
© Thilo Rückeis
Potsdam-Mittelmark: Ein Kunstgebilde treibt Blüten
Werder (Havel) und Beelitz raufen sich als Mittelzentrum zusammen. Jetzt liegt ein konkreter Fahrplan vor
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Werder (Havel) / Beelitz – Ein Stück sind sie schon zusammengerückt: Für den sogenannten Mittelbereich Beelitz-Werder gibt es seit diesem Jahr einen gemeinsamen Veranstaltungs- und Kulturkalender. Die Bürgermeister treffen sich regelmäßig zum Gedankenaustausch, und eine Buslinie und der Radweg zwischen Glindow und Klaistow sind auch schon in Planung. Jetzt liegt ein Konzept vor, wie die Zusammenarbeit zwischen Werder (Havel), Beelitz und den Nachbargemeinden generell vertieft werden kann. Die beiden Hauptausschüsse wollen in einer gemeinsamen Sitzung am 9. Juni darüber beraten.
Vor gut zwei Jahren hatte die gemeinsame Landesplanung Beelitz und Werder zum „Mittelzentrum in Funktionsteilung“ erklärt. Neben dem Titel müssen sie sich die Städte auch die jährlichen Fördermittel in Höhe von 800 000 Euro teilen. Mit dem politischen Kunstgriff wurde auf die Proteste der Werderaner reagiert, die ursprünglich völlig leer ausgehen sollten. Die vom Land verordnete Partnerschaft hat aber schon bald Blüten getrieben: Ein Kooperationsvertrag wurde Anfang 2010 unterzeichnet, die Nachbarn Schwielowsee, Groß Kreutz und Seddiner See mit ins Boot geholt. Nun hat die „Landesweite Planungsgesellschaft Berlin-Brandenburg“ im Auftrag der beiden Städte das Konzept ausgearbeitet, nachdem die Kooperation in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Kultur und Verkehr vertieft werden soll. Insgesamt 40 Vorschläge wurden gemacht.
Als vordergründige Ziele im Bereich Bildung empfehlen die Planer die Entwicklung eindeutiger Profile bei den weiterführenden Schulen. Das sollte kurzfristig in Angriff genommen werden. Im Moment legen zum Beispiel sowohl das Werderaner Ernst-Haeckel- als auch das Sally-Bein-Gymnasium in Beelitz einen Schwerpunkt auf den Bereich Technik. Auf Basis unterschiedlicher Profile könnte dann ein gemeinsames Konzept für eine langfristige Sicherung der Standorte entstehen. Insgesamt sollten die Schulen regelmäßig ihre Erfahrungen austauschen. Gemeinsame Zukunftstage stehen auf der Agenda, auch eine regionale Ausbildungsmesse ist im Gespräch. Den Kitas wird empfohlen, die Bewerbungsunterlagen für Erzieher auszutauschen.
Im Bereich Gesundheit und Soziales schlagen die Planer vor, Versorgungslücken zu ermitteln und eine Ansiedlungsstrategie für Ärzte zu entwickeln. Deren Sprechzeiten müssten in die Ortsteile ausgeweitet werden. Die Eltern-Kind-Zentren in Werder, Beelitz und Neuseddin sollten enger kooperieren, am Ende könnte sogar ein „Lokales Bündnis für Familien“ geschmiedet werden. Um Ehrenämtler in allen Bereichen sollten die fünf Kommunen gemeinsam werben.
Auch die Wirtschaftsförderung soll künftig Hand in Hand ablaufen: Die vorhandenen Imagebroschüren müssten zusammengeführt und die Gewerbegebiete gemeinsam vermarktet werden. Als langfristige Ziele formulieren die Planer ein einheitliches Beschilderungssystem zu den Hotels und Sehenswürdigkeiten sowie eine gemeinsame Tourismuskonzeption. In punkto Fremdenverkehr wird zudem dringend eine saisonale Obst-Spargel-Seen-Buslinie empfohlen. Auch ein gemeinsames Obst-Spargel-Fest wird den Mittelbereichs-Kommunen ans Herz gelegt. Im Bereich Kultur und Sport wird ein unmittelbarer Austausch zwischen den Verantwortlichen vorgeschlagen. Besonders hohe Priorität hätte dabei die Würdigung des ehrenamtlichen Engagements.
Der letzte Abschnitt – Verkehr und Energie – sieht ein kommunales Klimaschutzbündnis vor. Die Städte und Gemeinden müssten eine Strategie gegen den Klimawandel ausarbeiten und mögliche Standorte für Windkraft-, Biogas- und Solaranlagen festlegen. In punkto öffentlicher Nahverkehr wird die vollständige Einbindung der fünf Kommunen und ihrer Ortsteile in den Berliner C-Tarif-Bereich als besonders wichtig unterstrichen. Auch von einer verbesserten Busverbindung zwischen den Städten und Gemeinden ist im Konzept die Rede.
Für die weitere Diskussion wollen sich die Hauptausschüsse in Beelitz treffen. Das kündigte Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) am Donnerstag seinen Abgeordneten an. Ob man sie denn zum Spargelessen einladen würde, war die Frage. Ein paar Flaschen Obstwein aus Werder ließen sich als Mitbringsel sicher auch noch auftreiben.
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