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Erntestart 2012. Minister Vogelsänger mit der Kirschkönigin auf dem Obstplan.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Eine der besten Obstlagen in Gefahr

Obstbauern und Agrarbehörde warnen vor Verlust des Kammeroder Obstplans durch Wasserschutzzone

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Schwielowsee / Werder (Havel) - Der Kammeroder Obstplan gehört neben der Glindower Platte zu den besten Obstlagen im Werderschen Havelland. Vielleicht nicht mehr lange: Wenn in Ferch ein neuer Trinkwasserbrunnen für die Potsdamer Wasserversorgung in Betrieb geht (PNN berichteten), könnte es das Aus für einen Teil dieser Obstflur bedeuten. 70 Hektar Obstland wären mit den angedachten Auflagen einer neuen Wasserschutzzone verloren, wie aus Brandenburgs Agrarministerium gestern bestätigt wurde. Das entspricht der Fläche von drei kleinen Obstbaubetrieben.

Eine der betroffenen Obstbauern ist Heiko Wels. „Das Potsdam Wasser braucht, kann ich ja verstehen.“ Über die geplanten Einschränkungen für die Obstbauern müsse aber geredet werden. Denn sollten sie in Kraft treten, würde dies die Arbeit vieler Jahre zunichte machen. Erst 2011 sind die letzten Eigentümer nach der komplizierten Flurneuordnung wieder in den Besitz ihrer Plantagen gelangt. „Mein Opa hatte hier Flächen, die wir neu sortiert zurückbekommen haben. Dann haben wir uns rundrum noch was gekauft und gepachtet.“

Die Hälfte dieser knapp sechs Hektar sei bereits mit Süß- und Sauerkirschen und mit Erdbeeren bepflanzt, im vorigen Jahr wurde hier mit Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) die brandenburgische Kirschernte eröffnet. Für die andere Hälfte hatte Wels die Bepflanzung vorbereitet, im Dezember dann die Hiobsbotschaft: Hier soll ein Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden. „Das ist doch eine der wichtigsten Flächen für die Zukunft unseres Betriebes“, sagt Wels.

Für Brandenburger Verhältnisse seien es Flurstücke mit einer guten Bodenqualität. Vor allem aber gebe es durch die „Bachtenberg“ genannte Erhebung deutlich weniger Ärger mit Spätfrösten als in anderen Obstlagen. „Der Obstplan ist dafür bekannt, dass es auch in schlechten Jahren Kirschen gibt“, so Wels.

Massiv betroffen wäre auch Obstbauer Andreas Berger, bekannt auch als Sanddornbauer. 30 Hektar seiner Flächen liegen im betroffenen Bereich des Obstplans. Auch Berger betont, dass der Bereich „kleinklimatisch günstig und nicht so bodenmüde“ sei. „Wenn wir hier ein Wasserschutzgebiet bekommen, werden unsere Befindlichkeiten keine Rolle mehr spielen“, fürchtet er. „Das ist ein massiver Eingriff in die Eigentumsrechte.“

Für bestehende Obstbauflächen gibt es zwar Bestandsschutz, Bewässerung und Düngung wären aber massiv eingeschränkt. So dürfte täglich nur noch 20 Millimeter beregnet werden – laut Heiko Wels bei längeren Trockenzeiten oder für die Frostschutzberegnung bei Weitem nicht ausreichend. Neupflanzungen wären in der neuen Schutzzone nicht mehr erlaubt. „Das ist völlig inakzeptabel“, findet auch Andreas Berger, der den Rechtsweg nicht ausschließen will.

Zur Zeit hoffen die Obstbauern noch auf Einsicht beim zuständigen Umweltministerium. Im Januar hat ein Beteiligungsverfahren für die Pläne begonnen, das am morgigen Mittwoch mit einer Anhörung in Ferch (16 Uhr, Rathaussaal) abgeschlossen werden soll. Offenbar hat es bereits zahlreiche schriftliche Einwendungen gegen die Schutzzone gegeben. Rückendeckung bekommen die Obstbauern vom Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung.

Ziel der Flurneuordnung sei die Entwicklung der Kulturlandschaft „Werderaner Obstanbaugebiet“, wie es in dem den PNN vorliegenden Schreiben heißt. Seit der Übergabe des Kammeroder Obstplans im November 2011 würden Obst- und Landwirtschaftsbetriebe dort wieder investieren. Noch im April 2012 sei das Umweltministerium an der Änderung des Wege- und Gewässerplans beteiligt worden. Ein Hinweis zum geplanten Wasserschutzgebiet habe es nicht gegeben.

Aus Sicht der Flurneuordnungsbehörde stellt die sichere Wasserversorgung zwar ein Grundbedürfnis dar. Aber auch die Landwirtschaft und die Obstproduktion in der Region seien Grundbedürfnisse und Wirtschaftsfaktoren. „Es wird deshalb vorgeschlagen, die Ausweisung des Gebietes zu verringern.“ Anderenfalls würden, wie in der Stellungnahme gewarnt wird, Entschädigungszahlungen auf das Land zukommen. Henry Klix

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