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Der Potsdam-Ring ist nicht nur etwas für Menschen mit Heimweh, sagt die Stahnsdorfer Goldschmiedin Antje Neumann.

© Tobias Reichelt

Potsdam-Mittelmark: Ein Stück Potsdam an der Hand

Juwelier Neumann hat den Potsdam-Ring entwickelt, gekauft wird er gern als Weihnachtsgeschenk

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Stahnsdorf - Die allmorgendliche Stadterkundung will Monika Kleyer nicht mehr missen. Fünf Sekunden braucht die Rentnerin, dann hat sie ihren Ring aufgesteckt, gedreht und Potsdam rundherum gesehen: Die Fassaden der Hollandhäuser, die Türme am Nauener Tor, die Kuppel auf der Nikolaikirche und die Treppen vor dem Schloss Sanssouci. „Ich bin so fasziniert von dieser Stadt und von diesem Schmuckstück“, sagt die ehemalige Aachenerin und blickt verträumt auf die Wahrzeichen ihrer neuen Heimat. Sie zieren den Silberring an ihrer Hand. „Meist drehe ich ihn so, dass ich das Schloss gut sehen kann“, sagt Kleyer und lächelt.

Neuzugezogene, Weggezogene, Alteingesessene, Verliebte, Verlobte und auch Verheiratete – seit knapp vier Jahren versorgt der Stahnsdorfer Juwelier Neumann Schmuckliebhaber der Region mit dem Potsdam-Ring. Besonders gut läuft das Geschäft mit dem Ring auch vor Weihnachten.

Auf einer Fläche kaum größer als der Plastikverschluss einer Toastbrottüte haben die Mitarbeiter des Familienbetriebes die Wellen der Havel und die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt verewigt. Kunden wie Monika Kleyer, die vor zwei Jahren nach Teltow gezogen und von der Nachbarstadt Potsdam fasziniert ist, sind von dem Städte-Ring begeistert, sagt Antje Neumann. Die Tochter des Stahnsdorfer Juwelier-Ehepaars Edith und Erich Neumann wird die Geschäfte des Familienunternehmens bald übernehmen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Astrid hat die Goldschmiedin im 40. Jahr des Betriebsbestehens einen Großteil der Arbeit im Geschäft übernommen. Die 36-Jährige war es auch, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Daniel Feibig begann, die Idee zum Potsdam-Ring umzusetzen und dann patentieren ließ.

Erst am Zeichenbrett, später am Wachsmodell tüftelten die Schmiede so lange umher, bis alles passte. „Wir wollten eigentlich das Brandenburger Tor drauf haben“, sagt Neumann. Doch die Konturen setzen sich kaum ab. So entschied man sich für das Nauener Tor. Gut zu erkennen ist auf dem Ring auch das abendländische Pumpenhaus in der Havelbucht, die „Moschee“. Je nachdem ob Mann oder Frau den Ring trägt, bleibt meist noch Platz für eine persönliche Gravur auf der Forderseite. „Wir wollen den Ring noch weiterentwickeln“, sagt Neumann. Ein Potsdam-Wappen oder der Alte Fritz könnten in die Lücke passen.

Zu haben ist das Schmuckstück in Silber, in Gold und auf Wunsch auch dekoriert mit Brillanten – dem Sternenhimmel über Potsdam. Der günstigste Ring in Silber kostet 129 Euro, wer sich Potsdam vergolden lassen will, muss dafür knapp das Zehnfache zahlen. „Wir können den Preis aber auch reduzieren, wenn die Leute ihr eigenes Gold oder Silber mitbringen.“ So wird an der Potsdamer Allee in Stahnsdorf aus altem, neuer Schmuck.

Vor 30 Jahren hatten Erich und Edith Neumann den Stahnsdorfer Schmuckladen an der Bosch-Siedlung übernommen. Das Unternehmerehepaar zog dafür aus Havelberg weg, wo der Uhrenmacher und die studierte Ingenieurin für Lebensmittelindustrie ihr erstes gemeinsames Geschäft eröffnet hatten. Als in Stahnsdorf das einst flache Uhren- und Schmuckgeschäft in der Potsdamer Allee zum Verkauf stand, zogen die beiden um und über die Jahre wurde aus dem Flachbau ein ansehnliches Geschäftshaus.

Bis heute wohnt die Familie über dem Verkaufsraum und der Goldschmiede, in der mit Feuer und Feilen an allerlei Schmuckstücken gearbeitet wird. Nicht nur Ringe mit Sehenswürdigkeiten enstehen hier, sondern auch vergoldete Landkarten oder kleine Quallen die als Kettenanhänger dienen. Eine Weinbauernfamilie hat sich hier sogar schon einmal eine vergoldete Traubenkette für ihre Zwillingskinder anfertigen lassen.

Verkauft werden die wertvollen Werke allerdings meist im Stern-Center. Schon seit 15 Jahren haben Neumanns dort einen zweiten Laden. So wurden sie auch bei Potsdamer Kunden bekannt. Die seien es oft, die in der Vorweihnachtszeit bei dem Stahnsdorfer Familienbetrieb nach ihrem Potsdam-Ring fragen, sagt Antje Neumann. „Er wird oft an Kinder verschenkt, die beruflich wegziehen mussten.“ Aber auch Brautpaare seien damit schon vor den Altar getreten. Wieder anderen helfe er gegen Heimweh oder gar gegen Fernweh. Kunden wie Monika Kleyer haben sich den Ring einfach selbst zum Geburtstag geschenkt.

Auch über ein Schmuckstück für Stahnsdorf hat die Juweliers-Familie schon nachgedacht. Im nächsten Jahr feiert die Gemeinde ihr 750-jähriges Bestehen. Eventuell könnte es dann einen Stahnsdorf-Taler zu kaufen geben, sagt Antje Neumann. Was darauf zu sehen ist? Daran wird im Familienbetrieb noch getüftelt.

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