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Potsdam-Mittelmark: Ein „uralter Gütergotzer“

Wolfgang Ihlefeldt wird 70

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Wolfgang Ihlefeldt wird 70 Stahnsdorf - Wie ein „uralter Gütergotzer“ sieht er nicht aus. So bezeichnet sich Wolfgang Ihlefeldt selbst, und immerhin feiert er morgen seinen 70. Geburtstag, auch wenn man ihm die Jahre gar nicht abnimmt. Aber verwurzelt ist er doch in der Gemeinde, als einer der hier geboren wurde, einen erfolgreichen Betrieb aufgebaut hat und über Jahrzehnte in der lokalen Politik mitgemischt hat. 1961 war es, als Ihlefeldt sich selbstständig machte, eine Radio- und Fernsehreparatur in Potsdam übernahm. Der Vorgänger hatte sich nach 28 Jahren zur Ruhe gesetzt. „Kannst du dir das vorstellen, 28 Jahre selbstständig!“, hatte Ihlefeldt damals noch zu seiner Frau gesagt, die sich um die Buchhaltung kümmern sollte. Jetzt sind sie schon seit über 30 Jahren in Güterfelde, verkaufen Fernseher und Hifi-Geräte und sind weit über die Grenzen der Gemeinde bekannt. Warum er damals, 1954, eine Ausbildung als Rundfunkmechaniker anfing, kann Ihlefeldt heute nicht mehr so genau erklären. Wie an manch anderem Punkt in seinem beruflichen Werdegang hat auch hier der Zufall eine Rolle gespielt. Zwar wusste er, dass er etwas machen wollte, das ihn fordert. Den Ausschlag gab letztlich der Rat eines Radioverkäufers in Stahnsdorf. Der Rückzug in den Heimatort elf Jahre später war weniger zufällig. In Potsdam hatte man seinen Betrieb, der auf sechs Mitarbeiter angewachsen war, in eine Produktionsgenossenschaft Handwerk drängen wollen. Doch Ihlefeldt wollte unabhängig bleiben, entzog sich dem, indem er in Güterfelde nochmal von vorn anfing. Auch hier hielten viele seiner Kunden ihm die Treue. Auch die Bekanntheit der Mutter, die ein Gasthaus betrieben hatte, half. Der Sohn stieg damals in die Gemeindepolitik ein, heute sitzt er im Güterfelder Ortsbeirat. Als Mitglied der Fraktion Sportgemeinschaft war er bei den Wahlen immer unter den Siegern. Doch leicht sei die Politik nach der Wende nicht gewesen, erzählt Ihlefeldt und erinnert an den Streit um den Kreisverkehr in der Dorfmitte. Bereuen tut er nichts, auch nicht die Eingemeindung nach Stahnsdorf. Den Namen der neuen Fraktion „WirVier“ hatte er sich ausgedacht. Zwei Söhne arbeiten jetzt im Laden mit und werden ihn bald vom Vater übernehmen. „Dieses Glück hat nicht jeder“, sagt Ihlefeldt. Auch weil die beiden sich vielleicht noch mehr reingehängt hätten als normale Angestellte. Nicht immer sei um 7 Uhr Feierabend gewesen. Nach der Wende fingen sie dann mit Verkauf an: vom Radio bis zur Waschmaschine. 1996 war damit wieder Schluss. Man spezialisierte sich auf Fernseher mit Flachbildschirm und Hifi. Und auf hochwertige Marken, die die großen Märkte kaum vertreiben. „Das vermutet keiner, dass es so einen Laden hier in dem kleinen Dorf gibt“, sagt Ihlefeldt. Mit dem modernen Design des Internetauftritts hat sich vor ein paar Jahren sein Sohn durchgesetzt, der sich ums Marketing kümmert und der Firma ein edleres Image gab. „Ich musste damals dazulernen“, sagt Ihlefeldt heute. Nach der Wende habe er noch mit Slogans wie „Haste Töne – Vater und Söhne“ geworben. Volker Eckert

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