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Potsdam-Mittelmark: Eine Stunde Arbeit für vier „Michel“

Neuer Tauschring für Nachbarschaftshilfe

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Michendorf - Einen selbst gebackenen Kuchen für die Hilfe beim Einrichten des Computers, eine Stunde Gartenarbeit beim Nachbarn gegen die Pflege der eigenen Blumen während des Jahresurlaubs: Kleinere Dienstleistungen können in Michendorf künftig mit anderen Bürgern getauscht werden. Am Donnerstagabend findet im Wilhelmshorster Gemeindezentrum die Auftaktveranstaltung für einen ortsteilübergreifenden Tauschring statt. Danach soll es mit Unterstützung des Märkischen Kulturbundes monatliche Börsen geben, auf der Interessierte ihre Fähigkeiten anderen Bürgern anbieten.

Dabei soll nicht direkt getauscht werden, sagte Initiatorin Marion Rosenthal aus Langerwisch gegenüber den PNN. Für die Arbeitszeit erhalten die privaten Dienstleister Punkte auf einer Guthabenliste, für die sie wiederum die Fähigkeiten anderer Bürger in Anspruch nehmen können – egal zu welchem Zeitpunkt. Der ortstypische Name dieser fiktiven Währung : „Michel“. Für eine Stunde Arbeitszeit bekomme man vier Michel, erläuterte Rosenthal das Prinzip, das auf der Veranstaltung am Donnerstag zusammen mit den Anwesenden weiter ausgefeilt werden soll. Erst einmal sollen die Interessenten mit ihren jeweiligen Fähigkeiten und Angeboten in eine Liste aufgenommen werden. Jeder werde mit einem Guthaben von null Michel starten, es müssten aber Höchstgrenzen im Minus- und Plusbereich festgelegt werden – nicht dass jemand nur Hilfe empfängt, ohne selbst etwas zu leisten, oder sich ein anderer nur aufopfert, ohne selbst Hilfe anzunehmen. Das Wichtigste: Bargeld bleibt außen vor und getauscht werden einzig und allein private Dienstleistungen, keine Waren.

Tauschringe gibt es seit Ende der 90er Jahre überall in Deutschland, mittlerweile sind es über 300. Die Vorteile: Besondere Fähigkeiten können sinnvoll eingesetzt werden und man kommt in Kontakt mit anderen Menschen. Marion Rosenthal sei sofort von der Idee fasziniert gewesen, als sie auf einem Fest in Berlin davon gehört hatte: „Es wird nicht immer gleich aufs Geld geschaut. Der Grundgedanke des Immateriellen ist einfach großartig“, sagte sie. Dabei biete sich in ihren Augen eine ganz besondere Chance für die junge Großgemeinde: Die Ortsteile wachsen über den Tauschring weiter zusammen – ein Wert, der sich nicht in Geld, aber künftig vielleicht in Michel umrechnen lässt. Thomas Lähns

Der Auftakt ist morgen in der Dr. Albert-Schweitzer-Str. 9-11 um 20 Uhr.

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