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Der Bürgermeistertest. Thomas Schmidt war der erste, der ein Pedelec in die Box schob, sekundiert von Ministerin Tack.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Eine Stadt lädt auf

In Teltow ist Brandenburgs erste Radstation für Elektroräder eröffnet worden. Das freut auch den örtlichen Fahrradhändler

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Teltow - Es sei ein Riesenmarkt, der sich da entwickelt, sagt Philipp Ullmann. Als er vor zehn Jahren seine Lehre als Zweiradmechaniker aufgenommen hatte, habe es angefangen mit den Pedelecs. Inzwischen gehören die Fahrräder mit Eletroantrieb auch zum Teltower Stadtbild, sagt der einzige Fahrradhändler der Stadt. „Und es sind auch nicht mehr nur die Senioren, die die Verstärkermotoren nutzen.“ Auch Leute, die sich „zwischen Bett und Bürostuhl etwas bewegen“ wollten, hätten Geschmack daran gefunden, mit ihren Pedelecs an durchtrainierten Sportradlern mit ihren Boliden vorbeizuschlenzen.

Die Stadt Teltow hat auf den Trend reagiert: Gestern wurde am S-Bahnhof Brandenburgs erste öffentliche Pedelec-Station eingeweiht. Selbst Berlin hat nur eine solche Station, glaubt man der Internetseite radtankstelle.de. Darüber hinaus ist der Service vor allem in süddeutschen Touristenregionen verbreitet. In Teltow sieht das dann so aus: In zwei Metallgaragen stehen jeweils vier verschließbare Boxen bereit, in denen auch dieAkkus aufgeladen werden können – alles kostenlos. Per SMS-Kurzmitteilung wird ein Zugangscode für die je 90 Zentimeter breiten und etwa brusthohen Boxen angefordert. Automatisch öffnet sich damit eine freie Box, in der das Rad abgestellt und der Akku angeschlossen werden kann.

Initiiert wurde der Stations-Bau von Katharina List, der Klimaschutzmanagerin von Teltow und Kleinmachnow. „Die neue Anlage ist eingebettet in das Projekt ,Pedelec-Korridor’ der Bundesregierung“, erklärte List. Damit soll erprobt werden, unter welchen Voraussetzungen Pendler vom Auto aufs Elektrorad umsteigen würden. Dafür sollen im Südwesten Berlins und in der Region Teltow auch neue, Pedelec-taugliche Fahrradverbindungen entstehen.

Fahrradhändler Philipp Ullmann begrüßt solche Aktivitäten. Der Pedelec-Markt wachse unaufhörlich, er spürt es durch Nachfragen und auf der Werkbank seines Ladens. Allein im vergangenen Jahr wurde der Absatz nach Angaben des Zweiradindustrieverbandes um acht Prozent auf 410 000 Stück gesteigert. Laut Ullmann haben sich Technik, Reichweiten, Sensorik, Beschleunigung, Bremsverhalten und Wartungsintervalle in den vergangenen Jahren enorm verbessert, inzwischen fahre man ohne Batterieaufladung locker 60 bis 70 Kilometer. Allerdings müsse man für ein ordentliches Modell, das technische auf dem neuesten Stand ist, inzwischen wenigstens 2000 bis 2200 Euro hinblättern. Guten Gewissens könne man Pedelecs von Markenherstellern wie Winora, Kettler, Hercules oder Kalkhoff kaufen, versichert er.

Umweltministerin Anita Tack (Linke) fasste die Aktivitäten der Rübchenstadt gestern so zusammen: „Teltow lädt auf.“ Eine Energiewende sei ohne Verkehrswende nicht zu machen. Dazu seien viele kleine Schritte zu gehen. Sichere Abstellmöglichkeiten für hochwertige Pedelecs sei einer davon.

Teltow darf sich durchaus als Vorreiter in Sachen Elektromobilität bezeichnen: Erst im Mai war am Rathaus eine kostenlose Stromtankstelle für Elektroautos eröffnet worden. Kostenlos können in der Tourist-Information seit zwei Jahren auch zwei Pedelecs ausgeliehen werden.„Mit der neuen Pedelec-Station möchte die Stadt gerade am stark frequentierten S-Bahnhof den Anreiz erhöhen, den Weg dorthin mit dem Rad zurückzulegen“, sagte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Klar– ein Parkhaus wäre teurer und die Parknot ist groß. Der Bau der Pedelec-Station kostete lediglich 40 000 Euro, Tacks Ministerium steuerte dazu auch noch fast 25 000 Euro bei, den Rest zahlte die Stadt.

Philipp Ullmann hinderte derweil bislang das Startkapital daran, in seinem Fahrradladen auch Pedelecs anzubieten. Er hat das Geschäft erst im Februar vom Vorgänger übernommen, es laufe allerdings besser als er dachte. Nächstes Wochenende fährt Ullmann nach Mainhausen (Hessen) zu einer Ordermesse für Fahrradhändler. Die Aktivitäten des Rathauses spornen ihn an, und was Fahrräder und auch Pedelecs angeht, kennt er sich bestens aus. „Ich schaue mir in Mainhausen ein paar Pedelecs an und vielleicht bestelle ich auch gleich welche.“ Die Nachfrage, da ist er sich sicher, besteht.

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