
© Manfred Thomas
Von Thomas Lähns: Ein Stück vom alten Wilhelmshorst
Sanierungsarbeiten am Nonnenteich laufen / Eigentümer will öffentlichen Zugang für die Bürger schaffen
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Michendorf - Der Wilhelmshorster Klaus-Peter Anders kann sich noch erinnern, wie er vor vielen Wintern mit seinen Freunden auf Schlittschuhen über den Nonnenteich gefegt ist. „Mit mindestens 30 Jugendlichen war da immer richtig was los“, erzählt der Verleger, der 1952 als Sechsjähriger mit den Eltern in den Ort kam. Damals gab es noch keine Jugendclubs oder Bolzplätze: „Unsere Freizeitstätte war die Natur.“ Auch im Sommer hatte der Nonnenteich seine Reize für die Jungs. Manchmal „kaperten“ sie den Kahn, der vor der ehemaligen Färber-Villa – in der damals noch Nonnen lebten – festgemacht war und ruderten auf dem vier Hektar großen Waldsee umher.
Das mittlerweile verlandete Gewässer zwischen Eichen-, Ravensbergweg und Berglehne wird dieser Tage ausgebaggert und soll bis März renaturiert werden. Es gehört den acht Seeanrainern. Der Initiator dieses Projektes, Axel Jentzsch, hat zugesichert, dass künftig ein öffentlicher Weg bis ans Ufer führen soll und Bänke aufgestellt werden. Für Ortsvorsteherin Irmgard Richard (SPD) brachte ein Anruf aus Wien „diese sehr schöne Nachricht zum neuen Jahr“. Dort lebt Axel Jentzsch, ehemaliger Wilhelmshorster, heute. Ihm gehört das größte der acht Grundstücke am Waldsee, er hat seine Nachbarn für die Wiederbelebung des Biotops gewinnen können. Die Jentzschens seien schon 1921 nach Wilhelmshorst gekommen, hatte der Unternehmer im Ortsbeirat berichtet, deshalb wolle er dieses Kleinod erhalten.
Die Kosten von circa 320 000 Euro will der Landesbetrieb Straßenwesen übernehmen und mit dem neuen Nonnenteich einen Ausgleich für Verkehrsprojekte schaffen. Die Verwendung von öffentlichen Mitteln war eines der Argumente, mit denen Ortsvorsteherin Richard in mehreren Gesprächen für den öffentlichen Zugang werben konnte. Wie Klaus-Peter Anders weiß, hatte es den eigentlich nie gegeben – die Grundstücke im Eichenweg waren damals nur nicht eingezäunt. Und so soll sich künftig von der gleichen Stelle aus wie früher eine postkartenreife Aussicht über den Nonnenteich auf das „Nonnenkloster“ ergeben.
Laut den Planungen des Büros Fugmann & Janotta soll nicht der gesamte Waldsee ausgebaggert werden, sondern ein Drittel des heutigen Moores am nördlichen Ufer als Rückzugsraum für die hier lebenden Tierarten wie das Teichhuhn erhalten bleiben. Getrennt werden die Bereiche durch einen Damm. Einige Pappeln, die sich die trockengefallenen Bereiche erobert haben, mussten weichen. Künftig soll auch Regenwasser von den angrenzenden Straßen durch Bodenfilter gereinigt und hier eingeleitet werden.
Mit dem Projekt wird an die Sanierung von Blankem Teich und Irissee südlich der Bahntrasse zwischen 1991 und 1995 angeknüpft. Damals spielte der Bruder von Axel Jentzsch eine Rolle: Das Unternehmen GfU des späteren Gemeindevertreters Andreas Jentzsch hatte den Auftrag für die Sanierung übernommen. Allerdings reichten die Landes-Fördermittel in Höhe von immerhin 1,65 Millionen D-Mark nicht aus, woraufhin sich die damals selbstständige Gemeinde Wilhelmshorst und das Unternehmen die weiteren Kosten teilen wollten. Letztendlich stritten sich beide aber darum, wer zahlen muss, ein Gericht entschied gegen die Firma GfU.
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