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Potsdam-Mittelmark: Eine Henne, die Heidelbeeren liebt

Das gefährdete Auerhuhn soll in der Niederlausitz wieder angesiedelt werden

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Das gefährdete Auerhuhn soll in der Niederlausitz wieder angesiedelt werden Von Jule Scherer Noch ist es nicht zu spät für das Auerhuhn. Das ist die Botschaft der Arbeitsgruppe, die unter dem Dach des Fördervereins Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft arbeitet, um das Auerhuhn wieder anzusiedeln. Förster, Jäger, Waldbesitzer, Naturschützer und Behörden wollen gemeinsam den „Charaktervogel Brandenburgs“ wieder in der Niederlausitz heimisch machen. Doch zunächst müsse erst der Lebensraum geschaffen werden, damit die Wiederansiedlung auch Erfolg verspreche, sagte der Artenschutzexperte des Umweltministeriums Dieter Köhler. Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts war der Anblick eines Auerhuhns in den Kieferheiden im Süden Brandenburgs keine Seltenheit. Zusammen mit Artgenossen im benachbarten Sachsen und in den Wäldern östlich der Lausitzer Neiße lebte dort der größte Auerhuhnbestand im mitteleuropäischen Flachland. Im 18. Jahrhundert war die Auerhuhnjagd am Hofe des sächsischen Kurfürsten zwar groß in Mode, doch erst neue Bedrohungen im 20. Jahrhunderts führten zu einer beinahe völligen Ausrottung der Tiere im Süden Brandenburgs: Die Intensivierung der Waldbewirtschaftung, der Bergbau und die militärische Nutzung der Wälder, durch die die großen Balzflächen der Hühner zerteilt wurden. Doch die Zeit läuft für das Auerhuhn, ist sich Biologe Reinhard Möckel aus Spremberg sicher. Möckel ist Koautor der von der Landesanstalt für Großschutzgebiete initiierten Studie, die Chancen einer Wiederansiedlung des Auerhuhns in der Niederlausitz untersuchte. Diese bildete auch die Grundlage für das im Oktober vergangenen Jahres gestartete Artenschutzprogramm. „Die Ursachen für das Verschwinden des Auerhahns, nämlich die Zerstörung seines Lebensraums, gehen nun zurück“, ist der Biologe zuversichtlich. „Die Wälder in den Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft und Niederlausitzer Landrücken werden sich in den kommenden Jahren vorteilhaft entwickeln.“ Das Auerhuhn bevorzugt lichte Mischwälder unterschiedlichen Alters mit einer üppigen Schicht aus Beerensträuchern und vereinzelte Moore. Die Arbeitsgruppe will Waldbesitzer- und nutzer beraten. So sollten etwa Förster, die zum Schutz von Laubbäumen vor Wild Zäune anbrächten diese verblenden. Drahtzäune tauchten nämlich im „genetischen Programm“ des Auerhuhns nicht auf. Sie erkennen sie nicht als Hindernis, fliegen dagegen und sterben häufig an den Folgen, erklärt der Biologe. Genauso wichtig sei es, dass genügend Licht in die Wälder fällt, so dass Heidelbeeren - die „Lieblingsspeise“ des Auerhuhns - wachsen können. Die stattlichen Hühnervögel brauchen zudem jede Menge Platz, um fliegen zu können und um Ausschau nach ihren Feinden Fuchs und Habicht zu halten. Kommt das Auerhuhn wieder, so ist der Lebensraum auch für andere gefährdete Tierarten geeignet. Seeadler, Schwarzstörche und der Raufußkauz, aber auch Schwarz- und Mittelspechte und der selten gewordene prächtige Hirschkäfer haben dann wieder bessere Überlebenschancen in der Niederlausitz.

Jule Scherer

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