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Potsdam-Mittelmark: Ein Stück Rolls-Royce aus Teltow

Das Unternehmen EBK Krüger produziert Teile für die Automobilindustrie. Nun wird es ausgezeichnet

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Teltow - Pumpen, Klappen und Ventile – Teile aus der Produktion des Teltower Elektro-Unternehmens EBK Krüger stecken in vielen Autos. Am Freitag ist die Firma mit dem Zukunftspreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet worden – unter anderem für ihre außergewöhnlichen Leistungen im Wirtschaftsleben des Landes, so die Begründung der Industrie- und Handelskammern, sowie der Handwerkskammern.

Die EBK Krüger wurde 1990 von Siemens gegründet. „Der damalige Geschäftsführer Jens Krüger war damals maßgeblich daran beteiligt, dass sich Siemens in der Region angesiedelt hat“, sagt Martin Lehmann. Lehmann ist einer von zwei Geschäftsführern, die das Unternehmen vor rund zwei Jahren übernommen haben. Bis 1997 wurden in Teltow vor allem Relais und elektromechanische Baugruppen für die Automobilindustrie gefertigt. „Mit Relais war ein Wachstum aber kaum noch möglich, daher wurden damals neue Geschäftsfelder erschlossen“, so Lehmann. Mittlerweile hat sich die Firma auf den sogenannten Serienauslauf spezialisiert und fertigt Teile für die Automobilindustrie. „Die Kunden wenden sich an uns, wenn sich ein Produkt am Ende der Seriengroßproduktion befindet“, so Lehmann. „Wir nehmen dann die Fertigungsanlagen und bauen sie bei uns auf.“ Der Kunde hat nun Platz für neue Fertigungsanlagen. Die EBK Krüger ist nun Dienstleister und stellt entsprechend dem Kundenbedarf die alten Teile weiter her.

„Bei uns sieht es manchmal etwas leer aus, wenn in einem Teil der Halle das Licht aus ist und eine Maschine abgedeckt ist“, sagt Lehmann. „Das Verhältnis Mitarbeiter zu Fläche ist wohl anders als in anderen Produktionsbetrieben.“ Da der Platz im Teltower Gewerbegebiet nicht mehr ausreichte, wurde ein Großteil der Fertigungsstraßen nach Berlin-Marienfelde verlegt. Dort werden unter anderem Teile für die bessere Leitfähigkeit galvanisiert oder Teile gestanzt.

Ein populäres Produkt, welches nicht mehr in Serie produziert wird und durch die EBK Teltow das Licht der Welt erblickt, ist eine Hochdruck-Einspritzpumpe für V12-Motoren. „Die verrichten ihren Dienst in Rolls-Royces oder 7er BMWs“, sagt Lehmann. Die Produktionsmaschine für diese Pumpe hat jetzt jedoch nicht mehr so viel zu tun. Da nicht mehr so viele Pumpen benötigt werden, kann die Maschine in einem Jahr so viele Teile ausspucken wie einst in zwei Wochen, so Lehmann.

Der Aufbau und die Funktionsweise mancher Schaltungen, Relais oder Ventile ändert sich über die Jahre kaum. So gibt es auch sozusagen alte Ersatzteile. „Wir fertigen hier ein Zwergpolrelais, das 100 Jahre alt ist“, sagt Lehmann. „Das wird in der Schweizer Bergbahn verwendet und ist ein sicherheitsrelevantes Teil.“ 500 Stück werden pro Jahr hergestellt, zum Teil auch in Handarbeit.

Im Gegensatz zum Serienauslauf ist der Serienanlauf eine weiteres Standbein der EBK Krüger. „Viele Kunden haben eine Entwicklungsabteilung und benötigen vor einer Serienproduktion ein funktionsfähiges Produkt“, so Lehmann. „Wir stellen ein funktionierendes Vorserienprodukt bei uns her.“

150 Mitarbeiter beschäftigt EBK Krüger in Teltow und am Standort in Berlin und zählt, nach eigenen Angaben, zu den größten Firmen in Brandenburg. Auf rund 7500 Quadratmetern Produktionsfläche wird vor allem für die Automobilindustrie gefertigt. „Zukünftig wollen wir natürlich wettbewerbsfähig bleiben, wachsen, aber auch in der Region bleiben und Arbeitsplätze sichern“, so Lehmann. Zudem sei man auch wegen des sozialen Engagements in der Region verwurzelt. „Wir geben jährlich ein Budget von 6000 Euro frei und die Mitarbeiter entscheiden dann, wofür das Geld aufgeteilt wird“, so Lehmann. „Das ist besser, als irgendwas zu sponsern.“ Ob das Unternehmen langfristig in Teltow bleiben wird, ist jedoch fraglich. Flächen zur Expansion sind knapp. Außerdem sei das Gebäude in Teltow in die Jahre gekommen, so Lehmann. Björn Stelley

Björn Stelley

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