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Potsdam-Mittelmark: Ein Lichtblick, wenn der Schuh mal drückt

Beratungsstelle in Werder bearbeitet 200 Fälle pro Jahr – Tendenz steigend / 10-jähriges Bestehen gefeiert

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Werder (Havel) - Ob bei Trennungen vom Partner, Schwierigkeiten in der Schule oder Problemen in der Familie: Immer mehr Menschen im Landkreis nehmen die Hilfe der Beratungsstelle „Lichtblick“ in Anspruch. Seit zehn Jahren gibt es die Einrichtung, 2006 ist sie von Lehnin nach Werder umgezogen. Mittlerweile betreuen die beiden Sozialpädagogen und Familientherapeuten Viola Krakow und Holger Robbers 200 Fälle jährlich – Tendenz steigend.

Gestern feierte „Lichtblick“ sein Jubiläum in den neuen Räumen im Ärztehaus in der Bernhard-Kellermann-Straße 17. Die Blütenstadt hatte sich vor zwei Jahren dafür eingesetzt, dass die Beratungsstelle hierher zieht, erinnert sich Robbers. Seitdem arbeite die Einrichtung mit Stadt, Polizei, dem Jugendamt und anderen Hilfsorganisationen in der örtlichen „Arbeitsgruppe Sozialraum“ zusammen. „Wir sind auch mit anderen Stellen der Kinder- und Jugendhilfe vernetzt und gehen regelmäßig an die Kitas und Schulen“, sagt Robbers. Denn nicht nur Kinder und Jugendliche erhalten von ihm und seiner Kollegin Hilfe, sondern auch Erzieher und Lehrer.

An welcher Stelle drückt der Schuh am häufigsten? Holger Robbers: „Oft haben wir es mit Problemen rund um das Thema Trennung und Scheidung zu tun.“ Das reiche von streitenden Eltern bis hin zur Integration eines neuen Partners in die Familie. „Den Fokus legen wir dabei immer auf die Kinder, denn sie sind die schwächsten und letztendlich am stärksten betroffen.“ So traurig eine Trennung selbst ist, freue er sich doch darüber, dass Paare mittlerweile schon vorher zur Beratung kommen und nach den Konsequenzen für sich und die Kinder fragen. Manchmal lasse sich eine Beziehung dann sogar wieder kitten.

Dabei werde keine Lösung vorgegeben, einen Katalog mit den besten Antworten auf das jeweilige Problem gebe es nicht. „Wir erarbeiten mit den Betroffenen eine Lösung, fragen nach eigenen Vorschlägen und betrachten die Gesamtsituation“, so Viola Krakow. Ihr Beispiel: Wenn ein Kind Probleme beim Einschlafen hat, kann es schon reichen, wenn sich die Eltern mehr Zeit beim Zubettbringen nehmen, andererseits könne dieses Problem auch tiefer liegen, zum Beispiel nach einer Trennung der Eltern.

Das Sorgen-Spektrum reicht aber noch weiter: Eltern wenden sich in Erziehungsfragen – gerade bei pubertierenden Sprösslingen – an „Lichtblick“, suchen Rat bei Problemen rund um das Thema Internet- und Computersucht, oder es ertönen Hilferufe von Eltern oder Freunden, wenn jemand sich aufgrund von Problemen bewusst selbst verletzt.

Entsprechend groß ist das Arbeitspensum. Die hohe Nachfrage führen die beiden Berater auf den steigenden Bekanntheitsgrad zurück und auf das immer breitere Angebot. Seit 2002 gibt es eine Online-Beratung: ein bis zwei Mal pro Woche können Leute im Einzelchat mit den beiden Experten reden oder rund um die Uhr eine Email schicken. Gerade Jugendliche würden diesen Weg nutzen, seien aber längst nicht mehr die Einzigen. Schließlich sei auch der Umgang mit dem Thema Beratung unkomplizierter geworden, sagt Viola Krakow: „Die Menschen verlieren ihre Scheu.“ Wenn im kommenden Jahr das Brandenburgische Familienrecht novelliert wird, dürfte es noch mehr Arbeit geben: Dann kann ein Besuch bei Beratungsstellen vom Richter angeordnet werden. Thomas Lähns

Im Internet unter:

www.beratungsstelle-lichtblick.de

Thomas LähnsD

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