Potsdam-Mittelmark: Eine Mühle wird zerlegt
Förderverein Beelitzer Bockwindmühle will der Müllerei ein Denkmal setzen
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Förderverein Beelitzer Bockwindmühle will der Müllerei ein Denkmal setzen Von Thomas Lähns Beelitz - Von außen betrachtet erinnert der verfallene Holzbau an der Trebbiner Straße nur schwach an eine Windmühle. Die Flügel fehlen seit Jahrzehnten. Der Bock, auf dem sich die Mühle einst drehte, wurde irgendwann mit Bretterwänden eingekleidet. Nur die typische Bauweise und der kleine, grasbewachsene Hügel, auf dem sie thront, lassen vermuten, dass hier vor langer Zeit einmal Korn gemahlen wurde. Dennoch ist die Beelitzer Mühle ein Wahrzeichen der Spargelstadt, eines der Charakteristika, die auch jene sehen, die auf der Umgehungsstraße nur an Beelitz vorbeifahren. Dieses Wahrzeichen soll nun komplett zerlegt werden. Der im Oktober vergangenen Jahres gegründete Förderverein will die Mühle dann wieder so aufbauen, wie sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesehen hat: mit Flügeln, Drehbock und einem Müller, der hier Mehl produzieren soll. Vater des Vorhabens ist der Beelitzer Karl Gedicke. Vor vier Jahren fasste er den Entschluss, die Mühle vor dem endgültigen Verfall zu retten und fand bald Mitstreiter: Beelitzer Handwerker, Bauplaner, Landwirte, und Geschäftsleute ließen sich vom Mühlen-Fieber anstecken und arbeiten nun auf eine Sanierung hin. Mit dem Bauamts-Mitarbeiter Wolfgang Trebuth ist auch die Stadtverwaltung vertreten. Eine der ersten Maßnahmen war ein provisorisches Dach, das erst mal kurzfristig den Erhalt sichern soll. Im Laufe der Geschichte hatte die Beelitzer Bockwindmühle verschiedene Gesichter. Den ursprünglichen Bau datieren die Förderer auf 1792. Bis 1910 wurde konventionell mit Windkraft gearbeitet. Kurz nach dem Bau des Elektrizitätswerkes in Beelitz wurde die Mühle umgerüstet: Die Mahlsteine wichen strombetriebenen Rütteltischen und Walzenstühlen, auch die Flügel wurden damit überflüssig. Die Relikte aus den ersten Jahren der Industrialisierung stehen noch heute auf den drei Etagen der Mühle und sollen ihren Platz in einem Museum finden - auch das ist ein Vorhaben des Fördervereins. In der Mühle selbst soll alles wieder so aussehen wie vor 200 Jahren, sagt Karl Gedicke. Wolfgang Trebuth lässt sich von der damaligen Produktionsweise immer wieder in Staunen versetzen: „Mit nur einem ,Motor'' wurden hier gleich mehrere Arbeitsgänge erledigt. Das ganze Gebäude wurde nur von dem einen Mühlenbaum in der Mitte gehalten.“ So sei sogar die Lagerung von Kornsäcken ein Balanceakt gewesen. Interessant sind die Reliefs, mit denen sich die Mühlenbauer vor langer Zeit im Holz verewigt haben, verblüffend ist das Zimmer des Müllers: in einer kleinen Kammer von 1,80 mal 1,80 Metern steht heute noch das Bettgestell und ein kleiner Tisch. Momentan laufen die letzten Vorbereitungen für die Sanierung. Nach einer Bestandsaufnahme – zirka ein Drittel der jetzigen Bauteile könne wieder verwendet werden – soll im Frühjahr 2005 mit dem Abbau begonnen werden. Als Projektleiter haben die Beelitzer den Ingenieur Erhard Jahn verpflichtet. Jahn ist gleichzeitig Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und soll auch Fördermöglichkeiten ausloten.Ein weiterer Partner, der den Beelitzern mit Rat und Hilfe zur Seite steht, ist der Mühlenverein Fläming in Jüterbog. Auf dem Spargelfest an diesem Wochenende will sich der Förderverein Beelitzer Bockwindmühle der Öffentlichkeit vorstellen. An einem Informationsstand auf dem Kirchplatz wird es alte Müllereimaschinen und ein Modell der Beelitzer Mühle zu sehen geben.
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