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Potsdam-Mittelmark: Ein Sonntag hinter historischen Mauern

Zum Tag des offenen Denkmals können im Landkreis 26 historische Bauwerke erkundet werden

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Potsdam-Mittelmark - Wenn die Kaiserin nach Werder kam, war der Wachtelberg ihr Ziel. Unter einem Aussichtsturm, wo der Gastwirt Richard Ebel Wein ausschenkte, ließ sie es sich mit ihrem Gefolge gut gehen und genoss die Aussicht über das Havelland. Auguste Viktoria, Gemahlin Wilhelms II., war der beste Werbeträger, den sich Ebel hätte wünschen können: Die Leute strömten in Scharen hierher und ließen seine Kassen klingeln – so dass er 1893 den Grundstein für die erste Höhengaststätte Werders legen konnte.

Die Wachtelburg mit ihren spitzbogigen Fenstern, ihren Zinnen und dem massiven Turm wurde zur Hommage an den damaligen Lieblingsbaustil der Hohenzollern: neogotisch nach dem Vorbild englischer Kastelle, angelehnt an Schlösser wie Babelsberg oder Cecilienhof. Noch heute thront sie über den Hängen des Weinberges. Am kommenden Sonntag besteht die seltene Gelegenheit, die Wachtelburg näher in Augenschein zu nehmen: Zum Tag des offenen Denkmals werden von 10 bis 18 Uhr Führungen angeboten.

Insgesamt 26 historische Bauwerke im Landkreis Potsdam-Mittelmark öffnen zu diesem Anlass ihre Türen. In Werder ist auch das Scala-Kino dabei, das 1940 fertig gestellt wurde und dessen Interieur noch heute nahezu vollständig erhalten ist. Um 16 Uhr gewährt Betreiber Knut Steenwerth einen Blick hinter die Kulissen und den damals auch installierten Bunker des Gebäudes. Wen die Kinolust packt, der kann auch schon um 14.30 Uhr vor Ort sein und sich den Klassiker „Emil und die Detektive“ ansehen. Nach der Führung soll es eine Gesprächsrunde geben, bevor um 18 Uhr das Abend-Filmprogramm startet.

Zum Tag des offenen Denkmals, der seit 1993 bundesweit begangen wird, rücken aber vor allem die Gotteshäuser in den Mittelpunkt: In Stahnsdorf kann man zum Beispiel die mittelalterlichen Feldsteinkirchen in Güterfelde, Schenkenhorst, Sputendorf und Stahnsdorf selbst zwischen 10 und 18 Uhr besuchen. In Teltow werden die Andreaskirche und die Ruhlsdorfer Kirche von 10 bis 17 Uhr geöffnet haben. Auch im Fläming haben Kirchen geöffnet, so in Brück, Rottstock und Gräben.

In Kleinmachnow wird indes am Gedenkort Checkpoint Bravo im Albert-Einstein-Ring von 11 bis 18 Uhr an die Geschichte der Deutschen Teilung erinnert. Um 15 Uhr gibt es am alten Kommandantenturm einen Einführungsvortrag. Ebenfalls lohnend ist ein Besuch am früheren Panzerdenkmal neben der A115.

Historische Wohngebäude gibt es auch zu bestaunen: In Langerwisch wird das Schäfereihaus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Die Eigentümerin hat das Reet gedeckte Lehmgebäude umfangreich saniert und die schwarze Küche als Kernstück erhalten. Das einst fast völlig verfallene Haus wird heute wieder bewohnt. Noch älter ist das Landarbeiterhaus in der Kemnitzer Heide 10 bei Ferch: Um 1740 erbaut, diente es später als Landschulheim, ist heute Baustelle. Besichtigung von 10 bis 18 Uhr.

Und schließlich die Industriedenkmäler: Am Caputher Gemünde lohnt sich ein Besuch der historischen Seilfähre auf Geltower Seite, in Cammer, Ketzür und Ziesar präsentieren sich die Mühlen den Besuchern. In Beelitz-Heilstätten lädt indes der Förderverein von 11 bis 17 Uhr in das historische Heizkraftwerk ein, das bereits 1898 erbaut wurde. Es ist das erste Fernheizkraft Deutschlands und versorgte schon damals die unzähligen Gebäude auf dem 200 Hektar großen Komplex der Lungenheilanstalt mit Wärme und Strom. Es gibt Führungen über das Gelände und Einblicke in das nicht nur für frühere Verhältnisse innovative Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Außerdem gibt es eine Ausstellung des Kunstwerk-Vereins sowie Musik, Speisen und Getränke.

www.tag-des-offenen-denkmals.de

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