneter Baldur Martin die Modalitäten. Neun Experten-Gruppen streifen pro Saison durch alle Ecken der Stadt und merken die schönsten Objekte vor. Im Anschluss flaniert eine Jury aus Stadtverordneten und Fachleuten an diesen Gärten entlang und trifft die endgültige Auswahl.
Viele Anlässe waren es, die am Samstag zum Feiern einluden. So präsentierten sich Vereine und Verbände auf einem „Markt der Möglichkeiten“ in der Kirchstraße. Und im Alten Rathaus ist auch über das Fest hinaus noch die Ausstellung „Farbe, Licht und Leben“ zu sehen – mit Aquarellen, gezeichnet von Werderaner Senioren.
Und die Bockwindmühle? Die soll sich im kommenden Jahr nicht mehr nur drehen, sondern sogar Mehl produzieren. Das Schaumahlen – erstmals bei der Eröffnung im vergangenen Jahr ausprobiert – soll ab 2009 regelmäßig stattfinden. Thomas Lähns
Zu besichtigen ist die Mühle derzeit mittwochs zwischen 11 und 16 Uhr, an den Wochenenden zwischen 13 und 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. (03327) 783 375.
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