zum Hauptinhalt

Aus dem GERICHTSSAAL: Eine brenzlige Schnapsidee Bewährungsstrafe nach versuchter Brandstiftung

Werder (Havel) - „Die Feuerwehr hätte keine Chance gehabt, den Brand zu löschen. Binnen zehn Minuten wäre der Supermarkt abgefackelt“, versichert der Sachverständige am Mittwoch vor dem Schöffengericht.

Stand:

Werder (Havel) - „Die Feuerwehr hätte keine Chance gehabt, den Brand zu löschen. Binnen zehn Minuten wäre der Supermarkt abgefackelt“, versichert der Sachverständige am Mittwoch vor dem Schöffengericht. „Dass nichts passierte, ist pures Glück.“ Norman N.* (24) und Ronny R.* (23) aus Werder blicken schuldbewusst. Erst während der Verhandlung scheinen ihnen die Risiken der Schnapsidee klar geworden zu sein.

Die Förderschulabgänger hatten in der Silvesternacht 2013 zwei Feuerwerkskörper gezündet, schossen sie durch einen Schlitz der Eingangstür des Edeka-Marktes. Die Raketen erloschen. So mussten sich die Hartz-IV-Empfänger lediglich wegen versuchter Brandstiftung vor Justitia verantworten. Sie kamen mit jeweils sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit davon. Die Freundin von Norman N., die in jener Nacht „Schmiere stand“, wurde bereits wegen Beihilfe vom Jugendgericht verwarnt.

29 Kameras überwachen den Werderaner Edeka-Markt. Kamera 27 erfasste kurz nach dem Jahreswechsel drei junge Leute bei ihrem Tun. „Eine Rakete landete im Eingangsbereich, die andere in der Gemüseabteilung, ohne Schaden anzurichten. Wäre sie geradeaus geflogen, wäre sie unweigerlich auf große Strohballen getroffen, die wir zur Dekoration aufgebaut hatten“, schilderte die Inhaberin des Marktes im Zeugenstand. „Dann wäre es zu einem großen Brand gekommen. Meine gesamte Existenz wäre vernichtet worden. Die Versicherung springt ja auch nicht sofort ein. 42 Kollegen hätten ihren Arbeitsplatz verloren.“

Ronny R. entschuldigte sich „für die Scheiße, die wir gemacht haben“. Norman N., der die Raketen zündete und durch den Türspalt warf, folgte dem Beispiel. Aber eigentlich wisse er gar nichts mehr, zu viel Bier und Wodka, beteuerte der in verschiedenen Heimen Aufgewachsene. „Den Videoaufnahmen nach zu urteilen, muss es wohl so gewesen sein.“

„Wir haben Silvester bei mir gefeiert“, ließ Ronny R. die verhängnisvolle Nacht vor Gericht Revue passieren. „Irgendwann gingen die Getränke aus. Die Raketen hatten wir auch alle schon verballert.“ Da seien sie zur Tankstelle gelaufen, hätten Alkoholnachschub und neue Feuerwerkskörper gekauft. „Was wir getan haben, war blanke Dummheit. In dem Moment habe ich nicht darüber nachgedacht, was hätte passieren können“, räumte er ein.

„Sie wissen aber schon, dass man Silvesterraketen nicht in geschlossenen Räumen verwenden darf?“, fragte der Sachverständige. Obwohl es bereits nach dem ersten Raketenwurf im Markt-Inneren stark qualmte, folgte nur vier Minuten später das zweite Geschoss. „Das Landeskriminalamt Brandenburg hat Experimente durchgeführt, die belegen, dass es durch Feuerwerkskörper zu verheerenden Bränden kommen kann“, so der Experte.

„Das war nicht nur hochgefährlich, sondern auch kriminell“, betonte die Vorsitzende. Weil Alkohol im Spiel war, ging das Gericht zugunsten der Angeklagten von verminderter Schuldfähigkeit aus. (*Namen geändert.) Hoga

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })