Windenergie: Eine Region wird Windparkplatz
Regionalversammlung Havelland-Fläming beschließt Kriterien für neue Projekte – auch rund um Potsdam. 25 Windparks sind geplant
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Potsdam-Mittelmark - In den Kreisen Potsdam-Mittelmark, Havelland und Teltow-Fläming sollen 25 neue Windparks entstehen. Die Regionalversammlung der Planungsstelle Havelland-Fläming hat in ihrer Sitzung am Donnerstagabend entsprechende Kriterien beschlossen. Allein in der „östlichen Zauche“ zwischen Wittbrietzen und Bliesendorf würden demnach drei neue Windfarmen in einer Größenordnung von 8, 12 und 15 Quadratkilometern möglich werden. Der Windpark bei Linthe würde auf 4 Quadratkilometer wachsen, der Windpark zwischen Golzow und Kloster Lehnin auf fast 20 Quadratkilometer. Er würde damit zu den größten der Planungsregion gehören. Zwischen Sputendorf und Genshagen wäre derweil ein rund 4 Quadratkilometer großer, neuer Windpark möglich.
Mit einem „Teilplan Windenergienutzung“ will die Regionalplanung der Energiewende den Weg bereiten. Um Wildwuchs von Windrädern zu vermeiden und den wartenden Investoren trotzdem Raum zu geben, müssen „Eignungsgebiete“ für neue Windparks festgelegt werden. Der Teilplan-Entwurf ist fast fertig und soll im Frühjahr 2012 beschlossen werden. „Nach Ostern“ soll das öffentliche Beteiligungsverfahren beginnen, sagte der Vorsitzende der Regionalversammlung, Landrat Wolfgang Blasig (SPD).
Ein früherer „Teilplan Windenergienutzung“ war vom Oberverwaltungsgericht kassiert worden. Aus Sicht der Richter wurde mit den darin festgelegten 13 Eignungsgebieten „kein hinreichendes Flächenpotenzial für die Windenergienutzung“ ausgewiesen, auch Abwägungsmängel wurden moniert. Geklagt hatten die Berliner Stadtgüter und ein Investor, die einen Windpark südlich von Stahnsdorf („Stahnsdorfer Rieselfelder“) bauen wollen. Zwar findet sich das Projekt im neuen Teilplan-Entwurf nicht wieder, das Duo will es aber trotzdem durchsetzen (PNN berichteten).
Die Chancen stehen nicht schlecht: Windparks sind laut Baugesetzbuch „privilegiert“. Soweit keine „öffentlichen Belange“ entgegenstehen, müssen sie genehmigt werden. Diese Belange hat die Regionalversammlung jetzt als „Planungskriterien“ definiert: Die Anlagen sollen mindestens 1000 Meter von Siedlungen und fünf Kilometer voneinander entfernt sein. Natur- und Landschaftsschutzgebiete, Seen, Hang- und Waldkanten sowie Nist- und Rastplätze bedrohter oder scheuer Vögel sind besonders geschützt, ebenso „Erholungs“-Wälder, Kliniken, Kurgebiete und Kulturlandschaften.
Einem Wunsch aus der Stadt Zossen, ein Mindestabstand zu Siedlungen von 2000 Metern festzulegen, wurde nicht entsprochen. Ein so hoher Abstand sei fachlich nicht zu begründen und würde zu „erheblichen rechtlichen Problemen“ führen, warnte Matthias Feskorn vom brandenburgischen Landesumweltamt in der Sitzung. Immerhin soll ein Einwand der Kliniken in Beelitz-Heilstätten nochmal geprüft werden, wie Landrat Blasig zusagte. Dort hat man erhebliche Bedenken zum 8 Quadratkilometer großen Windpark, der westlich der Kreuzung von A 9 und Wetzlarer Bahn geplant ist. Zwar soll der Abstand zu den Kliniken, die sich jenseits der A 9 befinden, 1500 Meter betragen – auch das ist den Kliniken aber zu wenig. „Wir nehmen das sehr ernst und werden prüfen, ob die Argumente ausreichen“, so Landrat Blasig. Eine Veränderung dieses Windparks hätte Konsequenzen für das gesamte Planareal der „östlichen Zauche“, betonte er.
Der Teilregionalplan-Entwurf werde derzeit mit allen betroffenen Kommunen abgestimmt, sagte der Geschäftsführer der Regionalplanung, Harald Knauer. Trotz der engen Planungskriterien seien Alternativen für einige Windparkstandorte möglich. Mancherorts seien die Gespräche gelaufen, einige Kommunen arbeiten die Projekte schon in ihre Flächennutzungspläne ein. Gesprächsbedarf gibt es vor allem noch an der Nauener Platte: Dort wird jetzt nicht zu Unrecht befürchtet, dass zu den bestehenden Windparks noch welche hinzukommen. Allerdings sollen von den vorhandenen über 100 Windrädern in der Region auch einige weichen.
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