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Potsdam-Mittelmark: Ein Platz zwischen Platte und Moderne

Herrenhaus Plessow wurde seiner zukünftigen Funktion übergeben / Große: Werder hat jetzt ein Schloss

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Herrenhaus Plessow wurde seiner zukünftigen Funktion übergeben / Große: Werder hat jetzt ein Schloss Werder · Plessow - Das Dorf Plessow hat ein wesentliches Stück seiner alten Mitte zurückgewonnen: Neben der Kirche und den einzelnen Gehöften, die so typisch für kleine brandenburgische Landgemeinden sind, erstrahlt das Herrenhaus des wohl ältesten hiesigen Adelsgeschlechtes, der Familie von Rochow, in neuem Glanze. Ein spätbarockes, kleines Schloss mit einem langen Seitenflügel leuchtet in kräftigem Apricot. Nach mehrjährigen Bauarbeiten am Rochowschen Familiensitz weht jetzt wieder ein aristokratischer Wind zwischen den beiden Plessower Seen. Ähnlich sieht es Werders Bürgermeister Werner Große: „Jetzt hat Werder sogar ein Schloss.“ Das restaurierte Bauwerk bereichere die hiesige Landschaft um eine weitere Attraktion. Gestern wurde das Herrenhaus dem künftigen Nutzer übergeben: Das Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung, seit Anfang der 90er mit einer Außenstelle in Plessow vertreten, will hier seine Verwaltung einrichten. In den vergangenen Jahren wurden bereits Neubauten errichtet und bestehende DDR-Substanz saniert. Die Dozenten sollen ihre Büros nun in den historischen Mauern haben. Dort, wo einst die Junker lebten, wird man sich um den Nachwuchs im deutschen und internationalen Zoll kümmern. Hausherr ist Manfred Suwalski, Leiter der Außenstelle Plessow. Pro Jahr würden hier 7500 Zöllner aus- und weitergebildet. Von Spanien bis zur Mongolei würde Plessow bekannt werden, denn im Rahmen von Austauschprogrammen und Kooperationen würden auch Zöllner aus dem Ausland hier auf den Beruf vorbereitet werden. Entsprechend schwierig sei es gewesen, einen Ausgleich zwischen der Geschichte des Schlosses und den modernen Ansprüchen zu schaffen, so Suwalski weiter. Jeder der Büroräume ist mit Internet-, Telefon- und Stromanschlüssen versehen. Besonders einfallsreich zeigten sich die Verantwortlichen bei der Gestaltung des ehemaligen Festsaals, dem künftigen Konferenzraum des Bildungszentrums: Unter dem Parkett liegt eine Fußbodenheizung, die Stromanschlüsse sind kaum merkbar unter Klappen im Boden versteckt. Die Wände des hohen, stuckverzierten Raumes leuchten türkis. Suwalski verglich den heutigen Zustand mit dem vor der Sanierung: „Damals waren die Wände fleckig, der Putz undicht.“ Im Jahr 2000 wurde mit der Erneuerung des Daches begonnen, anschließend Außenhülle und die Räume hergerichtet. Insgesamt kostete die Sanierung des Herrenhauses 3,5 Millionen Euro, welche das für den Zoll zuständige Bundesfinanzministerium trägt. Um 1780 wurde das Herrenhaus der Rochows erbaut, bei der Hüllen-Restaurierung habe man sich aber am Zustand des späten 19. Jahrhundert orientiert, so Architekt Herbert Pfeiffer. Die äußeren Fenster und die Türen im Haus seien noch die gleichen, ebenso das Parkett in einigen Räumen. Die Farben der Innenwände variieren zwischen apricot, türkis und grün-grau. So fügt sich die Historie derer von Rochow in die Moderne eines Bildungszentrums, ihr Herrenhaus nimmt seinen Platz ein zwischen dem Wohnheim, einem restaurierte Plattenbau aus DDR-Zeiten, und dem Lehrsaalgebäude, einer futuristischen Glaskonstruktion aus dem Jahr 1996. Bürgermeister Große unterstrich, dass das Bildungszentrum eines der wichtigsten Einrichtungen der Blütenstadt sei. Manfred Suwalski lobte seinerseits die enge Zusammenarbeit mit Werder: „Wir fühlen uns schon längst als ein Teil der Stadt.“ Thomas Lähns

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