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Potsdam-Mittelmark: Eine Frage von Geld und Freiwilligkeit

Michendorfer Feuerwehr braucht Drehleiter, Rüstwagen und Mitglieder, die auch tagsüber da sind

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Michendorf - Auch in den kommenden Jahren wird die Gemeinde Michendorf in ihre Feuerwehren investieren müssen. Nachdem mittlerweile fast alle sechs Ortswehren mit neuen Lösch- und Transportfahrzeugen ausgestattet sind, muss in den nächsten Jahren vor allem Spezialgerät wie eine Drehleiter und ein Rüstwagen angeschafft werden. Beide Fahrzeuge würden zusammen mindestens 850 000 Euro kosten. Das geht aus dem Brandschutzbedarfsplan hervor, der zurzeit in den politischen Gremien diskutiert wird. Ordnungs- und Hauptausschuss haben den Katalog bereits befürwortet.

Ordnungsamt und Gemeindewehrführung haben darin mit den Ortswehren die Gefahrenquellen in der Gemeinde sowie die gesetzlichen Vorgaben bilanziert und den künftigen Bedarf abgeleitet. So müsste die Gemeinde schon aus baurechtlicher Sicht über eine Drehleiter verfügen. Gerade bei Privatbauten ist sie als zweiter Rettungsweg fest vorgesehen. Zwar haben die Beelitzer eine in ihrem Fuhrpark, doch die kann nicht immer in acht Minuten vor Ort sein. Die Frist ist vorgeschrieben, weil die Gefahr der Rauchvergiftung sonst wächst.

Der Rüstwagen wiederum wird in Anbetracht steigender Unfallzahlen auf den Autobahnen erforderlich. Die Michendorfer sind für 26 Kilometer zwischen Ferch, Ludwigsfelde und Saarmund zuständig. Die Zahl der Unfälle ist hier von 282 im Jahr 2005 auf 862 im vergangenen Jahr gestiegen. Dabei sind allein 2008 sechs Menschen getötet worden. Zwar können die Michendorfer bei Autounfällen Leute aus den Wracks retten und die Unfallstelle sichern, für größere Einsätze wie bei Lkw- und Busunfällen, Zugunglücken sowie Explosionen und Verschüttungen brauche man aber Spezialgerät, das auf einem Rüstwagen mit Seilwinde verfügbar wäre. Weitere Investitionen in nächster Zeit ist die Umrüstung der herkömmlichen Funkgeräte auf Digitaltechnik.

Während die Ausrüstung der Feuerwehr mit Geld auf einem guten Stand gehalten werden kann, bleibt die Einsatzstärke eine Frage der Freiwilligkeit. Insgesamt 173 Mitglieder haben die Ortswehren – ein gutes Niveau, wie es in der Analyse heißt. Viele arbeiten außerhalb, nur 17 Leute sind tagsüber verfügbar – in allen Ortswehren. Nach Feierabend beläuft sich die Zahl der Einsatzkräfte auf 69. Deshalb müsse man sich künftig bemühen, Bürger mit einem Arbeitsplatz in der Gemeinde für den Dienst zu gewinnen. Anstrengungen werde es auch kosten, das Nachrücken der 45 Jugendlichen aus Nachwuchsgruppen zu gewährleisten.

Die Einsatzzahlen aus dem vergangenen Jahr zeigen, dass die Feuerwehr nicht mehr nur für Brände zuständig ist. So musste sie 47 mal zu Löscheinsätzen, aber über 100 mal zur Technischen Hilfeleistung ausrücken. Das reicht vom Einsatz bei Verkehrsunfällen über Sturm- und Wasserschäden bis hin zur Katze auf dem Baum - drei Tiere mussten 2008 gerettet werden. Durchschnittlich gibt es über 200 Einsätze aller Art im Jahr. Thomas Lähns

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