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Potsdam-Mittelmark: Einbußen bei der Apfelernte
Werders Obstbauern rechnen mit drei Viertel der Durchschnittserträge. Neben dem kalten Mai ist auch das Rekordjahr 2012 ein Grund für die Verluste
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Werder (Havel) - Im Werderschen Obstanbaugebiet wird in diesem Jahr eine unterdurchschnittliche Apfelernte erwartet. „Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Fass“ – die alte Bauernregel treffe auf Obstbauern leider nicht zu, sagt Stefan Lindicke, Geschäftsführer des Obst- und Gartenbauvereins Werder. Er rechnet in diesem Jahr mit etwa drei Viertel der durchschnittlichen Apfelerträge. Das liege das vor allem am feuchten kalten Mai, der „schlechten Nachblühsaison“, die die jungen Fruchtansätze in den Plantagen dezimierte. „Die Frucht ist am Anfang ja noch ein zartes Mimöschen“, so Lindicke.
Einzelne Anlagen seien so leergefallen, dass sie von den Obstbauern nicht mehr gepflegt wurden. An anderen Standorten habe es weniger Verluste gegeben. „Das hängt auch mit dem Pflegeszustand zusammen“, sagt Lindicke. Stiefmütterlich behandelte Anlagen würden unter Wetterunbilden oft besonders stark leiden.
Im Vergleich zum Vorjahr wird die Bilanz in diesem Jahr sogar noch schlechter ausfallen – Lindicke spricht von einem Drittel weniger Erträgen. Denn 2012 war ein sehr gutes Apfeljahr in Werder. „Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass sich besonders die älteren Bäume nach einem solchen Rekordjahr etwas ausruhen“, so der Obstbaumeister. Unter Fachleuten wird der Effekt als Alternanz bezeichnet. Lindicke hofft nun, dass in diesem Jahr wenigstens die Preise stimmen.
Wenn heute in Markendorf bei Frankfurt (Oder) die brandenburgische Kernobstsaison eröffnet wird, werden sich viele Obstbauern dasselbe zu erzählen haben. Ersten vorläufigen Meldungen zufolge wird im ganzen Land von einer Erntemenge von 22 700 Tonnen Äpfel ausgegangen. Im Jahr 2012 wurden 35 700 Tonnen gepflückt, wie das brandenburgische Agrarministerium mitteilte. Mitte bis Ende Mai hatte es tagelang geregnet. Zudem waren es sehr kühle Tage, die sich ungünstig auf den Bienenflug auswirkten und somit wenig Bestäubung der Blüten ermöglichten, sie es aus dem Ministerium hieß. Der Apfelanbau in Brandenburg liegt derzeit bei 1 040 Hektar.
Für Brandenburgs Obstbauern ist Kernobst, zu dem neben den Äpfeln auch die Birnen gehören, nach wie vor eine der wichtigen Einnahmequellen. „Auch deshalb haben sie in den vergangenen Jahren immer wieder investiert, insbesondere in moderne, klimatisierte Lagerhallen“, so Brandenburgs Agrarstaatssekretärin Kathrin Schneider. Neben Handel und Märkten gehört in vielen Betrieben weiterhin die Selbstpflücke zum Angebot. „Für alle, die Zeit und Lust haben, ist dies auch in diesem Jahr eine preiswerte Alternative, um ihren Apfelvorrat aufzufrischen“, so Schneider.
Der Apfel ist in Deutschland die beliebteste Baumobstsorte. Im Durchschnitt ist jeder Bundesbürger jährlich 17 Kilogramm. Die märkischen Hauptanbaugebiete befinden sich in Potsdam-Mittelmark, Märkisch-Oderland sowie Frankfurt (Oder). Auch bei anderen Sorten sei das Jahr für die Obstbauern etwas unterdurchschnittlich gewesen, sagt Lindicke. „Wir hatten weniger Erdbeeren und auch Ausfälle bei den Kirschen, wobei die durch die trockene Erntezeit etwas ausgeglichen werden konnten.“ Sonst würden bei schlechtem Wetter auch mal geplatzte Kirschen hängen bleiben. Bei Zwetschgen und Pflaumen sei das Erntejahr noch am besten gewesen.
„Wir können ja auch nicht immer ein Supererntejahr feiern“, meint Lindicke. Der Sommer sei gut verlaufen und auch das aktuelle Wetter sei kein Problem, der Regen bringe besonders für späte Apfelsorten noch Punkte, die jetzt noch ihre Früchte entwickeln könnten.
Henry Klix
Selbstpflücke im Raum Werder:
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