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Potsdam-Mittelmark: Ein Zukunftsmodell für die Energiewende
Strom und Wärme aus Eigenproduktion – Umweltminister Altmaier besuchte das Dorf Feldheim
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Treuenbrietzen - Die Energiewende läuft nach Ansicht von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) besser, wenn die Bürger sie selbst in die Hand nehmen. Bei einem Besuch im energieautarken Dorf Feldheim betonte der CDU-Politiker am Mittwochnachmittag, dafür sei dieser Ortsteil von Treuenbrietzen ein tolles Beispiel. Die Menschen vor Ort könnten am besten einschätzen, was sich lohne und trage, so Altmaier.
„Hier ist in 15 Jahren eine Identität gewachsen, die die Menschen stolz gemacht hat auf das, was sie erreicht haben“, sagte der Minister. Sie hätten günstigere Strompreise als anderswo und dazu Versorgungssicherheit. „Das kann man nicht in jedem Ort in Deutschland genauso machen. Aber ich glaube, dass Feldheim Vorbild für viele ländlich geprägte Gemeinden ist.“ Seit geraumer Zeit können sich die 145 Einwohner Feldheims selbst mit Strom und Wärme versorgen - erzeugt in Windkraft- und Biogasanlagen vor der Haustür. Langfristig erhalten sie Strom und Wärme rund 20 Prozent günstiger als von konventionellen Anbietern.
Feldheim war die letzte Station einer viertägigen Sommerreise Altmaiers, in deren Zentrum die Themen Energieerzeugung, Energietransport und Energieeffizienz standen. „Die Politik muss dem Umwelt- und Naturschutz wieder die Bedeutung geben, die ihm im Bewusstsein der Bürger längst zukommt – die Umsetzung der Energiewende bietet dazu die Möglichkeit", erklärte Altmaier.
Für Werner Frohwitter, Sprecher der Energiequelle GmbH, die in Feldheim einen Windpark mit 43 Anlagen errichtet hat und für die Betreuung verantwortlich ist, zeigt das mittelmärkische Dorf die Energiewende im Kleinen. „Wie das funktioniert, kann Inspiration für andere sein.“ Feldheim ist in Brandenburg eines der wenigen Beispiele für eine Beteiligung der Kommunen oder Bürger durch innovative Finanzierungsmodelle. Die Bürger haben rund 3000 Euro je Haushalt an eine Energieversorgungsfirma gezahlt – dafür erhalten sie Strom und Wärme langfristig kostengünstiger.
Bereits 2010 erhielt Feldheim im bundesweiten Wettbewerb den Titel „Bioenergiedorf“. Damit werden Kommunen geehrt, die mindestens die Hälfte ihres Jahresstrom- und Wärmebedarfs aus regional erzeugter Biomasse decken. Seit 2008 verfügt der Ort über eine Biogasanlage. Verarbeitet werden im Jahr 2000 Kubikmeter Schweinegülle, 1500 Kubikmeter Rindergülle, 6100 Tonnen Mais sowie 650 Tonnen Getreideschrot. Vier Millionen Kilowattstunden Strom und die anfallende Wärme werden ins öffentliche Netz eingespeist. Dadurch sparen die Feldheimer im Jahr etwa 160 000 Liter Heizöl ein. Eine Photovoltaikanlage erzeugt zudem etwa 2800 Megawattstunden – der Jahresbedarf von 600 Vier-Personen-Haushalten.
Treuenbrietzens Bürgermeister Michael Knape (parteilos) betonte, er wünsche sich, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Förderung erneuerbarer Energien mehr auf die dezentrale Nutzung ausgerichtet werden. Für weitere Erfolge müsse die Politik mehr Experimentierfelder zulassen. Im November soll auf Initiative von Feldheim ein europäisches Netzwerk energieautarker Kommunen gegründet werden.dpa/ldg
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