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Von Thomas Lähns: Eine Kirche für alle

In Rieben wird das Gotteshaus künftig auch weltlich genutzt / 390 000 Euro Umbaukosten

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Beelitz - Auf der einen Seite andächtige Gottesdienste, auf der anderen beschwingte Feiern. Hier der Altar, dort das Büro des Ortsvorstehers. Sakrale Orgelklänge von unten, die auf weltliche Popmusik von oben treffen – denn im Glockenturm könnte ein Jugendtreff entstehen. In der Riebener Kirche sollen Geistliches und Weltliches aufeinandertreffen, wenn sie in Zukunft die Funktion eines Gemeindezentrums übernimmt. Das bis vor kurzem vom Zerfall bedrohte Gotteshaus soll damit gerettet und für die Zukunft gewappnet werden.

Das ambitionierte Projekt will der noch recht junge Förderverein „Treffpunkt Leben“ umsetzen. Dessen Vorsitzender Jan von der Dellen glaubt, dass die Riebener Kirche zum Modell für andere Gemeinden werden kann: „Kirche kann so wieder einer breiten Masse zugänglich gemacht werden.“ Gut 50 Mitglieder zählt der Verein, der sich erst im Juli dieses Jahres gegründet hat – eine beachtliche Zahl für ein 350-Seelen-Dorf, die von der Dellen mit dem Riebener Gemeinschaftsgefühl begründet: „Hier besteht der Wille, es zusammen zu bewältigen – ob jemand zur Kirchengemeinde gehört oder nicht.“

Den Entwurf für den Umbau der Kirche hat das Ingenieurbüro Götz und Ilsemann ausgearbeitet. Dessen Pläne sehen vor, den Bau in der Mitte durch eine Glasfalttür zu teilen. Im vorderen Bereich bleiben der Altar und ein kleiner Kirchenraum, die Orgel wird versetzt. Im hinteren Bereich soll dann ein Multifunktionssaal samt Teeküche und Toiletten entstehen. Darüber ist Platz für zwei kleinere Räume, in denen Ortsbeirat und Vereine tagen können. Allein für die herkömmliche Nutzung sei die Kirche zu groß, so Architekt Jürgen Götz, doch wenn zu Feiern wie Weihnachten mal mehr Menschen in die Kirche kommen, kann die Glastür aufgeschoben und aus zwei Räumen einer gemacht werden.

Die geplante Doppelnutzung ist ein Pilotprojekt, mit dem die Riebener eigentlich schon seit der Wende geliebäugelt haben, wie Ortsvorsteher Armin Hilgers (UKB) sich erinnern kann. Nur seien diese Ideen nicht weitergedacht worden. Als Ende der 90er Jahre die Kirche wegen Baufälligkeit gesperrt werden musste, haben sich Gemeinde und Kirche an einen Tisch gesetzt und die Möglichkeiten ausgelotet. Hand in Hand habe man dann die Landeskirche überzeugen können, die Sanierung des Hauses anzugehen. Fassade, Dachstuhl und Turm sind bereits erneuert worden, der Innenraum ist im Moment vollständig entkernt und wartet auf seinen Ausbau. Die Kosten von insgesamt 390 000 Euro will man ebenfalls gemeinsam schultern: Die Landeskirche übernimmt 78 000, die Stadt will knapp 80 000 Euro beitragen – wenn die beantragten Fördermittel vom Land bewilligt werden.

Die Räume in der alten Schule, welche zurzeit noch vom Ortsbeirat genutzt werden, könnten künftig vermietet werden, schlägt Hilgers vor. Drei Privatwohnungen gibt es dort bereits. Der Förderverein will nun insgesamt 25 000 Euro aufbringen: aus Spenden und in Form von Arbeitsleistungen. Dass die Riebener für ihre Kirche die Ärmel hochkrempeln, haben sie bereits im Sommer bewiesen, als es um die Gestaltung der Außenanlagen und der Zufahrt ging.

Im Dorf ist man zuversichtlich, dass es im kommenden Jahr weitergeht. Schon am 16. und am 29. November wird es hier wieder Gottesdienste geben. Der Verein „Treffpunkt Leben“ präsentiert im Anschluss daran eine Fotoausstellung zur Geschichte der Kirche – und zu ihrer hoffnungsvollen Zukunft.

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