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KulTOUR: Einen hat er noch...
Fips Asmussen ist in die Jahre gekommen. Sein Mundwerk allerdings kennt keine Rente
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Teltow - Die letzten Worte eines Komikers: „Kennen Sie den...!?“ Auch Fips Asmussen wird sie wohl bis zum Schluss auf seinen Lippen tragen. Ja, er ist in die Jahre gekommen: Die Schritte zur Bühne sind kurz, der Aschenbecher ist verschwunden. Und statt des obligatorischen Bieres schlürft er ein wenig widerwillig an einem Kaffee. Nur die regenbogenbunte Weste ist geblieben – und sein loses Mundwerk, das auch mit 74 nicht stillzustehen scheint. „Fips, erzähl doch mal ’nen Witz!“ – „Wenn du Wladimir Klitschko triffst, fragst du ihn doch auch nicht, ob er dir mal in die Fresse haut.“
Der selbsternannte „Possenreißer mit Grütze im Kopf“ gastierte am Wochenende in Teltow, vor 80 Leuten im Stubenrauchsaal. „Zu einem schönen Abend gehört ein schöner Mann: Hier bin ich.“ Drei Stunden lang zieht er vom Leder, die Pointen fliegen im Zehn-Sekunden-Takt. Zugegeben: Nicht alles ist neu und nicht jeder Gag zündet – doch das Publikum biegt sich vor Lachen. Denn hat man gerade den ersten Spruch verdaut (oder verstanden), da kommt schon der nächste. „Ich hab mir ein Gebiss machen lassen – in China!“, berichtet Fips und setzt hinzu: „Jedes Mal, wenn ich jetzt einen Hund sehe, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.“
Er pfeift auf Political Correctness, gibt sich bewusst chauvinistisch („Damen gehen mit Täschchen aufs Klo, damit sie auch was in der Hand haben.“) und trägt seine Homophobie offen zur Schau („Klaus Wowereit? Das ganze Abgeordnetenhaus steht mit dem Rücken zur Wand.“). Er ist ein Dinosaurier, den das 21. Jahrhundert längst eingeholt hat. Trotzdem verzichtet er darauf, sich beim Publikum anzubiedern. Die erste Reihe wird zwar artig per Handschlag begrüßt, aber so manch einer hätte es dann doch lieber bei einem einfachen „Hallo“ belassen. „Reicht für dich ein Stuhl aus?“, pöbelt Fips gegen einen Dicken. „Na Muddi? Du hast ja ’n hübsches Kerlchen dabei – schläft er schon durch?“, schießt er gegen eine Dame in Begleitung eines Jüngeren.
Es ist die Kodderschnauze, die ihn aus der Schar profilloser moderner „Comedians“ herausstechen lässt. Und sein unerschöpfliches Repertoire. Fips beschränkt sich nicht darauf, seine Freundin durch den Kakao zu ziehen („Kennste? Freundin?“) oder sich durch irgendeine Macke zum Clown zu machen („Ja, hallo erstmal...“). Das kann bisweilen auch ganz komisch sein, ist aber schnell ausgelutscht – und lässt sich auf Partys nicht so gut weitererzählen wie ein Fips-Witz. Haucht sie ihm ins Ohr: „Sag mir mal was Schmutziges!“ Sagt er: „Bad, Küche, Toilette...“
Vor allem mit seinem Lieblingsthema, der Politik, trifft er den Nerv des Teltower Publikums. „Politiker sind doch wie Tauben: Sind sie unten, fressen sie dir aus der Hand, sind sie oben, bescheißen sie dich“, proklamiert Fips Asmussen und erntet brüllendes Gelächter. Und bei unserer Kanzlerin hoffe er immer noch, „dass sie sich irgendwann die Perücke herunterreißt und es ist doch Hape Kerkeling“.
Solche Possen reißt er seit Jahrzehnten. Für Stadien hat es zwar nie gereicht, dafür aber ist sein Gedankengut an sämtlichen Kneipentresen der Nation präsent. Manchmal läuft es sogar im Fernsehen – wenn auch unbeabsichtigt. Mit Didi Hallervorden hat er sich bis aufs Messer um die Rechte am „Flasche-Pommes-Witz“ (Palim, palim) gestritten, von Oliver Kalkofe ist er gnadenlos parodiert worden.
Dabei kann Fips auch tiefgründige und leise Töne anschlagen: „Das Fernsehen“, sagt er, „hat den Kreis der Familie zum Halbkreis gemacht.“ Oder: „Der deutsche Humor hat nach dem Zweiten Weltkrieg zwei schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen: Den Tod Heinz Erhards und die Geburt von Cindy aus Marzahn.“ Möge er seinem Publikum – auch ohne Bier und Zigaretten – noch lange erhalten bleiben. Thomas Lähns
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