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Potsdam-Mittelmark: Ein ungeliebtes Geschenk

Golfclub und Seddiner See bauen Uferweg auf Michendorfer Gemarkung aus – ohne Bescheid zu sagen

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Michendorf - Zwischen Michendorf und der Nachbargemeinde Seddiner See gibt es Streit. Anlass sind Ausbauarbeiten am Uferweg, der über das Gelände des Golf- und Countryclubs Seddiner See verläuft. Das Areal gehört zur Michendorfer Gemarkung – aber offenbar hatte man vergessen, die dortige Verwaltung in das Genehmigungsverfahren miteinzubeziehen. „Es ist ein kurioser Vorfall“, sagte Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) am Montagabend vor der Michendorfer Gemeindevertretung.

Über Hinweise habe man erfahren, dass der Weg freigeschnitten und bereits Erde geschoben wird. Er soll laut Angaben des Seddiner Bürgermeisters Axel Zinke (parteilos) auf 1,80 Meter ausgebaut werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 70 000 Euro, wovon die Gemeinde Seddiner See 30 000 Euro tragen will, den Rest zahlt der Golf- und Countryclub. Der rund einen Kilometer lange Abschnitt sollte zum Deutschen Wandertag 2012, der vom 20. bis zum 25. Juni Zehntausende Besucher in die Region lockt, fertig sein. Anlässlich des Großereignisses sollen auch rund um den Seddiner See geführte Touren angeboten werden – unter anderem vom ESV Lok Seddin und der Evangelischen Kirche Michendorf.

Allerdings haben die Michendorfer, die in diesem Abschnitt die Planungshoheit haben – die Seddiner Gemarkung geht nur bis zur Uferkante – Ende April einen Baustopp verhängt. Der Michendorfer Bauausschuss und der Ortsbeirat Wildenbruch bezeichneten das Vorhaben als überdimensioniert und sprachen sich dagegen aus. „Das Gebiet ist Rückzugsraum für Blumen und Vögel“, zitierte Mirbach die Erkenntnisse aus den beiden Gremien. Ein Naturlehrpfad wäre da die bessere Variante gewesen, sagte er.

Vielmehr wurmt die Michendorfer jedoch, dass ihre Gemeinde weder als Träger öffentlicher Belange noch als Genehmigungsbehörde gefragt worden ist. Eine naturschutzrechtliche Genehmigung für das Projekt soll es vom Landkreis gegeben haben. In einem Brief, der im Gemeinderat am Montagabend vorgelegt wurde, erklärt Bürgermeister Zinke, dass das Vorhaben unbedingt bis zum 18. Juni dieses Jahres fertiggestellt werden müsse und bittet darum, kurzfristig ein Einvernehmen herzustellen. Gleichzeitig kündigt er an: Sollte dieses nicht zustande kommen, müsste die Gemeinde Michendorf den Uferweg nach eigenen Vorstellungen planen und bauen – dann aber auch selbst die Kosten dafür tragen.

Es dürfte knapp werden, sich nachträglich grünes Licht aus Michendorf zu holen: Der Bauausschuss tagt erst Ende Mai, die Gemeindevertretung erst wieder Ende Juni. Immerhin: Fürsprache kam am Montagabend aus der SPD-Fraktion. „Wir sollten das Vorhaben unterstützen und nicht behindern“, forderte Abgeordneter Gerhard Mühlbach. Immerhin sei der Uferweg auf der nördlichen Seeseite tatsächlich schwer passierbar. Dass man seine Gemeinde aber nicht gleich beteiligt habe, finde auch er nicht in Ordnung, sagte er. Thomas Lähns

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