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Potsdam-Mittelmark: Ein halbes Jahrhundert Spitzenforschung

Institut für Getreideverarbeitung feiert Jubiläum / Bau des Biotechnikums soll in diesem Jahr starten

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Nuthetal - Der erste Spatenstich ist schon eine Weile her: Im September vergangenen Jahres setzte das Rehbrücker Institut für Getreideverarbeitung symbolisch zum Bau des neuen Biotechnikums an. Noch in diesem Jahr soll es endlich losgehen, hat Institutsleiter Peter Kretschmer jetzt angekündigt. Gestern feierte das IGV sein 50-jähriges Bestehen. Mit einer Festveranstaltung ließen Akteure von damals und heute das vergangene halbe Jahrhundert Revue passieren – und warfen gemeinsam einen Blick in die Zukunft.

„Das Biotechnikum ist für uns existenziell notwendig“, sagte Kretschmer den PNN. Das IGV brauche die Werkstatt und damit den Platz für neue Geräte und die Aufträge, die man unter heutigen Bedingungen nicht erfüllen könne. Hier soll die technische Basis für industrienahe Pilotprozesse geschaffen werden (PNN berichteten). Grabungsfunde hatten allerdings zu Verzögerungen geführt, auch die Straßenverkehrsbehörde des Kreises musste erst noch überzeugt werden, erläuterte Kretschmer, der das Haus seit 1994 führt. Der 71-Jährige will den Fortbestand des Institutes langfristig gesichert wissen und ist deshalb auch auf der Suche nach einem Nachfolger. Das privatwirtschaftliche Risiko lässt manchen Kandidaten zurückschrecken.

Kretschmer selbst hat gerade erst seine Dissertation rund um das Verfahren zur Nutzung von Roggen für Roggenfaserprodukte verteidigt. Es geht um eine Technologie zur Begrünung von Wüsten und komplizierten Hanglagen auf der Zugspitze, auf Taiwan und anderswo. Auch das IGV konnte gerade wieder einen Meilenstein setzen: Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung vor zwei Wochen nahm ein mit Algenkraftstoff betriebenes Flugzeug an den Flugvorführungen teil. Der Kraftstoff wurde in Rehbrücke entwickelt. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, so Kretschmer, „es ist aber noch viel zu tun, um ein wirtschaftliches Verfahren zur Herstellung dieses Biokraftstoffs zu entwickeln.“ Langfristiges Ziel: Mit anderen Kraftstoffen konkurrieren zu können.

Es ist eine 50-jährige Erfolgsgeschichte, an die das IGV mit solchen Projekten immer wieder anknüpfen kann. Am 1. Juli 1960 ist es in Potsdam gegründet worden. Der erste Leiter, Professor Reinhardt Schneeweiß, prägte bis 1986 nachhaltig das Niveau der Getreideforschung und -verarbeitung in der DDR. In Rehbrücke wurde 1961 ein Instituts-Neubau errichtet. Die Mitarbeiter, unter ihnen Peter Kretschmer, waren in einer Nacht- und Nebelaktion zur Baustelle gezogen und setzten selbst das Fundament, sonst hätte es den Standort in der Arthur-Scheunert-Allee möglicherweise nie gegeben: Denn laut Ministerratsbeschluss der DDR sollten nach dem Mauerbau nur begonnene Investitionen fortgeführt werden. Baumaterial war rar in der DDR. „Die nächsten 50 Jahre werden mit Sicherheit genauso interessant wie die letzten“, ist sich Kretschmer sicher.

Heute öffnet das IGV in der Arthur-Scheunert-Allee 40 seine Pforten zum Tag der offenen Tür. Zwischen 10 und 16 Uhr wird mit praktischen Demonstrationen über die Arbeitsgebiete Biotechnologie, Analytik und Qualitätssicherung, Backwaren- und Lebensmitteltechnologie sowie nachwachsende Rohstoffe informiert. Eine Ausstellung informiert über „Historie, Gegenwart und Visionen“ des Hauses. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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