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Potsdam-Mittelmark: Ein „unerhörter Vorgang“

Gestern war offizieller Spargelanstich, doch die leckeren Stangen sprießen schon seit Tagen

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Beelitz · Busendorf - Von einem „unerhörten Vorgang“ sprach Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD) gestern auf dem Spargelhof Hugo Simianer & Söhne. Schon lange vor dem offiziellen Saisonstart hatten in diesem Jahr die ersten Spargelstangen ihre Köpfe herausgestreckt. Bereits am vergangenen Wochenende waren die Feinschmecker bei schönstem Sonnenschein auf die Spargelhöfe rund um Beelitz geströmt. Doch Ordnung muss sein, und deshalb ging der Minister gestern mit dem Stecheisen in die Busendorfer Spargeldämme, um öffentlichkeitswirksam einige Prachtstangen zu ernten und die Saison damit auch offiziell einzuläuten.

Zur Seite stand dem Minister die neue Beelitzer Spargelkönigin Nadine Hofmann. Am Mikrofon war ihr beim ersten öffentlichen Auftritt die Aufregung noch anzumerken. In praktischen Dingen bringt sie indes viel Erfahrung mit. In ihrem Garten in der Beelitzer Altstadt bewirtschafte sie selbst zwei Reihen des Edelgemüses, erzählte die 27-Jährige gestern. Zudem habe sie schon einige Male als Verkäuferin oder Servicekraft auf den Spargelhöfen der Region geholfen. Fest angestellt ist die neue Königin indes im Finanzressort der Beelitzer Stadtverwaltung: Sicher ein Vorteil, wenn es darum geht, ihre zahlreichen öffentlichen Auftritte in den kommenden zwölf Monaten abzusichern. Bereits 2001 war Nadine schon einmal zur Königin-Wahl angetreten, damals noch ohne Erfolg. Diesmal musste sie als einzige Bewerberin keine Konkurrentinnen ausstechen.

Der milde Winter und frostfreier Boden seien diesmal Garanten für ein optimales Wachstum des Edelgemüses gewesen, versicherte Spargelvereinsvorsitzender Manfred Schmidt. Eine Vielzahl hohler Stangen wie im Vorjahr seien deshalb nicht zu befürchten. Der Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) erinnerte daran, dass 1990 die Tradition des Spargelanbaus in der Region auf einer Fläche von knapp zehn Hektar wiederbelebt wurde. Jetzt sind es 2000 Hektar – eine gewaltige Entwicklung. Fast 90 Prozent der Brandenburgischen Spargelernte kommt aus der Region Beelitz, die als größtes zusammenhängendes Anbaugebiet in Deutschland gilt.

„Der Spargelanbau hat sich zu einem kleinen Wirtschaftswunder entwickelt“, betonte Minister Woidke. Aus kleinen Anbietern wurden inzwischen teilweise große Höfe, die zahlreiche feste Arbeitsplätze und einige tausend Saisonstellen schaffen. Für ihn sei erfreulich, dass die Arbeitsagenturen mit den Landwirten überall im Land inzwischen gut zusammenarbeiten, um die notwendige Beschäftigung zu sichern.

Nach Angaben von Spargelbauern gibt es aktuell keine Probleme, genügend Helfer zu finden. „Wir haben diverse deutsche Saisonkräfte, die schon im vergangenen Jahr ausgeholfen haben“, sagte Bauer Josef Jakobs aus Schäpe. Neben polnischen Helfern, die seit Jahren bewährte Kräfte sind, hat Landwirt Gerald Simianer in Busendorf auch zahlreiche Kroaten als Helfer engagiert. Er achte auf seinem Hof sehr streng auf Qualität. Nur so könnten die Beelitzer Spargelbauern auch in Zukunft bestehen, betonte auch Bürgermeister Wardin, denn der Berliner Markt werde zunehmend auch von Vertretern anderer Anbaugebiete „belauert“. Traditionell dauert die Spargelsaison bis zum 24. Juni.

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